Trotz der schier ungeahnten Möglichkeiten, die das Internet bietet, vielfältig und bunt zu sein, gibt es Auswüchse, die ich nicht verstehe. Zu 98 Prozent wird das pseudo-perfekte Leben dargestellt. Die Blogwelt ermöglicht alles und es gibt Blogs aller Art, kritisch und platt, Mainstream und alternativ, laut und leise. Aber besonders dort (so wie auf allen Social Media-Kanälen) geht es um eine Art von Selbstdarstellung, die allem Dagewesenen die Krone aufsetzt.
Natürlich möchten sich die meisten Menschen auf irgendeine Weise selbst darstellen, nach außen gut auftreten, beliebt sein, tolle Jobs rekrutieren – Anerkennung bekommen. Das ist okay und die Tatsache an sich ist auch nicht zu kritisieren. Aber sind nur Menschen interessant, die perfekt sind? Neben Mode- und DIY-Blogs, die vor grauenhaftem Perfektionismus nur so strotzen, sowohl im Design als auch Inhaltlich, sind es neuerdings auch die alternativen Reise-/Businessblogs der um-die-30-jährigen, die nichts anderes machen, als zu zeigen „Guck mal, was für ein geiles Leben ich führe“. Ja, ich lese sie liebend gerne. Ja, ich lese die tollen Tipps übers Bloggen und Selbstständigkeit, keine Frage.
Aber wenn ich ein paar Minuten darüber nachdenke, was das bedeutet, schüttelt es mich. Die Frau von heute macht immer mehr. Wie seit Langem kümmert sie sich um Kind, Karriere, Haushalt, Deko und Küche. Nun auch noch um Webdesign (oder zumindest Grundkenntnisse für Computer und Internet sowie Social Media), DIY, Innenarchitektur und Super-Küche (nun in Form von Foodblogs). Dies soll und muss für alle möglich sein – keine Frage. Aber sind es nicht beinahe schon Standard-Voraussetzungen, die wir an uns selber stellen und die von außen an uns gestellt werden? Hinzu kommt intensivierter Körperkult. War es mal dünn, dünner, am dünnsten, ist es inzwischen dünn und dazu super fit, durchtrainiert und definiert, bewiesen durch Selfies in pinkem Top und Hotpants, dass man wieder ins Fitnessstudio oder Laufen geht. Was mit „strong is the new skinny“ begann, wird nun noch mehr ad absurdum geführt (lest hierzu unbedingt diesen tollen Blogbeitrag zum Thema). Was bedeutet das für die 16jährigen Mädchen?
And I rue the day I learned about the platinum-level bullshit that is the „THIGH GAP“ and hope it dies 1000 fiery Pinterest deaths. (jezebel.com)
Meine zusammenfassenden Gedanken dazu: Skinny Jeans, Oberschenkellücke, Size Zero, minimalistische Deko und Möbel, SlimTablet oder IPad Air, Flatscreen, Flat Design WordPress Theme… Zart, feminin oder androgyn. Leicht, transparent, schwebend… Wann lösen wir uns auf?
Janina Bartmann
Mehr von Janina findet ihr auf ihrem Blog „Inouïe!“
Janna meint
Ein perfekt geschriebener Artikel.
Excellente Arbeit.
Weiter so und viel Erfolg.