Eine neue Ausstellung ist in das Paula Modersohn-Becker Museum eingezogen. Sie thematisiert die Beziehung von Otto Modersohn und Paula Becker und soll neue Einblicke in ihre Leben und Schaffen gewähren.
Neugierige Besucher*innen laufen durch die frisch mit Bildern erfüllten Räume, die das Worpsweder Schützenfest und die Landschaft im Umland thematisieren, aber auch Menschen und private Skizzen, welche teilweise noch nie ausgestellt wurden.
Neue Perspektiven
Ein jüngst veröffentlichter Briefwechsel der Maler*innen Otto Modersohn und Paula Becker sorgt für Aufsehen und ist Anlass, die Werke der beiden in einem neuen Licht zu betrachten. Der Kurator Dr. Schmidt kündigt an: „Es gibt Neues, Spannendes zu erfahren“. Es ist die erste Ausstellung in der es eine so direkte Gegenüberstellung der beiden gibt, betont er. Dabei sei noch viel zu erfahren über die Nähe in der Beziehung und über das private Leben. Zudem räumt die Ausstellung mit einigen Vorurteilen auf, welche verbreiten, Otto Modersohn hätte die Arbeit von Paula Becker nicht geschätzt. Aus Zitaten geht hervor, dass er sie bewundert und gesagt haben soll, dass sie alle in Worpswede überstrahle.
Gegenseitiger Austausch und ständige Inspiration
In den Mittelpunkt der Ausstellung rückt unter anderem der Austausch des Paares über Kunst, über ihre eigene, aber auch die anderer regionaler und überregionaler Künstler*innen. Er zeugt aber auch von dem respektvollen Umgang der beiden untereinander. Um dies zu belegen, wurden etwa 80 Werke für die Ausstellung „Paula Becker & Otto Modersohn. Kunst und Leben“ zusammengestellt. Sie habe gesehen, wo sie ihm etwas geben kann. Manche Motive haben sie beide gemalt, ab und zu sogar am gleichen Tag. Ein gemeinsames Werk, wie es bei anderen malenden Paaren vorkommt, jedoch nicht. Jeder für sich ist ein Künstler, aber es gibt eine gegenseitige Beeinflussung.
Die Liebe geht durch die Kunst
In der Ausstellung der Kunsthalle, welche Werke der Worpsweder Künstlerszene 1895 nach Bremen bringt, entdeckt Paula Becker das Bild „Herbst im Moor“ von Otto Modersohn, interessiert sich für ihn und möchte ihn daraufhin kennenlernen. Dies schildert sie in ihrem Tagebucheintrag vom 24. Juli 1897. „Es sind Mosaiksteine, die das Verständnis erweitern“, so Dr. Schmidt. Der Katalog zu der Ausstellung wurde von der Paula Modersohn-Becker-Stiftung erstellt. Er fasst die Werke zusammen, in welchen sich die Wechselwirkung der beiden Künstler zeigt. Sie behalten beide ihre Eigenart und inspirieren sich gegenseitig in ihrer jeweiligen Entwicklung. Wenn sie ähnliche Szenen malen, sieht man, dass Otto Modersohn seinen Fokus mehr auf die Landschaft legt, mit seinen Bildern Geschichten erzählt, während Paula Becker immer einen engeren Ausschnitt wählt und mehr mit Formen und Flächen arbeitet. Es lassen sich aber auch überraschende Gemeinsamkeiten entdecken. Dies begünstigt die Struktur der Ausstellung. Die Werke beider Künstler, die eine Szene gemeinsam haben, werden in ein Zusammenspiel gebracht. Oft wurden sie sogar im gleichen Zeitraum gemalt. Die Wege der Umsetzung unterscheiden sich aber. Diese Art des Aufbaus macht in kürzester Zeit eindrucksvoll erfahrbar, inwiefern Paula Becker und Otto Modersohn die Waage zwischen gegenseitiger Beeinflussung und Eigensinnigkeit halten. Sie habe eine andere Vorstellung von Figur und Grund. Otto und Paula haben sich auch gegenseitig gemalt, er habe ihre Rückansicht gemocht, verrät Frau Modersohn. Die Parisaufenthalte, welche nicht zuletzt durch Otto Modersohn gefördert werden, beeinflussen ihre Technik. „Er ermöglicht ihr ein eigenes Atelier“, ergänzt Antje Modersohn, die Enkelin von Otto Modersohn. In Paris habe sie die, gerade für Frauen der Zeit, seltene Chance bekommen, sich frei zu entfalten. Sie hat sie ein Stück weit von Otto Modersohn bekommen. Ein Besuch der Ausstellung lohnt sich also nicht nur für Kunstliebhaber*innen, sondern auch für jene, die mehr erfahren möchten, über das Wechselspiel von Kunst, Liebe und Leben. Für Kinder und Jugendliche ist der Eintritt kostenlos, der reguläre Eintritt beträgt 8€, beziehungsweise 6€ ermäßigt. Die Ausstellung, in der Böttcherstraße 6-10, ist dienstags bis sonntags von 11 bis 18 Uhr geöffnet.
Nele Woehlert
Ulrike Hauffe meint
Liebe Nele,
herzlichen Dank für den Bericht. Er macht Lust, die Ausstellung anzuschauen. Ich mache es bestimmt!
Redaktion meint
Liebe Ulrike,
vielen Dank für die freundliche Rückmeldung. Wir wünschen Dir viel Spaß in der Ausstellung!
Viele Grüße
das Redaktionsteam & Nele