Liebe Leute, es kann nicht sein, dass in Polen die „Hölle für Frauen“ besteht und in Deutschland ein Katz-und-Maus-Spiel um den Wortlaut auf der Informationsseite einer Frauenärztinnen-Praxis die Gerichte beschäftigt, während im traditionell katholischen Irland die Bürger*innen schon seit zwei Jahren – per Referendums-Entscheid – legal abtreiben dürfen.
Wir fordern ein europäisches Referendum zum Recht von Frauen auf ihren eigenen Körper und erwägen, eine Petition zu starten. Das und einiges mehr im heutigen Presse-Pott.
Tausende protestieren gegen Verbot von Schwangerschaftsabbrüchen
Polens Regierung hat ein Verfassungsgerichtsurteil umgesetzt, das Schwangerschaftsabbrüche fast vollständig verbietet. In mehreren Städten kam es daraufhin am 28.01.2021 zu Protesten. Im Oktober hatte Polens Verfassungsgericht nach einem Antrag von mehr als 100 PiS-Abgeordneten den Schwangerschaftsabbruch bei schwer fehlgebildeten Föten als „unvereinbar“ mit der polnischen Verfassung bezeichnet. Dazu mehr.
Studie zu Schwangerschaftsabbrüchen gestartet
Als Bundesminister Jens Spahn (CDU) im Zusammenhang mit der Reform des § 219a im Jahr 2019 eine Studie über die „seelischen Folgen“ von Schwangerschaftsabbrüchen ankündigte, wurde Schlimmes befürchtet. Alle Zeichen deuteten darauf hin, dass die Untersuchung das einseitig von den sogenannten Lebensschützern behauptete Post Abortion Syndrom bestätigen sollte. Danach soll ein Schwangerschaftsabbruch angeblich zu schweren Depressionen führen – eine Behauptung, die längst wissenschaftlich widerlegt ist. Es hagelte daraufhin Kritik. Die Befürchtungen sind nun aber nicht eingetroffen. Die Studie „Erfahrungen und Lebenslagen ungewollt Schwangerer – Angebote der Beratung und Versorgung (Elsa)“, die nun gestartet wurde, wird als seriös, komplex und umfassend beschrieben.
Dritter Gleichstellungsbericht der Bundesregierung: „Digitalisierung geschlechtergerecht gestalten“
Die Person hat einen Doktortitel, also muss es ein Mann sein – „dachte“ sich das elektronische Kontrollsystem im Fitness-Studio und verweigerte einer Frau den Einlass in die Damen-Umkleidekabine. Dieser Vorfall aus den USA diente den Autor*innen zur Veranschaulichung: Digitalisierung muss dringend geschlechtergerecht gestaltet werden. Die Sachverständigen-Kommission übergab ihren Bericht am Dienstag der zuständigen Ministerin Franziska Giffey (SPD). Es werden ein Paradigmenwechsel in der Digitalbranche gefordert und mehr als 100 Handlungsempfehlungen aufgestellt. Hier lest ihr Näheres.
Frauengesundheitsbericht
Er hat lange auf sich warten lassen, doch nun ist der zweite nationale Bericht zur gesundheitlichen Lage von Frauen veröffentlicht worden. Der vom Bundesministerium für Gesundheit geförderte Bericht wurde in den vergangenen drei Jahren von Wissenschaftlerinnen beim Robert-Koch-Institut erarbeitet. „Eine umfassende Informationslage über Gesundheit, Gesundheitsverhalten und Vorsorgen von Frauen ist dringend erforderlich, damit Politik darauf aufbauend Angebote und Strukturen ausrichten kann – auch in Bremen und Bremerhaven.“, sagt Senatorin Claudia Bernhard.
Erweiterter Teilzeitkorridor, weniger Bürokratie und keine Nachweise
Mit dem Beschluss des Bundestages zum Gesetzesreform zum Elterngeld wird das Elterngeld hoffentlich flexibler, partnerschaftlicher und einfacher – durch mehr Teilzeitmöglichkeiten, weniger Bürokratie und mehr Elterngeld für Frühchen. So werden Eltern unterstützt, Familienleben und Beruf noch besser zu vereinbaren. Mit der am 29. Januar erfolgten 2. und 3. Lesung hat der Bundestag das „Zweite Gesetz zur Änderung des Bundeselterngeld- und Elternzeitgesetzes“ beschlossen. Die Regelungen sollen zum 1. September 2021 in Kraft treten.
Nach dem Goldenen Zaunpfahl ist vor dem Freispiel-Abzeichen
Am Mittwoch 2. Dezember wurde der Goldene Zaunpfahl 2020 verliehen. Preisträgerin war die Marke TOPModel der Depesche GmbH. In der Laudatio wurde erklärt, warum der „Wink mit dem Zaunpfahl“ dorthin geht. Der Goldene Zaunpfahl ist immer ein „Negativpreis“ gewesen – verliehen für besonders sexistische Werbung: Aber warum Werbung für das Dämliche, Unnütze und Danebene mit einem Preis belohnen? klische*esc, Verleiherin des Preises hat sich auf einen Positivpreis verlegt: Am 10. Februar wird nun das Freispiel-Abzeichen verliehen. Dazu schreiben sie „Mit dem freispiel-Abzeichen wollen wir einladen und unterstützen, sich offensiv und explizit für mehr Wahlfreiheit einzusetzen, gegen die klischeehafte Einteilung der Zielgruppen insbesondere in Frauen / Mädchen und Jungen / Männer, aber auch in andere diskriminierende Kategorien.“ Das ganze Jahr über nehmen sie Einreichungen entgegen, Näheres über die Verleihung findet Ihr hier.
Bremen News
Aktion der „Omas gegen rechts“ am Holocaust-Gedenktag
In Bremerhaven gedachten die „Omas gegen rechts“ am 27.1.2021 auf ungewöhnliche Weise der Opfer des Nationalsozialismus. Bei einer Putzaktion im Stadtgebiet reinigten und polierten sie Stolpersteine. Diese sind in vielen Städten im Boden eingelassen, um an Verfolgte des Nationalsozialismus zu erinnern. In Bremerhaven gibt es 120.
Care und Corona: Eine Bestandsaufnahme
Am Freitag ist übrigens eine neue Folge des Podcasts Rolle rückwärts erschienen: Wie geht es den Familien in der Corona-Pandemie? Stimmt es, dass vor allem Frauen in der Krise beruflichen zurückstecken und in alte Rollen gedrängt werden? „Kindererziehung ist kein Hobby, sondern wichtiger Wirtschaftsfaktor“, sagt Familien- und Lebenslaufsoziologin Dr. Sonja Bastin. Am 12.Februar geht es dann weiter mit Folge 3: Das Henne-Ei-Problem: Care-Arbeit und Gleichstellung auf dem Arbeitsmarkt.
Glenys, Irene
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