An Minous Leben durfte ich schon viele Jahre teilnehmen. Als ich sie fragte, ob sie mir über ihr Lebensmodell etwas erzählen möchte, stimmte sie zu.
„Ich wurde in Persien geboren. Nach dem Abitur konnte ich nicht gleich mit dem Studium der Architektur beginnen, sondern musste bzw. sollte noch 4 Jahre warten. Meine Mama empfahl mir, diese Zeit zu nutzen und ins Ausland zu gehen, um auch eine Fremdsprache gründlich zu lernen. Zur Wahl stand Amerika – dort lebte eine Tante – und Deutschland. Ich entschied mich für Deutschland, da meine ältere Schwester in Berlin wohnte. Hier lernte ich schon bald meinen Mann kennen, der auch Architektur studieren wollte. Für drei Studienorte in Deutschland hatten wir Zusagen bekommen, die wir uns gemeinsam ansahen. Wir entschieden uns für Bremen, obwohl wir hier niemanden kannten. Inzwischen waren wir auch verheiratet, und ich erwartete mein erstes Kind. Sieben Jahre später kam noch ein Sohn dazu. Wir hatten Glück und bekamen ein kleines Appartement.
Mein Mann studierte und mein Lebensentwurf hieß von nun an „Ehefrau und Mutter“.
Das Studium konnte warten. Aber schon nach drei Jahren erfüllte ich mir einen Traum. Ich besuchte 2,5 Jahre lang eine Kosmetikerinnenschule. Anschließend folgte ein halbes Jahr lang ein Praktikum. In der Schule fiel ich durch sehr gute Leistungen auf. Während meiner Schulzeit in Persien hatte ich nämlich am Biologie-Unterricht besonders viel Interesse. Und das half bei der Ausbildung zur Kosmetikerin sehr.
Nach 23 Ehejahren wurde ich leider geschieden. Mein Mann war meine große Liebe gewesen und ich litt sehr unter der Trennung. Da stand ich nun mit einer 17-jährigen Tochter und einem 10-jährigen Sohn allein. Besonders der Sohn bereitete mir in der Pubertät viele Schwierigkeiten. Als ich um Hilfe beim Bremer Jugendamt nachfragte, wurde ich hier nicht für voll genommen. Das lag wohl daran, dass ich Ausländerin bin. Ich war fix und fertig. Zum Glück hatte ich meinen Beruf als Kosmetikerin. Elf Jahre lang war ich alleinerziehende Mutter mit allen Höhen und Tiefen. Aber beide Kinder schafften das Abitur und studierten. Ich hatte immer Arbeit als Kosmetikerin, zum Anfang als Angestellte, später als Selbstständige. Alles wurde nun ruhiger. Dann lief mir plötzlich ein Landsmann über den Weg, den ich bald heiratete. Das persönliche Glück zog wieder in mein Leben ein.
In meinem eigenen Kosmetikstudio mit vielen Stammkunden macht mir die Arbeit Freude. Meine Kinder sagen heute, durch die Scheidung hast du dich weiterentwickelt. Sie haben mich auch immer motiviert. Über mich sprechen sie viel positiver als über ihren Vater. Egal was ich angefasst habe, machte ich gut. Stillstand gab es nicht. Meine Lebensträume sind erfüllt. Inzwischen bin ich auch zweifache glückliche Großmutter.“
Heidemarie Gniesmer
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