Die Bürokauffrau Janine Dobrinski kam mit Umwegen ans Ziel. Durch die Ausbildung beim Berufsbildungswerk Bremen (BBW) hat sie Selbstvertrauen und einen passenden Job gefunden.
Janine ist ein Beispiel für den gelungenen Werdegang von rund 100 Auszubildenden mit Handicap, die pro Jahr ihren Abschluss beim BBW in Bremen machen. Ein Drittel von ihnen hat bereits einen Job gefunden, die anderen brennen darauf, sich in der Praxis zu beweisen.
Die EuroAkademie in Oldenburg hat mit Janine Dobrinski eine aufgeweckte Bürokauffrau gefunden, die das Schulsekretariat mit Organisationstalent und jugendlichem Esprit bereichert. Dass die 22-Jährige eine ungewöhnliche Berufsbiographie hat, wird niemand der Absolvent*innen ahnen, die hier eine kaufmännische und sprachliche Ausbildung machen.
„Als ich mit 16 Jahren die Realschule beendet habe, war ich ein schüchternes Mädchen, das dem Berufsleben sehr ängstlich gegenüberstand“, erzählt Janine Dobrinski, die in Bad Zwischenahn zuhause ist. Nach einem Jahr Handelsschule gestand sie der Agentur für Arbeit, dass sie sich eine Ausbildung in der freien Wirtschaft nicht zutraut. Ihre Sachbearbeiterin nahm das Handicap ernst und empfahl eine Berufsvorbereitende Maßnahme beim Berufsbildungswerk Bremen (BBW). „Damit wurden zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen“, berichtet die junge Frau, „ich wurde beim BBW sehr gut unterstützt, um mein Selbstwertgefühl aufzubauen, und habe eine Ausbildung gemacht, die meinen Fähigkeiten entspricht. Mein Leben hat sich um 180 Grad gedreht.“
Das mehrmonatige Integrationspraktikum vor dem Abschluss der Ausbildung hat die Bürokauffrau bei der EuroAkademie gemacht. „Ich war von Anfang an begeistert“, sagt sie, „jeder Arbeitstag ist anders und ich mag es sehr, Ansprechpartnerin für alle zu sein.“ Der Kontakt zum Unternehmen blieb und es wurde ein nahtloser Übergang in den Berufsalltag: Gleich nach der mündlichen Prüfung im Mai wurde Janine Dobrinski eingestellt, um eine Kollegin in Elternzeit zu vertreten.
Mit der jungen Frau haben weitere 98 Auszubildende mit Handicap im ersten Anlauf ihre Abschlussprüfung vor den zuständigen Bremer Kammern oder der Senatorin für Finanzen geschafft. Insgesamt waren 105 angetreten. Der gute Schnitt von 94 Prozent bestandenen Prüfungen macht die Verantwortlichen des BBW stolz. „Wir haben den jungen Menschen die bestmögliche Förderung ihrer Fähigkeiten geboten und sie haben die Chance optimal genutzt“, so Dr. Torben Möller, Geschäftsführer des BBW. Dr. Möller ist überzeugt, dass mit dem Ausbildungsabschluss nicht nur ein wesentlicher Schritt zur gesellschaftlichen Teilhabe erreicht wird, sondern vor allem dokumentiert der Abschluss, dass auch Menschen mit Einschränkungen zu Höchstleistungen fähig sind. Er appelliert an die Wirtschaft, behinderten Menschen verstärkt die Chance einzuräumen, ihr Können unter Beweis zu stellen.
Die Nachwuchskräfte bringen modernstes Know-how mit: Sie haben einen Abschluss, zum Beispiel als Fachlagerist*in, Informatikkauffrau/mann, Holzbearbeiter*in, Tischler*in, Metallbearbeiter*in, Raumausstatter*in, Bürokauffrau/mann, Beikoch*in oder Verkäufer*in. Es sind Berufe, die auf dem Arbeitsmarkt gefragt sind.
Ein Drittel der Absolvent*innen haben bereits, wie Janine Dobrinski, einen Job gefunden – andere brennen darauf, ihre Kenntnisse in der Praxis einzusetzen. Arbeitgeber*innen, die qualifizierte Mitarbeiter*innen suchen und jungen Menschen mit Handicap eine Chance geben wollen, wenden sich mit ihrer Nachfrage an den Integrationsberater des Berufsbildungswerks Michael Runge, Telefon 0421-2383259.
Uta Albrecht
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