In den vergangenen Jahrhunderten war es für Frauen durchaus möglich, als Sängerinnen und Pianistinnen Zugang zu einem aktiven Musikleben zu haben. Eigene Musik zu erschaffen und zu komponieren wurde ihnen jedoch entweder durch die Umstände erschwert oder verwehrt oder „mangels Genius“ abgesprochen.
Die klassische Musik
Aber es hat in allen Jahrhunderten Frauen gegeben, die trotz widriger Umstände sich nicht davon abbringen ließen. Beispielsweise die französische Komponistin Mel Bonis (1858 – 1937), die während ihres Musikstudiums bereits eigene Kompositionen verfasste. Ein Jahr vor dem Ende des Studiums nahmen die Eltern sie vom Konservatorium und verheirateten sie mit einem um 22 Jahre älteren Mann, der bereits 5 Kinder hatte. Auch als die Familie um drei weitere, eigene Kinder wuchs, hat Mel Bonis das Komponieren nie ganz aufgegeben und gewann später bedeutende Preise bei Kompositionswettbewerben. Oder die Britin Ethel Smyth (1858 – 1944), die sich im Alter von 19 Jahren durch Hungerstreik und andere Verweigerungen die familiäre Zustimmung ertrotzte, in Leipzig Komposition studieren zu dürfen. Inzwischen gibt es im Bereich der klassischen Musik international viele Frauen, die es selbstverständlich für sich in Anspruch nehmen, eigene Musik zu komponieren.
Die Jazzszene
Ähnliches gab es in der Jazzszene zu beobachten: Als die sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts anfing zu entwickeln, erlebten Frauen ähnliche Einschränkungen, dass sie wieder nur als Sängerinnen Teil der Jazzszene sein durften, wie z.B. Billie Holliday oder Ella Fitzgerald.
Auch hier hat sich viel verändert, heute gibt es erfrischend viele junge Jazzerinnen, die nicht nur erstklassige Interpretinnen sind, sondern auch Stücke schreiben und eigene Bands haben, wie die Bassistin Lisa Wulff, die amerikanische Schlagzeugerin Alllison Miller oder die Jazzflötistin Anne-Christine Heinrich.
Hip-Hop und Rap
Diese Entwicklung aus Klassik und Jazz wiederholte sich auch in den neueren Musikgenres. Über lange Zeit waren z.B. Musikstile wie Hip-Hop und Rap vorwiegend männliche Domänen, die aber glücklicherweise durch viele mutige Protagonistinnen aufgebrochen wurden, die sich mit eigenen Texten und Musik Gehör verschaffen und sich selbstbewusst dem Publikum präsentieren.
Trotz der Tatsache, dass Frauen immer wieder gezeigt haben und weiterhin zeigen, dass sie eigene Musik erschaffen, sind Komponistinnen nach wie vor kaum bekannt und werden zu wenig gespielt und von der Öffentlichkeit nicht wahrgenommen.
Musiker*innen hören!
Mein persönliches Urteil aus der Beschäftigung mit Kompositionen von Frauen ist ähnlich wie das über die Musik ihrer männlichen Kollegen: Es gibt viele Musikstücke, die ich mir gern anhöre, manches finde ich langweilig und uninspiriert, und einiges berührt mich und gehört zu meinem inneren Musikschatz.
Sich mit dem Leben und Werk von Komponistinnen auseinanderzusetzen, ist in meinen Augen ein erster Schritt, um ihr Schaffen zu würdigen und sie hör- und sichtbarer und damit in ihrer Präsenz selbstverständlicher werden zu lassen.
Ich selber bin Hobbymusikerin und würde mich gern über dieses spannende Thema (vor allem Jazz, aber auch Klassik) mit anderen Interessierten in monatlichen Onlinetreffen austauschen und mich vom Wissen anderer bereichern und ermutigen lassen.
Wer möchte, kann gern über die Redaktion der „frauenseiten“ mit mir Kontakt aufnehmen.
Ilga Bertelsons
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