Bundesweite Kampagne gegen Frauenarmut gestartet. Warum? Das seht ihr hier:
- 39 Prozent der Alleinerziehenden und ihrer Kinder sind arm
- Frauen haben im Alter fast 60 % weniger Geld als Männer
- Minijobs und Teilzeitarbeit führen in die Altersarmut
Frauen im Rentenalter, hinter dem Ladentisch eines Geschäftes, als Reinigungskraft oder Minijobberin. Sie haben gearbeitet, Kinder großgezogen und Angehörige gepflegt – und jetzt reicht die Rente hinten und vorne nicht. Altersarmut greift um sich. Nach neusten Prognosen wird Altersarmut auch ein Problem der kommenden Frauengenerationen sein. Frauen, die sich für Familie und Kinder entscheiden, sollten schon jetzt an ihre Rente denken – denn im Lebensverlauf gibt es viele Fallen: Besonders für Mütter.
Die Zahlen zur Frauenarmut, besonders im Alter sind alarmierend. Die Bundesarbeitsgemeinschaft (BAG) kommunaler Frauen- und Gleichstellungsbeauftragter hat die erste deutschlandweite Kampagne gegen Frauenarmut gestartet und in Berlin vorgestellt.
Anliegen der Kampagne ist es auf die Armutsrisiken im Lebensverlauf von Frauen hinzuweisen, Frauen für diese Risiken zu sensibilisieren und im Anschluss an die Kampagne konkrete Forderungen an die Politik zu stellen.
Beim Taschengeld fängt’s an – bei der Rente hört es auf!
Mädchen bekommen im Schnitt fast ein Drittel weniger Taschengeld als Jungen, das hat eine Untersuchung ergeben.
Typische Frauenberufe im Gesundheits- und Sozialbereich, sind im Vergleich schlecht bezahlt. Der Grundstein für eine geringe Rente ist damit gelegt.
Außerdem verdienen Frauen in Deutschland bei vergleichbarer Qualifikation und Tätigkeit pro Stunde durchschnittlich 8 Prozent weniger als Männer.
Und dann kommen irgendwann Kinder. Während Männer in dieser Zeit Karriere machen, betreuen viele hochqualifizierten Frauen die Kleinen zu Hause und arbeiten jahrelang in Teilzeit, oder in einem Minijob. 84,8 Prozent aller Teilzeitbeschäftigten sind Frauen, 15,2 Prozent Männer. Eine aktuelle IAB-Studie belegt, dass ein Minijob die Einbahnstraße in Richtung Armut ist. Eine echte Falle für ganze Frauengenerationen.
Wird dann noch ein/e Familienangehörige/r krank und zu Hause gepflegt, sind es häufig wieder die Frauen, die (teilweise) aus dem Beruf aussteigen und diese Aufgabe übernehmen. Die Aussicht auf eine existenzsichernde Rente sinkt weiter.
Besonders hart trifft es die Alleinerziehenden. Unter den Beziehern von Hartz IV ist die Gruppe der alleinerziehenden Mütter besonders hoch. 39 Prozent der Alleinerziehenden und ihre Kinder erhalten diese Sozialleistungen.
Im Lebensverlauf von Frauen potenzieren sich diese Armutsrisiken und führen dann häufig in die Altersarmut. Die Zahlen darüber sind erschreckend. Im Schnitt haben Frauen fast 60 % weniger Alterseinkommen als Männer. Frauen, vor allem Alleinerziehende tragen ein höheres Risiko der Altersarmut.
Schirmfrau der Kampagne Bundesministerin Manuela Schwesig:
Der beste Schutz gegen Altersarmut sind gute Jobs, die gut bezahlt werden. Doch obwohl Frauen heute so gut ausgebildet sind wie nie zuvor, stagniert die Lohnlücke zwischen Männern und Frauen bei 22 Prozent. Die Gründe dafür sind bekannt – doch nur, weil die Lohnlücke zu erklären ist, ist sie noch lange nicht gerecht. Wir müssen Lohnungleichheit sichtbar machen. Mit einem Gesetz für mehr Lohngerechtigkeit wollen wir mehr Transparenz schaffen. Dazu werden wir in diesem Jahr gesetzliche Regelungen auf den Weg bringen.
Aktiv gegen Frauenarmut!
Frauenarmut ist ein Ergebnis vielfältiger Benachteiligungen. Sie schadet der ganzen Gesellschaft. Eine partnerschaftliche Aufteilung von Haus-, Erziehungs- und Erwerbsarbeit ist ein wichtiger Schlüssel, um diese negative Spirale brechen. Dazu braucht es auch gesetzliche Regelungen zum Beispiel für eine Elternarbeitszeit. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf muss vor allem für Väter geschaffen werden. Immer mehr Männer wollen weniger arbeiten, umso mehr Zeit für ihre Familie zu haben. Nur wenige Arbeitgeber haben darauf bisher entsprechend reagiert und sehen immer noch lieber Frauen in Eltern- und Teilzeit. Doch auch die jungen Frauen lehnen zunehmend dieses Modell für sich ab, denn sie wissen dass sie dadurch ihre Karrieren gefährden und starke finanzielle Einbußen bis hin zur Altersarmut befürchten müssen. Es ist Zeit für eine neue Aufteilung der Familien- und Erwerbsarbeit zwischen Frauen und Männern. Politik und Gesellschaft müssen dafür Rahmenbedingungen schaffen!
Ein Jahr lang werden die kommunalen Frauen- und Gleichstellungsbeauftragten die Kampagne in ihren Kommunen und Kreisen zu unterschiedlichen Zeiten und mit verschiedenen Aktivitäten und Veranstaltungen umgesetzt. Kampagnenspots für Radio, Kino und Fernsehen, Plakate und Postkarten wurden von Studierenden der Design Akademie Berlin entwickelt.
Die Bundesarbeitsgemeinschaft (BAG) kommunaler Frauenbüros vertritt 1900 kommunale Frauen und Gleichstellungsbeauftragte in Deutschland
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