Halloween. War gestern. Deshalb kommt diese Woche der Presse-Pott am Dienstag….
Das Zitat
„Für Frauen gibt es im Feminismus viel zu gewinnen, für Männer auf den ersten Blick nicht. Sie gehen davon aus, dass sie ihre Privilegien verlieren, was auch erklärt, warum Antifeminismus überall erstarkt. Dabei profitieren Männer ja auch vom Feminismus, wenn Erwartungen und Druck besser aufgeteilt würden. Leider lastet aber die Verantwortung, für eine gleichberechtigtere Welt zu kämpfen, weiter vor allem auf Frauen. Aber wenn ich etwas aus der Geschichte des Feminismus gelernt habe, ist es, dass es zwar ein langer Weg ist, aber einer, der es wert ist, ihn Schritt für Schritt zu gehen.“
Najat El Hachmi
Iran: Proteste gehen weiter
Letzte Woche war die 40-tägige Trauerzeit nach dem Tod von Mahsa Zhina Amadi vorbei. „Sie wurde zum Symbol für Freiheit“, sagt ihr Cousin Erfan Mortezaie im Interview und beschreibt, wie die Familie vom Regime unter Druck gesetzt wird. Doch die Protestbewegung hört nicht auf. Im Interview erklärt die iranische Friedens-Nobelpreisträgerin Shirin Ebadi die Lage im Iran, was die Menschen dort fordern und was sie von den Regierungen westlicher Staaten erwarten: „Hören Sie auf, die Mörder im Iran zu unterstützen. Stellen Sie sich auf die richtige Seite der Geschichte.“ (Ebadi war die erste Frau, die im Iran als Richterin arbeitete. Nach der Islamischen Revolution 1979 wurde sie aus dem Amt entfernt, weil Frauen nicht das Recht haben, Richterin zu sein – nur eins der Beispiele, wie Frauen dort diskriminiert werden.)
Bundesregierung zieht Vorbehalte gegen Istanbul-Konvention zurück
Die Bundesregierung wird die vor vier Jahren von Deutschland eingelegten Vorbehalte gegen einzelne Artikel des Internationalen Übereinkommens zur Verhütung und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und häusliche Gewalt, die sogenannte Istanbul-Konvention, nicht aufrechterhalten. Damit wird die Konvention ab Februar 2023 auch in Deutschland uneingeschränkt gelten. Kommentar hier.
Allein gelassen
Wer in Deutschland eine Spätabtreibung benötigt, das heißt nach den ersten drei Monaten, hat es noch schwerer als es sonst schon ist. Wer ein voraussichtlich behindertes Kind erwartet, bekommt zwar ziemlich problemlos die benötigte Bescheinigung. Unter anderem, weil Ärzt*innen sich damit vor eventuellen Schadensersatzansprüchen schützen wollen, falls sie eine Fehlbildung übersehen haben. „So irre es klingen mag: Ärzt*innen riskieren in Deutschland eine zivirlechtliche Klage, wenn sie eine Straftat nicht ermöglicht haben“. Denn der Paragraf 218 Strafgesetzbuch kiminalisiert Abtreibung. Aber die Versorgungssituation für einen Spätabbruch ist „nahezu flächendeckend katastrophal“. Selbst Kliniken mit Pränataldiagnostik machen keine oder kaum Abbrüche. Eiken Bruhn berichtet in der taz von einer schwierigen Recherche über ein schwieriges Thema.
„Die kranke Frau“
… ist der Titel des Buches über die Geschichte der Gendermedizin von Elinor Cleghorn, in dem sie beschreibt, wie Stereotype immer noch zu Fehldiagnosen führen. Hier gibt es Näheres im Interview mit der Autorin.
Männer sind teuer
Boris von Heesen kommentiert die Reaktionen auf sein Buch „Was Männer kosten – der hohe Preis des Patriarchats“. Darin wollte er ausrechnen, in welchem Umfang ungesunde männliche Verhaltensweisen Deutschland volkswirtschaftlich belasten. Heraus gekommen ist ein Betrag von 63,5 Mrd.€, den ungesundes männliches Verhalten dieses Land mehr kosten als das entsprechende weibliche. Mit Audio-Interview und verschiedenen Artikeln…
Die Darstellung von Gewalt im Fernsehen
… ist geschlechtsspezifisch und nimmt selten die Opferperspektive (meistens Frauen und Kinder) ein, sondern erzeugt oft Mitleid mit dem Täter. Vertreter*innen der Film- und TV-Branche diskutierten Gegenmaßnahmen.
