Frauen waren schon immer ein beliebtes Bildmotiv in der Kunst, meist dargestellt aus männlicher Perspektive: passiv, als “Muse” oder in erotischem Kontext. Die neue Ausstellung Mis(s)treated – Mehr als Deine Muse! des Jugendkuratoriums „New Perceptions” in der Kunsthalle Bremen widmet sich gezielt der Repräsentation von Künstlerinnen und lenkt den Blick auf feministische Positionen. Im Zentrum stehen Werke aus der Sammlung der Kunsthalle, die von Frauen geschaffen und teilweise noch nie gezeigt wurden. Ausgewählte Leihgaben zeitgenössischer Kunst ergänzen diese. Sie zeigen unter anderem Frauen aus weiblicher Perspektive, handelnd und aktiv.

Die Sammlungspraxis hinterfragen
Obwohl sich in der Kulturbranche in Bezug auf strukturelle Diskriminierung von Frauen und ihren Ausschluss aus dem Ausstellungsbetrieb einiges getan hat, sind Werke von Künstlerinnen in Museen unterrepräsentiert. Auch der Dauerausstellung der Kunsthalle Bremen mangelt es an feministischen Perspektiven. Ein großes Anliegen des Jugendkuratoriums ist es daher, insbesondere im ersten Raum der Ausstellung auf diesen Umstand hinzuweisen. Auch nachhaltig sollen Menschen die Sammlungspraxis von Museen hinterfragen. Insbesondere Künstlerinnen of Colour oder queere Personen finden kaum einen Platz. Die neue Ausstellung macht diese Leerstellen sichtbar.

Vier Räume, 35 Künstlerinnen
Die Kernthemen Körper, Identität, Geschlechterrollen, Netzwerk, Sorgearbeit und sexualisierte Gewalt verteilen sich über vier Räume mit verschiedenen Schwerpunkten. Um den Aspekt der Verbundenheit und Solidarität unter Frauen zu unterstreichen, steht im entsprechenden Raum ein runder Tisch in der Mitte. Dieser soll den Netzwerk-Gedanken aufgreifen – hier können Besucher*innen zusammenkommen. Der Raum gilt auch als “Aktionsraum”. Es gibt die Möglichkeit, Briefe an Künstlerinnen zu verfassen, Gedanken aufzuschreiben und diese aufzuhängen.
Der letzte Raum kombiniert die Themen Sorgearbeit (“Carearbeit”) und Gewalt. Beides findet hauptsächlich im häuslichen Umfeld statt. Ein weißer Vorhang im Raum trennt wie eine Art Triggerwarnung die sensiblen Inhalte von den anderen ab. Darüber hinaus wird zur Abwechslung eine Gegenseite des idealisierten Mutterglücks beleuchtet, es werden erschöpfte Frauenkörper gezeigt.
New Perceptions
Das Jugendkuratorium besteht aus Personen zwischen 17 und 25 Jahren. Das Kollektiv wurde im September 2021 gegründet und präsentierte bereits erfolgreich die Ausstellung: Generation*. Jugend trotz(t) Krise (2023). Die Kunsthalle Bremen konnte im Zuge der Ausstellung einen deutlich geringeren Altersdurchschnitt und viele Erstbesucher*innen verzeichnen und erhofft sich ebenso mit Mis(s)treated junge Menschen zu erreichen und aktuelle Themen aufzugreifen.
Das Herzstück der Ausstellung bildet eine persönliche Kommentierung der ausgestellten Werke. Jedes Mitglied wird auf diesem Weg repräsentiert und bringt eine eigene Perspektive ein. Diese stehen auf der Medienplattform der Kunsthalle zur Verfügung.
„Mis(s)treated – Mehr als nur Deine Muse!“ ist vom 22.02.25 – 03.08.25 in der Kunsthalle Bremen zu sehen.

Laura Stache
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