Vielleicht ist es der beste Einfall der Kitas: der Ausstand.
Mal ehrlich, liebe Eltern, wie viel Zeit können Sie noch effektiv mit Ihrem Nachwuchs verbringen? Zwingen Politik/Wirtschaft dank Hungerlohn und Gesellschaft dank Gleichberechtigung/Gleichstellung für/von Frau und Mann Sie nicht dazu, das Wertvollste, was Sie in diesem Leben haben, von A nach B zu karren und von Fremden versorgen zu lassen, die selber kaum wissen, wie sie ihre Rechnungen bezahlen sollen?
Das finde ich schon schlimm genug. Wenn ich dann aber lese, höre und sehe, wie auf den Streik reagiert wird, greife ich zum Spucktuch. Da fallen Wörter wie „unzumutbar!“, „unverantwortlich!“, man munkelt, es sei ein Streik der richtig weh tut. Eltern außer Rand und Band!
„Mit denen spiele ich nicht mehr.“
Entschuldigung, aber was genau tut denn da weh? Dass man mit den eigenen Kindern, die man in die Welt gesetzt hat, plötzlich zu Hause bleiben muss? Mahlzeiten vorbereiten und gemeinsam essen? Zwangsweise entschleunigt zu werden, weil der Nachwuchs auf Zeit pfeift, alles spannend findet und hunderte von Fragen stellt? Auf allen Vieren wiehernd durch die Wohnung zu krabbeln, das wild gewordene Kind, vor Lachen grölend, auf dem Rücken? Ein schweres Märchenbuch zu halten, vorzulesen und dabei die Stimme zu verstellen, wenn es Zeit fürs Bett ist? Wenn der kleine Racker die kurzen Arme um Mamas oder Papas Hals schlingt, kräftig zudrückt und sagt „ich will, dass du niiiiiiieeeee wieder arbeiten gehst!“?
Stimmt. Gibt ja nichts Schlimmeres als den Tag mit seinem Kind verbringen zu müssen!
„Die sind doof.“
Dass Eltern gefrustet sind und sich auch hilflos fühlen, kann ich verstehen. Ich hätte auch Angst um meine Existenz, meinen Job und damit auch davor, meine Kinder nicht mehr gut versorgen zu können.
Nur scheint mir das Problem nicht bei den Kitas zu liegen, sondern eine Folge zu sein von
1) der Einstellung unserer Gesellschaft gegenüber Kindererziehung („Ne, echt jetzt, Erzieherin? Willst du nicht lieber was Richtiges lernen?“)
2) der nicht vorhandenen Wertschätzung der Eltern, die sich entschließen, ihre Zeit mit ihren Kindern zu verbringen („Och, Du arme, keine Karriere und Konkurrenz?“)
3) an den unverschämt niedrigen Löhnen für die Menschen, denen wir unsere Kleinen anvertrauen („Nö, warum auch, ist ja kein richtiger Beruf, ist nur Nervensache und Puppenwickeln. Was leisten oder produzieren die denn schon?“)
Könnte man den Streik nicht auch andersrum nutzen und mit einsteigen – um auszusteigen? Was wäre, wenn tausende von Eltern sich solidarisch zeigen mit den streikenden Erziehern – aber vor allem mit ihren Kindern?
„Du bist dran!“
Wann fangen Sie herzhaft an zu lachen: Wenn neben Ihnen ein Bündel Geld liegt oder ein fröhlich strampelndes, glucksendes Baby?
Wäre es nicht schön, wenn in einer Familie oder Partnerschaft wieder nur einer Arbeiten gehen müsste? Wenn Alleinerziehende dank staatlicher Unterstützung („Erziehung ist Menschensache“, Zitat Volker Pispers) sich nicht mehr wegen Job und Nachwuchs zerreißen müssen, sondern bis zur Vorschule tiefenentspannt mit Gleichgesinnten genießen, leben, lehren und lernen könnten? Und wann hört es endlich auf, dass Frauen bemitleidet werden, die sich zumindest eine Zeit lang vor allem um ihr Kind kümmern? Ist mit Gleichberechtigung oder Gleichstellung gemeint, dass nun auch Frauen den gleichen Blödsinn wie bisher vor allem Männer machen müssen von wegen: Höher-Schneller-Weiter? Also Karriere um jeden Preis ohne Rücksicht auf humane Bedürfnisse?
Beitrag ist eine Zusammenarbeit von maeusewanderer und der giftigen_kleinen_kroete
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