Am 13.Oktober findet jährlich der National No Bra Day statt. Online findet man ihn unter #NoBraDay. Dieser soll „gefeiert“ werden, indem Frauen (und natürlich auch Männer), den BH für einen Tag beiseitelassen. So soll auf Brustkrebs aufmerksam gemacht werden.
Weg mit dem BH
Oft macht man Witze und es gibt zahlreiche Comics im Internet darüber. Selbst Männer scheinen zu wissen, dass BH der Feind ist. Es gibt kein schöneres Gefühl, als das blöde Ding Zuhause in die Ecke zu werfen. Zumindest wird dieser Eindruck oft erweckt. Und ja, viele Frauen empfinden die Stütze des BH oft als unbequem. Weglassen wollen die meisten sie dennoch nicht. Sei es wegen dem Durchdrücken oder -scheinen der Brustwarzen, das man vermeiden möchte oder dem Gefühl, dass er zumindest andere Schmerzen (wie beispielsweise Rückenschmerzen) lindert. Dass si ein wenig ins Fleisch schneiden ist dabei vielleicht das kleinere Übel.
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Auch ich bin eine Zeit lang ohne BH unterwegs gewesen, weil mich das ständige Einschneiden genervt hat. Ich habe mich beengt gefühlt und mein Nacken war jeden Abend durch das Gewicht verspannt. Beides linderte sich durch das Ablegen des BH, leider kamen dafür andere Probleme auf. Da meine Brüste weder klein noch unbeweglich sind, war gerade schnelleres Laufen ohne ein Festhalten meiner beiden Freundinnen nicht möglich. Aber das Gewicht macht auch meinem Rücken zu schaffen und immer wieder erwischte ich mich dabei, eher Kleidung zu tragen, die sehr blickdicht war und am besten gar nicht erst das Durchdrücken von Brustwarzen möglich machte.
Mittlerweile trage ich wieder einen BH und habe weder das eine noch das andere Problem. Denn was die meisten Beschwerden auslöst ist, dass der BH nicht richtig sitzt. Tatsächlich brauchte es eine kleine französische Boutique und eine hilfreiche Verkäuferin, um diese Erkenntnis bei mir einzuläuten. Plötzlich schneidet nichts mehr ein. Gleichzeitig ist nicht so viel Platz im BH, dass eine dritte Brust noch Platz finden würde (für ein bisschen Snackschmuggel reicht es zum Glück aber noch), noch presst der BH mir die Brüste bis ans Kinn. Trotzdem verstehe ich, dass es für einige Frauen eben doch einfacher ist, den BH direkt weg zu lassen. Büstenhalter sind ja wie der Name verrät zur Unterstützung gedacht und wenn die eigene Brust diese nicht benötigt, kann das gute (oder blöde) Ding auch ruhig weggelassen werden.
Warum dann #NoBraDay?
Warum dann also weg mit dem BH für alle? Letztlich ist das natürlich keine Pflicht. Keine Frau sollte gezwungen werden, ihren BH ausziehen zu müssen. Aber genauso darf auch keine Frau gezwungen sein, einen zu tragen. In den USA zum Beispiel gab es einen Aufschrei, als eine Schülerin ohne BH zur Schule kam. Einer der Lehrer fand das zu sexuell. Aus Protest solidarisierten sich die anderen Mädchen der Klasse. Sie protestierten für Selbstbestimmung. In der Kleiderwahl und natürlich auch sonst. Denn darum geht es: um Selbstbestimmung. Die Selbstbestimmung der Frau, ob sie einen BH tragen möchte oder eben nicht.
Dies soll natürlich über das ganze Jahr hinweg gelebt werden. Der 13.Oktober steht dabei symbolisch für einen Tag der Freiheit. Frauen die ihren BH nicht weglassen können oder möchten, können sich stattdessen in Lila kleiden und den #NoBraDay in den sozialen Medien verbreiten. Aber das ist nicht das einzige Thema.
Was hat das nun mit Brustkrebs zu tun?
Brustkrebs, richtig. Zu Beginn habe ich geschrieben, dass der Tag auf Brustkrebs aufmerksam machen soll. Doch das scheint bei dem Thema beinahe unterzugehen. Auch in den sozialen Medien steht der Tag deswegen stark in der Kritik. Über Twitter beschweren sich Frauen (und auch Männer), dass Brustkrebs durch die ganzen Bilder ohne BH sexualisiert werde. Statt darauf aufmerksam zu machen, würden viele Frauen den Tag mehr für hübsche Fotos nutzen.
#NoBraDay seems more like #LetsSexualiseBreastCancerDay. Understand the intention but pert nipple selfies is not the reality of cancer
— Lily Bailey (@LilyBaileyUK) October 13, 2015
Der Ursprung des #NoBraDay stammt allerdings von einem plastischen Chirurgen aus Toronto. Er rief den Bra (Breast Reconstruction Awareness) Day ins Leben. Dieser fand erstmals am 19.Oktober 2011 statt. An diesem Tag sollte ein Bewusstsein für Brustrekonstruktionen nach einer Brustkrebserkrankung gefördert werden.
Über die Jahre hinweg verlagerte sich der Tag auf den 13. Oktober und nahm Abstand von dem chirurgischen Aspekt. Stattdessen ist es Ziel, Frauen für Selbstuntersuchungen und Vorsorgeuntersuchungen zu sensibilisieren und zu ermutigen, die Anzeichen von Brustkrebs zu erkennen. Während der gesamte Oktober als „National Breast Cancer Awareness Month“ ausgeschrieben ist, soll der 13. Oktober als einzelner Tag noch greifbarer werden und Aufmerksamkeit generieren. Neben dem Teilen des #NoBraDay in den sozialen Medien, wird auch um Spenden für Betroffene gebeten. Empfohlen wird dabei beispielsweise die Wohltätigkeitsorganisation Breast Cancer Care.
Fazit zum #NoBraDay
Die Idee hinter dem #NoBraDay ist in jedem Fall eine gute. Es ist wichtig und unabdingbar, auf Brustkrebs aufmerksam zu machen und zu zeigen, welche Früherkennungsmethoden es gibt. Auch das Ablegen des BH für einen Tag ist meiner Meinung nach ein starkes Zeichen (ganz unabhängig davon, ob man das restliche Jahr gerne mit herumläuft). Allein um zu zeigen, dass wir Frauen selbstbestimmt sind und keiner uns vorzuschreiben hat, ob wir einen BH tragen oder eben nicht. Ob die Vermischung dieser beiden Botschaften jetzt so clever ist? Ich bin mir unsicher. Mit Sicherheit zieht die Kampagne dadurch mehr Aufmerksamkeit auf sich. Gleichzeitig stellt das eben doch so leicht zu sexualisierende Thema BH-frei das Thema Brustkrebs ungewollt in den Schatten. Deswegen finden wir es umso wichtiger mitzumachen und gezielt auf beide Themen aufmerksam zu machen!
Jana Knösel
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