Leuchtendes Signal gegen Gewalt
Sowohl Terre des Femmes als auch das Hilfetelefon Gewalt gegen Frauen fordern uns auf, ein Zeichen zu setzen am 25.11.2022 – dem Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen. TdF plant eine Fahnenaktion, während das Hilfetelefon auch mit einer Bilderaktion auf Solidarität im Netz setzt. Egal wie man sein Signal senden möchte, beide Organisationen bieten große Mengen an Fahnen, Banner, Aktionsschilder und Shareables zum Bestellen oder herunterladen. Etwa ab dem 15.11.2022 kann mit der Aktion begonnen werden! Am 25.11.2022 Anti-Gewalt-Demo in Bremen.
GB probiert neuen Ermittlungsansatz bei Gewalt gegen Frauen
…und der tut auch bitter Not. Operation Soteria widmet sich dem katastrophalen Rückgang von Verurteilungen wegen Vergewaltigung in Großbritannien, und zielt auf eine bessere Behandlung der Opfer, die solche Verbrechen bei der Polizei anzeigen. Der Kerngedanke: Nicht die Glaubwürdigkeit der Opfer sollte im Mittelpunkt stehen, sondern die Ermittlungen gegen dem Verdächtigten. Typischerweise beginnt die Polizei sonst ihre Untersuchung mit der Beschlagnahme des Handys des Opfers. Die Daten werden ausgewertet und die Inhalte auch dem Anwalt des Angeklagten zur Verfügung gestellt.
Tweet der Woche
Female-run banks give fewer loans to big polluters. [Study: https://t.co/KF6v5rqT9B.]
— Quite Interesting (@qikipedia) October 24, 2022
Bremen mit seiner grünen Umweltsenatorin hat übrigens gerade zum 4. Mal Gold gewonnen bei der Preisverleihung des European Energy Award.
Sexueller Missbrauch in Seelsorgebeziehungen
Der Katholische Deutsche Frauenbund e.V. (KDFB) fordert, sexuellen Missbrauch in Seelsorgebeziehungen als Erweiterung in den § 174c des Strafgesetzbuches (StGB) aufzunehmen. Von der katholischen Kirche erwartet der KDFB, Missbrauch an Erwachsenen insgesamt konsequent in den Auftrag der Aufarbeitungskommission aufzunehmen: Der Handlungstext „Maßnahmen gegen Missbrauch an Frauen in der Kirche“, der auf der Vierten Synodalversammlung aus Zeitgründen nicht behandelt wurde, sei dabei zu berücksichtigen und die darin enthaltenen Handlungsempfehlungen sind umzusetzen.
Künstlerinnen
Für die Kunst-Interessierten unter euch hier zwei Ausstellungs-Tipps: Berlin zeigt an drei Orten (im Kesselhaus des KINDL, im Georg-Kolbe-Museum und im Neuen Berliner Kunstverein) eine Retrospektive der palästinensisch-britischen feministischen Künstlerin Mona Hatoum. Und im Kunstmuseum Wolfsburg ist Empowerment, feministische Kunst der letzten 20 Jahre, zu sehen. Näheres über die Ausstellungen hier und hier.
Bremen News
Feministische Bremer Podcast-Reihe
Wusstet Ihr, dass alle Veranstaltungen der Lesebühnen-Reihe Out Loud auch als Podcast zu erleben sind? Da die November-Veranstaltung mit Kristina Lunz ausfallen muss, empfehlen wir zum Nachhören den FreiRaum-Podcast vom Bremer Presse-Club über „feministische Außenpolitik, Hass im Netz und Chancengleichheit“. In der November-Ausgabe von Out Loud erzählt dann Phenix Kühnert » Eine Frau ist eine Frau ist eine Frau. Über trans Sein und mein Leben «.
Digitale Suchtberatung startet in Bremen
Seit dem 17. Oktober 2022 ist die digitale Beratungsplattform DigiSucht erreichbar. Die Plattform richtet sich an suchtgefährdete und suchtkranke Menschen sowie deren Angehörige. Ratsuchende können auf der Plattform Kontakt zu den Fachkräften aufnehmen, ihr Anliegen per Nachricht übermitteln oder einen Termin für einen direkten Austausch per Videochat oder per Messenger (Textchat) buchen. Die auf der Plattform vorhandenen digitalen Tools und Übungen (beispielsweise Konsumtagebuch, Motivationswaage) helfen dabei, den digitalen Beratungsprozess zu strukturieren und unterstützen bei einer Verhaltensänderung. Bei Bedarf erfolgt eine Vermittlung der Ratsuchenden in die vorhandenen Hilfestrukturen vor Ort. Freundlich. Professionell. Anonym. Und kostenfrei!
Glenys, Irene
Schreibe einen Kommentar