Berichteten wir an anderer Stelle noch über die fast lächerlich hohe Steuer auf Tampons, tut sich auf der anderen Seite des Atlantiks eine Geschäftsidee auf, die Tampons, Binden oder gar Menstruationstassen überflüssig machen könnte: period underwear – Unterwäsche speziell für die Regel.
Ein Beispiel der Menstruationsunterwäsche: Die „Dear Kates“
Menstruationsunterwäsche funktioniert fast wie eine eingenähte Binde in der Unterhose. Durch die spezielle Polsterung des Schritts soll das Tragen dieser Unterwäsche andere Produkte wie Tampon, Binde, etc. ablösen und überflüssig machen. Die Beispielfirma, die wir uns für euch angeguckt haben, ist Dear Kate. Das Dear Kate – Team, das sind fünf Frauen um Gründerin Julie Sygiel. Auf ihrer Firmenseite stellt Julia das Konzept hinter der Idee vor. Für alle Frauen, dies es leid sind, ihre Unterwäsche nach einem kleinen „Unfall“ einweichen und schrubben zu müssen, für alle, die sich mit ihrer Unterwäsche sicher und schick auch während ihrer Regel fühlen wollen und für alle, die ihre Bewegungsfreiheit während ihrer Tage nicht einbüßen wollen, nur weil sie an einen Tampon oder eine Binde gebunden sind, für die sind die Dear Kates. Eine Unterhose, die einen so sicher schützt wie die beste Freundin – das Konzept klingt verlockend. Auch der Aufbau des Shops zielt genau auf diese Vertrautheit, wie bei einer guten Freundin: Die Models für die Modelle sind Frauen sämtlicher Ethnizitäten, Form und Konfektionsgröße – Frauen wie man selbst. Es ist für jeden Geschmack etwas dabei, vom Tanga bis zur breiteren hüftbedeckenden Unterhose, alles in unterschiedlicher Dicke je nach Stärke der Blutung.
Gegenüber der Menstruationstassen, die wir ebenfalls hier auf unserer Seite vorgestellt hatten, ergibt sich ein weiterer Vorteil: Es muss einfach nichts mehr eingeführt werden, kein unnötiger mechanischer Reiz für den Körper und die sensiblen Schleimhäute: Einfach die Unterwäsche tragen und danach mit den anderen Sachen nach einmaligem Ausspülen in die Waschmaschine – fertig. So bewirbt es zumindest die Seite.
Erfahrungsberichte und unterschiedliche Meinungen
Sucht man im Internet nach Erfahrungsberichten, wird man im englischsprachigen Bereich schnell fündig: die amerikanische Cosmopolitan berichtete Anfang Juni darüber, ein amerikanisches Frauenforum namens Hello Giggles postete Anfang Oktober eine Rezension zu den oben genannten Produkten und auch auf der Trend-Internetseite Buzzfeed brachte Ende Juli einen Beitrag dazu heraus. Auf der deutschsprachigen Front konnte bis jetzt nur die Brigitte finden, die das Konzept getestet hat. Die Neugier stand bei all diesen Frauen, die die period underwear getestet haben, an erster Stelle. Manch eine war ihr Leben lang eine Bindenträgerin, die andere war ein großer Anhänger der Menstruationstassen, aber alle waren dennoch auf der Suche nach einer Methode, die ihre bisherige Handhabung mit der unliebsamen Regel noch optimieren konnte. Die endgültigen Meinungen sind unterschiedlich: Manche sind hellauf begeistert und beschreiben diese Periode mit ihrer neuen Unterwäsche als absolute Freiheit, während andere dem Konzept skeptisch gegenüber stehen. Die Ängste vor dem Gefühl, im Endeffekt wie mit einer nassen Windel durch den Tag zu gehen, hatten viele vorher, konnten diese aber entkräften: Das Tragegefühl sei sehr angenehm.
Die wirklich günstigere Alternative?
Abgesehen von der umweltschonenden Idee dahinter, dass keine Tampons oder Binden mehr gekauft werden müssen, die dann als nicht abbaubarer Müll enden, wäre die auch Vorstellung, nur mit einer einmaligen Ausgabe von Geld das lästige Schützen während der Regel erledigt zu haben, ein Traum. Aber lohnt sich die teure Anschaffung von dieser Unterwäsche wirklich? Eine grob überschlagene Rechnung soll klären. Als Beispiel verwenden wir die von Dear Kate beworbenen Artikel. Eine normale Unterhose mit Wattierung in „full“ – also für stärkere Tage – kostet in den gängigen Größen 38$, was nach aktuellem Wechselkurs circa 34€ wären. Auch hier wieder zum Vergleich die Menstruationstasse: Günstige Modelle lassen sich schon zu 15€ finden, können aber auch schon die 25€ Grenze überschreiten. Für 34€ könnte eine Frau sich circa zehn Tampon-Packungen kaufen, die je nach Angebot zwischen 2,95€ und 3,50€ kosten können, wenn man beispielsweise Markenprodukte bevorzugt. Bei Binden ließen sich dieselben Preisvorstellungen verwenden. Jetzt kommt es natürlich auf den persönlichen Verbrauch an Produkten an, wie lange eine Packung halten kann. Aber um mit zehn Packungen von herkömmlichen Menstruationsprodukten mitzuhalten, muss die Menstruationsunterwäsche schon sehr langlebig und robust sein, das heißt viele Waschgänge und vor allem viel Bewegung während der Periode aushalten. Ob dies wirklich möglich ist, davon berichtet leider keine der gefundenen Rezensionen.
Im Endeffekt ist es wohl wie mit allen anderen Dingen auch: Eine reine Geschmackssache. Auf dem Markt der Menstruationsprodukte hat sich viel getan, viel mehr als nur Innovationen im Tampondesign oder gar bei neuen Binden mit Geruchsstopp. Je nach dem, wie ergiebig die Menstruationsunterwäsche wirklich ist, könnte sie eine umweltschonende, günstige und interessante Alternative sein. Für die, denen das Konzept an sich gefällt, wäre sie wiederum so oder so, unabhängig von eventuellen Preisvorteilen oder Umweltnutzen, die bessere Alternative.
Kim-Nicola Hofschröer
Nele meint
Mittlweile ist Periodeunterwäsche ja bekannt. So als alleinige Lösung mag ich sie nicht, ich verwende sie aber gerne zusammen mit Tampons als Backup. Damit habe ich gute Erfahrungen gemacht. Das ist wirklich viel bequemer als Slipeinlagen oder Binden, ich kann Periodenunterwäsche also nur empfehlen.
Rebekka meint
Schöner Artikel. Ich würde menstruationsunterwäsche jetzt gerne mal testen. Muss mich noch entscheiden zwischen thinx und taynie