Eine Heldin ist eine weibliche Person, die sich besonders mutig oder erfolgreich für eine Sache einsetzt. Auf der Suche nach einer Bremer Heldin, bin ich bei meiner Recherche auf eine ganz besonders spannende Frau gestoßen. Barbara Massing. Besser gesagt, Captain Barbara Massing.
Sie nahm als erste Frau seit 1545 am Bremer Schaffermahl teil, war die einzige deutsche Kapitänin eines Containerschiffs, wurde als erste Frau zum Mitglied im Haus Seefahrt gewählt und fuhr mit einem Eisbrecher in die Antarktis, um Forschungsstationen zu versorgen. Häufig bestand sie als Kapitänin des Schiffs darauf, ihre Kommandobrücke komplett weiblich zu besetzen.
Geboren wurde Barbara Massing 1960 in Düsseldorf, zog allerdings einige Jahre später mit ihrer Familie nach Bremen. Hier absolvierte sie ihr Abitur. Sie wollte Kapitänin werden, was zu der Zeit und auch heute noch ein Beruf ist, in dem sich Frauen gegen eine Vielzahl an Männern durchsetzen müssen. Doch das schaffte Barbara Massing, sie absolvierte die Ausbildung zur Matrosin und schrieb sich an der Hochschule für Nautik in Bremen ein. Hier war sie die erste weibliche Studentin, die aus keiner bekannten Schifffahrtsfamilie stammte.
Immer auf der Suche nach einem Abenteuer
Nach ihrem akademischen Abschluss fuhr sie drei Jahre lang immer wieder mit einem Frachtschiff von Tasmanien in die Antarktis, um dort die Forscher des australischen Expeditionsteams Antarctic Division zu versorgen. Wenn sie nicht gerade beruflich mit dem Eisbrecher durch den häufig mal stürmischen antarktischen Ozean fuhr, suchte sie das Abenteuer privat. So durchquerte sie einmal den kompletten australischen Kontinent alleine mit ihrem Fahrrad.
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— antarctica.gov.au (@AusAntarctic) November 4, 2016
Barbara Massing glänzte durch ihre ruhige und sichere Ausstrahlung. Als sie und ihre Crew vor der Küste Omans von Piraten angegriffen wurden, behielt sie die Nerven und konnte den Angriff erfolgreich abwehren und sicher weiterfahren. Und auch als in der rauen Antarktis die Wellen über das Deck brachen, steuerte sie das Schiff ruhig und gekonnt weiter.
Als erste Frau beim Bremer Schaffermahl
Im Jahr 2004 lag die ganze Aufmerksamkeit auf Barbara Massing. Unzählige Frauenverbände hatten immer wieder kritisiert, dass das Schaffermahl eine reine Männerveranstaltung ist und Frauen durch ihren Ausschluss diskriminiert werden. Jetzt hatte Barbara Massing etwas geschafft, was noch niemandem zuvor gelungen war. Sie war die erste Frau, die in der gesamten Tradition seit 1545, zum Bremer Schaffermahl eingeladen wurde. Und auch wenn sie wie gewohnt ruhig und bescheiden auftrat, war es doch ein ganz besonderes Ereignis für uns Frauen. Denn nach 459 Jahren Tradition wird man nicht einfach mal so eingeladen. Wenn man schon seine Tradition revolutioniert, dann aber richtig. Dass es zu der Einladung kam, dafür hatte sie selbst gekämpft. Sie war es letztendlich, die sich die Verfassung des Hauses Seefahrt durchgelesen hatte und um eine Aufnahme bat, da sie alle Kriterien erfüllte. Barbara Massing setzte mit ihrer Teilnahme als erste Frau am Bremer Schaffermahl den ersten Schritt für die Gleichberechtigung der Frauen in der Bremer Traditionsgeschichte.
“Ich halte nichts von eingefahrenen, überkommenen Vorstellungen, von Schwarz-Weiß-Denken! Es gibt dazwischen so viele verschiedene Varianten, die es zu bedenken und wahrzunehmen gilt!” , so Barbara Massing.
Im Februar dieses Jahres setze sie einen weiteren wichtigen Meilenstein. Denn nun war sie nicht nur Teilnehmerin am Schaffermahl, sie war auch die erste weibliche Kapitänsschafferin. Diese werden jedes Jahr von der Generalversammlung des Haus Seefahrt festgelegt und richten das Schaffermahl aus. Erstes weibliches Mitglied des Hauses Seefahrt war Barbara Massing übrigens auch.
Barbara Massing verstarb am 27. März 2017 in Bremen. Für uns bleibt sie eine Vorreiterin, die wie selbstverständlich diesen für Frauen mit Steinen belegten Weg eingeschlagen hat. Sie hat das gemacht, wovon sie geträumt hat, ohne auf Vorbehalte zu achten. Vielleicht brauchen wir alle ein bisschen mehr Barbara Massing in uns.
Svenja Böttjer
Ulrike Hauffe meint
Sie ist so plötzlich und unerwartet gestorben. Ich hätte gerne mit ihr einmal ausführlich gesprochen. So etwas sollte nicht verschoben werden!
Robert Booth meint
Im 1976, als sie eine15 Yahr alte Studentin war, hat Barbara vier Wochen bei mir und meiner Familie verbracht. Mehrere Yahre später hatte sie auch einen Besuch bei uns für einen PaarTage gemacht als ihr Schiff in New York war.
Leider, nach 2000, haben wir Kontakt verloren und es war sehr unangehnm in diesem Monat zu erfahren, dass sie gestorben ist, besonders in solch einem jugen Alter. Was ist passiert?
redaktion meint
Lieber Robert Booth,
leider konnten wir bei unserer Recherche auch nicht herausfinden, warum Barbara Massing so früh verstorben ist. Tut uns leid, dass wir Ihnen nicht weiterhelfen können.
Freundliche Grüße aus unserer Redaktion