Die Bethe-Stiftung fördert Klassenfahrten gegen das Vergessen.
Reisen zu Orten der Erinnerung sind nicht immer einfach und angenehm. Aber sie sind wichtig, damit Vergangenes nicht vergessen wird. Bremer Schülerinnen und Schüler sollen noch häufiger die Chance erhalten, sich an historischen Originalschauplätzen direkt mit der Zeit des Nationalsozialismus und mit den Folgen seiner rechtsextremistischen Ideologie auseinanderzusetzen. Um Fahrten – insbesondere zu KZ-Gedenkstätten in Polen – zu ermöglichen, hat Frank Pietrzok, Staatsrat bei der Senatorin für Kinder und Bildung, eine Vereinbarung mit der Bethe-Stiftung unterzeichnet. Mit rund 60.000 Euro in zwei Jahren werden bis zu zehn Klassenfahrten mit historisch-politischem Schwerpunkt und einer Reisedauer von mindestens vier Tagen gefördert. Schülerinnen und Schüler leisten einen Eigenbeitrag von 90 Euro. Diese Summe kann beispielsweise durch Spenden/ Sponsoring, Schulvereine, oder die „blaue Karte“ reduziert werden. Die Eigenbeiträge dürfen jedoch laut Förderrichtlinie 40 Euro je Schüler oder Schülerin nicht unterschreiten.
„Den Gedenkstätten kommt eine zentrale Rolle in der Auseinandersetzung mit der NS-Vergangenheit zu. An diesen Lernorten lassen sich Dimensionen der Verbrechen begreifen. Jugendliche, die sich mit der Geschichte beschäftigt haben, fragen nicht nur nach den Fakten, sie stellen auch ethische Fragen, schärfen ihr politisches Bewusstsein und die Bereitschaft zur Zivilcourage“, sagt Pietrzok. Wer Thesen und Methoden rechtsextremistischer Propaganda kenne, könne sich dagegen auch besser zur Wehr setzen.
Stifterehepaar Roswitha und Erich Bethe sind die Fahrten ein Herzensanliegen. Roswitha Bethe war zur Unterzeichnung der Vereinbarung mit ihrem Sohn Florian nach Bremen gereist: „Mein Mann und ich waren im vergangenen Jahr in einigen reinen Vernichtungslagern in Polen. Wir waren tief erschüttert, weil wir von diesen Lagern nichts wussten. Diese Geschichte müssen wir aufarbeiten.“
In Bremen wird die Landeszentrale für politische Bildung die fachliche Begleitung der Fahrten übernehmen und durch eine neue Fachkraft für schulnahe politische Bildung unterstützen. Zudem wird es – zum Teil geförderte – Fortbildungen am Landesinstitut für Schulen geben.
Für das operative Geschäft der Stiftung ist Peter Junge-Wentrup, Geschäftsführer des Internationalen Bildungs- und Begegnungswerks gGmbH (IBB) zuständig. Er verhandelte bereits mit einigen Bundesländern Vereinbarungen über die Fahrten. Junge-Wentrup: „Bremen gehört jetzt dazu, das freut uns. Junge Menschen finden gerade an den Erinnerungsorten unschätzbar wichtige Impulse für ein Lernen aus der Geschichte für eine gemeinsame Zukunft in Europa. Fahrten an die Orte dieser unvorstellbaren Verbrechen werden nach unserer Überzeugung künftig eine noch größere Rolle in der Erinnerungsarbeit spielen.“
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