Obwohl unsere beliebte Kategorie eigentliche eine “Frau der Woche” zeigt, wurde es doch einmal wieder Zeit, hier auch einen Mann zu präsentieren, der uns beeindruckt. Der vor einem guten Jahr gewählte kanadische Ministerpräsident Justin Trudeau begeistert nicht nur seine eigenen Landsleute, sondern macht vor allem international mit seiner liberalen Einstellung und offenem Bekenntnis zum Feminismus Werbung für sein Land.
Wer ist Justin Trudeau?
Als ältester von drei Söhnen wird Justin Trudeau 1971 in Ottawa geboren. Fast zehn Jahre lang beschäftigte sich Trudeau mit seiner Bildung – Studium der Literatur, Mathematik, Wirtschaft – um dann 2006 in die Politik zu gehen. Auch im Schauspiel versuchte er sich und war in einer Nebenrolle einem zweiteiligen Fernsehfilm zu sehen. Politisch tritt Trudeau in die Fußstapfen seines Vaters, einem ehemaligen Premierminister, und unterstützt schon früh die Liberale Partei. 2013 wird er Vorsitzender der Partei – gewählt mit einer überragenden Mehrheit von über 80 Prozent. Parteiintern wird er als Chance gesehen, wieder junge Wähler zu gewinnen. Nur zwei Jahre später wird er zu Kanadas Premierminister gewählt. Er verspricht, sich bei seiner Wahl um die Flüchtlingspolitik zu kümmern. Würde er gewählt werden, so Trudeau, werde er die restriktiven Aufnahmepolitik seines Vorgängers lockern. Er hielt sich an sein Wort und begrüßte einige der ersten ankommenden Flüchtlinge am Flughafen, mitten unter ihnen, statt nur von weitem.
Liberale Ansichten und modernes Image
Sein Hintergrund macht Trudeau für viele konservative Stimmen ungeeignet als Premierminister. Er sei nur ein Emporkömmling und profitiere von dem Ruf seines Vaters. Aber Justin Trudeau steht für ein neues Kanada. Ähnlich wie Barack Obama mit seinem jugendlichen Charme und losgelöstem Auftreten das Image Amerikas verbessert hat, wird Trudeau als Schritt in ein modernes Kanada gesehen. Der Premierminister ist auf allen Social Media Kanälen erreichbar, Twitter, Facebook, sogar Snapchat. Damit ist er vor allem dem jungen Kanada näher als viele seiner Vorgänger. Er unterstützt offen die #prochoice Bewegung für die Selbstbestimmung von Frauen im Abtreibungsprozess. Ebenfalls spricht er sich aus für die Legalisierung von Marihuana. Er läuft vorne mit bei einer Gay Pride Parade und führt eine klare Kampagne für Toleranz und Gleichstellung aller Geschlechter und sexuellen Orientierungen. Die Welt blickt anders auf Kanada und ihr neues Image wegen des sympathischen und weltoffenen Premierministers.
.@JustinTrudeau among the smiling refugees, showing new Canadians what old Canadians are made of. #WelcomeToCanada pic.twitter.com/abzmM9Rc1o
— Jamie Uhrig (@himmoderator) December 11, 2015
Feminist durch und durch
Vor allem beliebt ist Trudeau aufgrund seiner feministischen Ansichten. Seine Politik basiert auf Gleichberechtigung aller Geschlechter und Schichten. Sein Kabinett besetzte Trudeau mit Frauen in mehr als der Hälfte der Stellen. Warum? Weil man schließlich in 2015 angekommen sei, so Trudeau. Sein Kabinett solle Kanada repräsentieren und da fände man schließlich nicht nur Männer vor. Auch im Kabinett vertreten: Menschen mit Behinderung, Seine Unterstützung von Frauenrechten macht Trudeau offen klar, auch mit seiner Einstellung zu Abtreibungen. Er scheut nicht davor zurück, darüber zu sprechen, wie schwierig es ihm fällt, gleichzeitig Vater und Politiker zu sein – eine Frage, die sonst immer nur Politikerinnen gestellt wird. Dass seine Einstellung als Feminist immer wieder überrasche, mache es für ihn nur noch wichtiger es immer wieder zu betonen. Nur wenn diese Einstellung als komplett normal gewertet wird, so Trudeau, sei die Gleichberechtigung auch wirklich wahr.
Kim Hofschröer
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