Jede_r von uns macht es leise und verträumt vor sich hin. In der Bahn, im Auto, auf dem Weg nach Hause, manchmal beim Essen, bei der Arbeit, wenn es angemessen ist, ganz sicher in der Freizeit und auf jeden Fall unter der Dusche. Einen Ohrwurm nachsingen, der einem nicht mehr aus dem Kopf geht. Musik ist und war schon seit Jahrhunderten immer ein treuer Begleiter der Zeit. Heute schalten wir das Radio an und entspannen oder tanzen zu der gewählten Musik. Ganz einfach geht es auch mit dem Handy oder IPod, in dem die ganzen Lieder schon eingespeichert oder runter geladen sind.
Die meist gestellte Frage dazu ist :
Wie wird aus einer Idee ein weit verbreiteter Ohrwurm, der die Musikbegeisterten nicht mehr loslässt. Oder wie stelle ich etwas auf einer Bühne dar, muss ich auf irgendwelche Gestiken und Mimiken achten oder singe ich einfach drauf los. Wie wird das Ganze produziert und wie sieht das eigentlich alles aus? Ich wette, dass sich jede_r mindestens einmal diese Frage stellt und die Mädchen gleich zweimal.
Diplom-Sozialpädagogin und eine coole Rockerin
Eine Antwort auf einige dieser Fragen hat Meike Schaub! Und woher? Na, weil sie selber in der Branche tätig ist. Sie war die Bassistin der Frauenpunkrockband Linda Potatoe,Schlagzeugerin bei S.O.L und ebenfalls Bassistin bei den Les Privatiers, einer Jazzband. Zurzeit spielt sie Bass in der Trio Band ” Suzannah Karenina”. Sie ist Diplom-Sozialpädagogin und kümmert sich schon seit 15 Jahren um die Mädchen und den Frauenproberaum. Ebenso plant und betreut sie die Musikworkshops für Mädchen im Schlachthof. Nebenbei leitet sie auch eine AG in einer Schule in Achim. In diesen Workshops bietet sie den Mädchen einen Einblick in die Welt der Musik. Aktuell wird ein Schlagzeugkurs und Bandcoaching für die jungen engagierten Mädels angeboten.
Aber die Mädchen in den Rock Bands müssen doch immer singen! Oder?
Mädchen und Schlagzeug? Da denken viele Menschen leider noch an ein bestimmtes Frauenbild. Davon kann ich aber etwas ganz anderes erzählen. Denn Johanna, die Schülerin von Meike hat schon in ihrer zweiten Schlagzeugstunde so einiges drauf. Und geprobt wird im Schlachthof in Findorff. Der Proberaum liegt etwas versteckt auf der anderen Seite vom Schlachthof. Man muss einmal halb um das Gebäude laufen, dann durch so etwas wie einen geheimen Gang, der von Büschen und Bäumen verdeckt ist und schon ist da auch die blaue mit Graffiti übermalte Tür.
Von außen sieht es sehr vielversprechend aus, genau so stelle ich mir die Gegend eines Proberaums vor. Die kleine Treppe führt uns dann zum Proberaum.
Der Raum ist klein und gemütlich und hat alles was man braucht. Ein Neon gelbes Schlagzeug, ganz viel Equipment und ein super süßes Bild einer Schlagzeug spielenden Oma.
Nach einem kurzen Gespräch setzt sich die 19-jährige Johanna auch schon ans Schlagzeug und spielt, was sie in der letzten Stunde gelernt hat, und ich denke: ,,Spielt die gut”. Von Meike gibt es auch die einen oder anderen Verbesserungsvorschläge, sie setzt sich auch ans Schlagzeug und macht mit ihrer Schülerin ein paar Übungen zusammen.
Wie ist denn so die Arbeit…
… mit ganz vielen Mädchen und lauten Instrumenten? Es war auf jeden Fall ein gelungener Tag. Aber läuft das immer so erfolgreich und friedlich mit den Mädels ab und warum werden eigentlich nur Mädchen unterrichtet, frage ich die Sozialpädagogin. Die Mädchen, die von Meike Unterrichtet werden sind meistens in einem schwierigen Alter. Sie machen es Meike auch nicht immer leicht. Mit Zickereien und Streitereien untereinander laufen nicht alle Stunden friedlich ab. Hinzu kommt noch, dass die Mädchen gerne viel zu bereden haben und oft ganz lange brauchen bis sie fertig sind, betont Meike. Aber die Sozialpädagogin ist auf Jugendliche spezialisiert und weiß damit umzugehen, wenn sich wieder ein Streit unter den Mädchen anbahnt.
Jungs freie Zone?
Meike arbeitet nicht nur ausschließlich mit Mädchen. In der Schule, in der sie unterrichtet, gibt es natürlich auch Jungs. Privat hatte sie auch schon öfter Jungs am Schlagzeug oder am Bass. Auch in den Bands, die sie im Schlachthof betreut, waren schon die einen oder anderen Jungs dabei. Doch die erfahrene Musikerin betont, dass die Arbeit mit den Mädchen viel angenehmer ist. Vor allem ohne den Konkurrenzdruck und zu sehen, wie gerade Mädchen sich in dieser Hinsicht entwickeln, sei sehr interessant. Jungs trauen sich eher an ein Schlagzeug und hauen dann auch richtig drauf, wobei sich die Mädchen eher als Frontsängerin sehen. Doch wenn sich die Mädchen an die lauten Instrumente setzen und sich als wahre Talente herausstellen ist ihre Begeisterung noch größer.
Man kann einen Menschen nichts lehren…
… man kann ihm nur helfen, es in sich selbst zu entdecken. (Galileo Galilei)
Das ist auch die Motivation von Meike Schaub, sie möchte den Mädchen die Elektro-Instrumente näher bringen, sie sollen sich trauen und mal so richtig ‘‘abrocken‘‘ und vielleicht ihre unentdeckten Talente herausfinden. Dadurch gewinnen die Mädchen mehr Selbstbewusstsein, sagt die Bassistin. Das zeigt sich auch in den Proben und in den Workshops im Schlachthof. Danach ist das Auftreten der Mädchen stärker, sie sind stolz eine eigene Band zu haben. Die Mädchen haben ein gemeinsames Ziel und daran arbeiten sie und wachsen zusammen. Vielleicht sehen wir sie in den zukünftigen Bands dann öfter am Schlagzeug sitzen als am Mikro. Falls sie mehr über Meike Schaub und ihre Arbeit im Schlachthof erfahren möchten schauen sie hier: Workshops
Büsra Taskir
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