Was können Unternehmen in der IT-Branche tun, um mehr Frauen für ihr Berufsfeld zu begeistern? Antworten hierauf liefert die Initiative Avanja des Branchenverbands bremen digitalmedia.
Die Bedeutung von IT wächst und laut einer Standortstudie des Branchenverbands von 2020 stellt die IT-Branche mit Blick auf die Beschäftigtenzahl Bremens drittgrößtes Wirtschaftscluster dar. Entsprechend steigt der Bedarf an Fachkräften – doch Frauen findet man in der Branche weiterhin wenig. Schließt man den Bereich der Werbung ein, so beträgt der Frauenanteil in der Bremer IT- Branche 28%. Betrachtet man allerdings nur die IT und Softwareentwicklung, liegt dieser lediglich bei rund 15%. Die Initiative Avanja des Branchenverbands bremen digitalmedia nimmt sich seit 2020 diesem Thema an. Avanja haben Eva Koball, Geschäftsstellenleiterin von bremen digitalmedia und Franca Reitzenstein, Vorstandsmitglied des Verbands, an den Start gebracht. Sie wollen Unternehmen der IT-Branche dabei unterstützen, sich für eine breitere Zielgruppe aufzustellen. „Die Studie zeigt uns einmal mehr, dass es IT-Unternehmen bisher nur schwer gelingt, Frauen für ihren Bereich zu gewinnen. Hier setzt Avanja an, und zwar mit konkreten und einfach umsetzbaren Impulsen“, erklärt Eva Koball die Mission von Avanja.
Die Plattform bietet einfache Ideen, die schnell umzusetzen sind
Mit Unterstützung der Senatorin für Wirtschaft, Arbeit und Europa entstand eine Plattform, um Unternehmen mit Tipps für konkrete Maßnahmen zu versorgen. Auf der Plattform finden Unternehmen in den Kategorien Nachwuchs, Recruiting, Bindung und Führung eine Vielzahl an best practice Beispielen, Interviews, Quick Wins und Checklisten. Über den Balance Score bekommen sie eine Auswertung, wie es um die Gender Balance in ihrem Unternehmen steht sowie passgenaue Tipps, wo und wie sie Veränderungen anstoßen können. „Führungskräfte und Personalverantwortliche bekommen bei Avanja Ideen und Impulse, die sie schnell und einfach in ihrem Team oder Unternehmen umzusetzen können“, berichtet Eva Koball. Beispielsweise sei die Teilnahme an Meetings am frühen Morgen oder am späten Nachmittag für Menschen mit Kindern oft schwer zu vereinbaren. Da diese Form der Care-Arbeit nach wie vor meist von Frauen übernommen wird, könne beispielsweise die zeitliche Lage von Meetings eine einfache Maßnahme darstellen, um Teammitglieder nicht in Erklärungsnot zu bringen und eine unbewusst ausgrenzende Situation zu vermeiden. Die Gründe, warum so wenige Frauen einem Beruf in der IT-Branche nachgehen, seien allerdings vielschichtig. „Neben vorgefertigten gesellschaftlichen Rollenbildern und Klischees, die die IT als einen klassischen Männerberuf manifestieren, sind es sicherlich auch falsche Vorstellungen von IT-Berufen, die Frauen davon abhalten in diesem Bereich zu arbeiten“, fasst Eva Koball zusammen. Nicht zuletzt habe man es gegenwärtig noch mit einer männerdominierten Branche zu tun. Dies sei nun mal für einige Frauen ein Hindernis, diesen Beruf für sich auszuprobieren. Interessant sei allerdings, dass die IT-Branche lange Zeit eine Frauendomäne war. Zur Geschichte der IT gibt es eine Beitragsserie auf Avanja.
„Mit der Recruiting Challenge konnten wir Avanja in die Praxis bringen“
Als einen besonderen Erfolg bezeichnet Eva Koball die jüngst abgeschlossene Recruiting Challenge, der sich acht Mitgliedsunternehmen des Branchenverbands bremen digitalmedia stellten. Vier Test-Bewerberinnen durchliefen verdeckt den Bewerbungsprozess in den teilnehmenden Unternehmen. „Die Bewerberinnen erlebten die gesamte candidate journey. Das heißt, sie bewerteten alle Schritte zwischen dem Moment des Auffindens der Stelle bis zum Onboarding-Prozess im Unternehmen“, beschreibt Eva Koball. Frauen lesen und bewerten Stellenanzeigen anders als Männer – mit der Challenge wolle man gemeinsam schauen, wie man dem begegnen könne. Im Anschluss gab es individuelle Feedbackgespräche, einen Abschlussworkshop sowie ein abschließendes Event, an dem die Ergebnisse der Öffentlichkeit präsentiert wurden. Ein Whitepaper hält die Erkenntnisse fest. „Für mich war der größte Erfolg, dass die Unternehmen sich so offen dem Feedback gestellt haben und durchweg Punkte nennen konnten, die sie in die Praxis umgesetzt haben“, berichtet Eva Koball. Positiv bewertet sie des Weiteren die Aufmerksamkeit, die Avanja mit der Challenge in der Öffentlichkeit bekommen hat: „Wir suchen immer nach neuen Mitstreiterinnen und Mitstreitern, die die Mission erkennen und mit vorantreiben. Seit der Recruiting-Challenge hat sich die Aufmerksamkeit für unsere Initiative stark erhöht“, so Koball.
Die Menschen an der Spitze sind entscheidend
Das Gelingen der Challenge aber auch der generelle Erfolg der Mission von Avanja stünden, so Eva Koball, in starker Abhängigkeit von den Personen in der obersten Führungsebene. „An der Spitze von Unternehmen muss es Personen geben, die Probleme erkennen und bereit sind, diese anzugehen. Erst dann können wirkliche Veränderungen passieren. Es steht und fällt mit dem, was die oberste Führungsebene vorlebt und mit engagierten Menschen im Unternehmen, die das Thema angehen wollen“, sagt Eva Koball. Avanja freue sich über einen Austausch mit allen, die auf sie zukommen, um kleine Veränderungen in ihren Unternehmen zu bewirken. Nicht zuletzt könnten Interessierte Avanja unterstützen, indem sie einen impulsgebenden Gastbeitrag verfassen oder Ideen einbringen und so dabei helfen, die Mission von Avanja immer breiter zu kommunizieren.
Meike Gras
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