Wer aktuell im Kühlregal zwischen Sahne, Schmand und Joghurt sucht, dürfte über die neue Weihnachtsedition von Müllermilch stolpern, die ihren Flaschen ein neues Outfit verpasst haben. Die beliebtesten Milchgetränke von Müllermilch zieren jetzt halbnackte Frauen im Weihnachtsmannkostüm, aufreizend in Szene gesetzt. Weihnachtsstimmung kommt da allerdings bei keinem von uns auf.
Eine – leider – geschickte Werbestrategie
Die Idee hinter dieser Müllermilch Werbung ist wahrscheinlich eine der ältesten des Marketings: sex sells. Wenn es im konkurrierenden Weihnachtsgeschäft eng wird für ein Produkt, das das ganze Jahr erhältlich ist und sich so im Dezember wenig von der saisonalen Konkurrenz abhebt, muss ein Konzept her, das heraussticht. Und mit Provokation erntet man schnell Aufmerksamkeit, wenn auch negativ. Aber Kritik bedeutet, dass man im Gespräch ist. Die Ironie ist hier natürlich, dass das Konzept aufgeht: Wir, wenn wir hier auch Kritik an der Idee äußern, reden schließlich auch darüber und verbreiten damit das Konzept. Der Blick bleibt automatisch hängen, wenn man die neuen Flaschen im Kühlregal oder bei jemand anderem in der Hand sieht und wenn sich darüber aufgeregt wird, so wird doch gleichzeitig unfreiwillig Werbung gemacht. Und es steckt dennoch ein gewisses Paradox dahinter, dass ein so wenig festlich-besinnliches Design auch noch gespickt ist mit einem Mistelzweigkranz um den Flaschenhals an dem, fast wie an einem richtigen Geschenk unter dem Baum, ein kleines Schild mit der Aufschrift „Frohes Fest der Liebe“ hängt. Körperliche Liebe definitiv, Liebe im Sinne des Respekts und Wertschätzung wohl eher weniger.
Rassismus und Sexismus? Die Werbung von Müllermilch kann beides!
Als wäre das Klischee der fast nackten Frau als Werbeträger noch nicht genug ausgereizt, setzen die Macher bei Müller noch einen drauf: Auf der beliebten Schokoladen-Müllermilch findet sich eine dunkelhäutige Frau mit stereotypen krausen, wilden Haaren, einer Andeutung von großen Brüsten und Katzenaugen leicht bekleidet, die sich, nur von einer Schokoladentafel bedeckt, auf einem beigen Sessel lasziv räkelt. Die Wahl mag in der ersten Sekunde offensichtlich sein, ist aber doch wenig geschmackvoll. Vor allem vor dem Hintergrund, dass auf der hellen Müllermilch Variante sich eine blasse, weiße Frau räkelt, in ähnlich aufreizender Manier. Auf den sozialen Medien hat sich schnell herumgesprochen, dass der Müller-Konzern eine wenig gelungene Werbung zur Weihnachtszeit macht. Müllermilch wehrt sich gegen die Hetze und Kritik auf Twitter mit vagen Ausreden: Die Kampagne sei „deshalb weitaus weniger freizügig“ als einige andere Werbespots, die man schon im Nachmittagsprogramm fände und die Edition sei schließlich „reine Geschmackssache, die nicht überinterpretiert werden sollte“. Hätte der Müller Konzern auf eine schwarze Frau in der Edition verzichtet, wäre ihnen bestimmt auch der „falschen Vorwurf“ des Rassismus dafür gemacht worden, dass man nur weiße Frauen verwendet hätte (Quelle: Bayerischer Rundfunk). Eine Frage des Geschmacks ist solche Werbung wirklich und unseren trifft sie definitiv nicht.
Es geht doch auch anders! Ein Beispiel für anti-sexistische Werbung
An anderer Stelle berichteten wir positiv über die Kampagne von Dove, die Frauen stilvolle und passend in Szene setzten. Frauen jeglicher Form, Farbe und Größe auf einem Plakat, das deutlich betont, dass es sich hier um „echte“ Frauen handelt, ohne Photoshop oder vorteilhafte Kleidung. Zwar sieht man die Frauen auch in ihrer Unterwäsche, aber nicht zum Aufreizen dargestellt, sondern mit Bedacht als Beweis für die Schönheit von Natürlichkeit. Und Creme ist für die Haut, weshalb es auch okay ist, Haut zu zeigen – eine deutlich stilvollere Methode, sich von der Masse abzuheben als die neuen Müllermilch Editionen!
Kim-Nicola Hofschröer
Finni meint
Ich finde, diese Müllermilch-Produkte sollten wir schlicht boykottieren. Ich habe mal gehört oder gelesen, dass von dort (eine) rechte Partei(en) unterstützt werden!
Tina meint
Danke für den Text! Im Übrigen ist Müllermilch ja durchaus schon des öfteren negativ aufgefallen, z.B. was den unverfrorenen Umgang mit EU-Subventionen und den Tierschutz dieses Monopolisten anbelangt. Da hilft nur eins: KEINE PRODUKTE DIESER FIRMA KAUFEN!