Wie? Deutschland ist nicht besser als der Rest der Welt? Ich bin völlig schockiert. Im Ernst, die Ergebnisse der Bundestagswahl 2017 sind katastrophal. Erstmals zieht eine rechtsextreme Partei in den Bundestag ein. Aber überrascht tun, nervt mich. Denn es ist lediglich ein großes Glück, dass es bislang nicht so war. Mal ehrlich, warum geht man davon aus, dass hier bestimmt kaum jemand rechts wählt, während es überall sonst der Fall ist. Einzelne AfD-Politiker*innen als rechte Spinner* abzutun über die man sich herrlich lustig machen kann, zeigt wie sehr man sich wünscht, dass es sich um vereinzelte Witzfiguren handelt, denn normalerweise sind „wir“ ja nicht so. Deshalb kann man sie ja auch ruhig pausenlos in den Medien zeigen. Das AfD-Wahlprogramm wurde bis ins Unendliche auseinandergepflückt, zitiert, analysiert. Die anderen Parteiprogramme sehr viel weniger. Die Waagschale hing damit ganz schön schief.
Deutschland ist nichts Besonderes
Die allgemein gespielte Überraschung zeigt nun, wie realitätsfern Menschen, Medien und Politik sein können und – das ist jetzt etwas provokant, aber einfach Teil des Problems: die Deutschen sind überheblich und halten sich – ganz dem historischen Erbe folgend – für etwas Besonderes. Aber nein, Deutschland ist eben nichts Besonderes. Es ist nicht besser als die USA oder als andere europäische Länder (für alle, die zum Beispiel mit erhobenem Zeigefinger auf Trumps Wahlerfolg gezeigt haben). Es ist nur viel leichter mit dem Finger auf die anderen zu zeigen, sich selbst dabei gut zu fühlen und gegen den Rassismus im eigenen Land die Scheuklappen aufzusetzen. „Die“ Deutschen konnten sich ruhigen Gewissens über viele Jahrzehnte als besonders demokratisch fühlen. Aber sich so hervorzuheben – egal in welche Richtung – ist eben gefährlich und zeugt von einem Egozentrismus, der eigentlich immer schlecht ausgeht. Die Überheblichkeit ist Teil des Problems. Sie hat die Rechten medial erst unsichtbar und dann populär gemacht.
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