Rot ist das Haar der Hoheit. Rot ist das Kleid der Furie. Eine Theaterrezension.
Liebe, Sexualität und Hass? Nein. Das hier ist ein Kampf. Auch wenn es den Anschein geben mag, es handle sich um eine Krone. Nein. Das hier ist weitaus mehr. Wenn zwei Frauen zusammenkommen – und das ist der Fall – so geht es in erster Linie nie um einen Thron.
Es ist bezeichnend, das Bühnenbild mit dem Rahmen eines Spiegels zu schmücken. Denn wahrlich sieht jede Frau, wenn sie hineinblickt, das Gegenstück ihres selbst.
Maria Stuart trägt ein rotes Kleid während sie im Kerker Englands festgesetzt ist. Ihre Ansprüche auf die Krone sind ihr genommen. Es liegt an der Güte und dem Erbarmen der Königin, Elisabeth der Ersten, dem Geschlecht Ihresgleichen die Freiheit zu schenken.
Immer werden Gründe vorgeschoben für eine Auseinandersetzung. Im Grunde sind es jene die wir in unserem inneren führen. Wenn wir den Spiegel anschauen, sehen wir was die anderen sehen. Wissen in den tiefen unserer Wünsche jedoch, dass uns etwas fehlt. So, geschieht es in dem Kampf um Anmut und Verführung.
Eine Frau, so sage ich immer, ist der anderen ein Ebenbild. Um sich als die eine wahre anzunehmen, muss die andere in ihr sterben. Keine der Frauen, die sich ihr Ebenbild anschauen, betrachten diese im Detail. Es ist nur ein Schimmer des Mangels. Des unvollkommenen Geschlechts.
Wenn zwei Frauen also zusammenkommen – und das ist der Fall – so kann diese Wahrheit nur mit dem Tode enden. Dem Tode, der dem Krieger seinen Sieg mit dem Blut des Besiegten feiern lässt und ihm zeigt, dass er dennoch verloren hat.
Maria Stuart ist ein Theaterstück, welches im Bremer Shakespeare Company äußerst erfolgreich in Szene gesetzt und im Detail wahnsinnig gut gelungen ist. Es spiegelt die Gnade und auch die List des weiblichen Geschlechts so wieder, wie es aus meiner Sicht, der morgendlichen Wahrheit vor dem Spiegel entspricht.
Damla Ekin
susa meint
Danke für diese ansprechende Rezension; macht neugierig, das Stück anzuschauen. Mehr davon!!