Unter dem Hashtag #notheidisgirl melden sich seit letzter Woche Mädchen und Frauen via Instagram zu Wort, die die Sendung Germany‘s Next Topmodel mit Modelmama Heidi Klum boykottieren. Auf den Fotos halten Frauen Schilder in der Hand, in denen ihre Meinungen bezüglich dieses TV-Formates mehr als deutlich werden. Dem dort angepriesenen Schönheitsideal einer superdünnen, schönen jungen Frau und Heidis fragwürdige Ernährungstipps, entgegnen sie mit Sprüchen wie “weil mich so viel mehr ausmacht als meine Bodymaße“ oder “weil Essen geil und (Körper-)Vielfalt schön ist“. Dabei sehen wir Frauen, die aussehen wie du und ich. Inzwischen beteiligen sich die ersten Männer an dieser Aktion, gestartet von dem feministischen Kollektiv “Vulvarines” aus Mönchengladbach.
https://www.instagram.com/p/BZzPwnCFGGv/?taken-by=notheidisgirl
Auch ich habe mir ein paar Gedanken gemacht, denn auch ich bin nicht Heidis Mädchen. Doch vor allem bin ich müde, dass wir überhaupt dagegen halten müssen. Gegen ein Körperbild, das insbesondere uns Frauen ständig und überall begegnet.
Germany’s Next Topmodel ist nur ein Format von vielen. Super hübsche Instagram-Stars, heiße Models auf Haltestellenplakaten und und und. Immer und überall. Ich bin müde von so vielen Filmen, die uns so überdurchschnittlich schöne Schauspielerinnen präsentieren. Wer sind wir? Wer bin ich als Frau?
Das bestimmt nicht.
Das Heidiklum-Supermonster
Ich bin alles andere als ständig schön, permanent dünn und ewig jung. Und ja, ich finde mich gut so. Aber an diesen Punkt zu kommen, hat ein paar Jährchen gedauert. Denn ich bin mit dem Heroin chick à la Kate Moss groß geworden und dann kam auch schon Heidi mit ihrer Castingshow daher gestöckelt. Who the fuck is Heidi Klum? Interessiert es mich wirklich?! Nö.
Was mich interessiert ist das wahre Leben. Meine Freunde, meine Familie, mein Job. Gesellschaftliche Veränderungen und Politik.
Und trotzdem gibt es Momente, in denen ich mich unglücklich fühle oder über mich nachgrüble und plötzlich ist es da, das Heidiklum-Supermonster. Live und direkt unter meiner Dusche eingeschaltet: “Dein Bauch ist echt zu dick! Morgen geht die Diät los!“ ist noch harmlos. „Dich findet eh kein Typ heiß, weil dein Körper so im Ganzen zu unförmig ist.” Oder “Krass, du hattest kaum Zellulitis, aber jetzt dafür überall.” sind dann die etwas härteren Sprüche. Und ja beim Schreiben dieser Zeilen kommen sie mir so platt und lächerlich vor, dass ich sogar drüber schmunzeln muss. Doch in diesen unglücklichen, selbstzweifelnden Momenten ist es mein eigener Blick, der plötzlich verschwimmt. Ich versuche mich in ein Format zu pressen, welches es angeblich gibt. Und denke dann, so zu sein wäre das einzig Richtige. Doch ich sehe Dellen, unreine Haut und einen Körper der von Makeln übersät ist. Meine Schlussfolgerung ist dann klar. Ich bin der Fehler und nicht das System.
Nur mal die Spülung betätigen
Gott sei Dank werden diese Momente immer seltener. Und es gab und gibt Hoffnung und vor allem ein sehr gesunden Anteil in mir: Ich stehe auf Hüften, Ärsche, Bäuche, Brüste und all das! Und ich finde Frauen so wunderschön in ihrer Unperfektheit! Ich finde Weiblichkeit grandios! Und somit auch mich.
Ich bin davon überzeugt: Unsere Körper wollen Kinder gebären, Krankheiten besiegen, Liebe machen oder was auch immer jede Frau für sich wünscht und definiert! Unsere Körper brauchen wir, damit wir funktionieren, damit wir fühlen und vor allem leben. Wir sind so viel mehr, als eine äußere Hülle. Sind ein Innen und ein Außen. Aber vor allem ein Ganzes. Und nicht trennbar von unseren Seelen. Doch dieser Kapitalismus macht uns etwas anderes weiss. Jeden Tag aufs Neue versucht er uns zu nötigen, seine Produkte zu kaufen. Aber ich lege keinen Wert darauf und orientiere mich nicht an Supermodelmama Klum und ihren heißen Freundinnen. Denn auch wenn mein Körper so unperfekt ist, das Älterwerden auch irgendwann meinen Körper betrifft, versuche ich kein übertriebenes Maß anzulegen. Ich mag mich und genauso dich.
Übrigens habe ich das Heidimonster letztens das Klo runter gespült, als es gerade dabei war, mir sagen zu wollen, dass meine Hände zu klein wären im Verhältnis zu meinen Armen. Fuck off und diese antrainierte Schönheitspolizei!
Glaubt an euch, egal welche äußerlichen Merkmale ihr habt oder auch nicht habt und lasst euch nicht verarschen von einer Industrie, die uns suggerieren will, was wir angeblich zu sein haben. Ich bin ich. Nicht mehr aber auch nicht weniger.
Von einer die ihr Leben l(i)ebt
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