Nach dem sonnigen Wetter zum 8. März wird es nun wohl wieder kälter. Angesichts der vielen Gender Gaps müssen wir uns warm anziehen. Warum, das steht im heutigen Presse-Pott.
Weltfrauentag 8. März
Ein Kommentar von Entwicklungsministerin Svenja Schulze: „Frauen und Mädchen haben heute keinen Grund zu feiern, stattdessen müssen sie kämpfen. Denn die Angriffe auf die Rechte von Frauen haben weltweit zugenommen, genau wie frauenfeindliche Propaganda und Politik. Gleichzeitig wird die Finanzierung von internationalen Projekten zur Stärkung von Frauen und Mädchen drastisch zurückgefahren.“
Equal Pay Day
Am 7. März war Equal Pay Day. Dieses Datum markiert symbolisch den Tag im Jahr, bis zu dem Frauen im Vergleich zu Männern umsonst arbeiten. Danach betrug die Lohnlücke zwischen Frauen und Männern bundesweit 16 Prozent und in Bremen sogar 17 Prozent im Jahr 2024. Immerhin ist der Wert im Vergleich zum Vorjahr (2023: 19 Prozent) leicht gesunken. Dazu Claudia Bernhard, Senatorin für Gesundheit, Frauen und Verbraucherschutz in Bremen: „Klar ist: Der Schlüssel für die Verwirklichung der Gleichstellung liegt in der finanziellen Unabhängigkeit der Frauen. Auch wenn die Gehaltslücke ein wenig zurückgeht: 17 Prozent Gehaltsunterschied sind eine schreiende Ungerechtigkeit. Damit Lohnunterschiede wegen mangelnder Transparenz nicht unentdeckt bleiben, muss die neue Bundesregierung dringend handeln und die Entgelttransparenzrichtlinie der Europäischen Union endlich in deutsches Recht umsetzen.“ Übrigens ist der Gender Pay Gap bei Hochqualifizierten besonders groß.
Gender Finance Gap
Der Gender Pay Gap – die Lohnlücke zwischen Männern und Frauen – ist schlimm genug. Noch viel skandalöser ist der Gender Finance Gap – die Lücke bei der Finanzierung von Betriebsgründungen – und die ist sogar noch größer geworden. Während im Jahr 2023 noch knapp zwei Prozent des Wagniskapitals an Start-ups gingen, die ausschließlich Gründerinnen hatten, betrug der Anteil 2024 nicht einmal ein Prozent!
Gender Pain Gap
Wenn Frauen unter Schmerzen leiden wird das von Ärzt*innen oft nicht so ernst genommen wie bei männlichen Patienten: „Ein Mann bekommt Schmerzmittel. Eine Frau etwas für die Nerven“. Eine Reihe von Büchern beleuchtet das Thema Gender Pain Gap. Einen Überblick über die Neuerscheinungen gibt es hier.
Terre des Femmes fordert Sondervermögen für Frauen
TdF fordert zum internationalen Frauentag am 08. März ein Sondervermögen für Frauenrechte: „Es ist zu begrüßen, wenn notwendige Mittel für nachhaltige Investitionen nun nicht länger blockiert werden – aber jetzt sollten auch die Mittel zur Verfügung gestellt werden, die Frauen brauchen, um frei von Gewalt und Diskriminierung in Deutschland leben zu können. Wir brauchen auch für Frauenrechte ein Sondervermögen – und zwar jetzt“ sagt Sina Tonk, Bereichsleiterin Referate bei TERRE DES FEMMES. Es sollen unter anderm Frauenhausplätze, Beratungsangebote für Betroffene von geschlechtsspezifischer Gewalt und geschlechtergerechte Gesundheitsversorgung finanziert werden.
Aktivismus in Warschau
Im polnischen Wahlkampf 2023 versprach der jetzige Premierminister Donald Tusk, dass er das derzeitige fast vollständige Abtreibungsverbot binnen 100 Tagen aufbrechen wollte. 500 Tage später bleibt alles beim Alten; Tusk gab zu, dass bei der jetzt vorliegenden Koalitionszusammensetzung, es einfach „keine Mehrheit für eine Gesetzesänderung“ gäbe. Jetzt haben Aktivistinnen ihr eigenes Abtreibungszentrum eröffnet – auf der Wiejska-Straße – dem Parlament praktisch gegenüber. Sie nehmen keine Eingriffe vor, sondern beraten und vermitteln Zugang zu Abtreibungspillen. „Unsere Gruppe überschreitet gerne Grenzen. Wir schauen, wie die Gesellschaft reagiert, was die Politiker tun werden. Wir sind gesprächsbereit!“ sagte Justyna Wydrzyńska vom Abortion Dream Team.
Tochter von Gisèle Pelicot zeigt ihren Vater an
Caroline Darian wirft ihm vor, sie wie ihre Mutter in einem Zeitraum von mutmaßlich zehn Jahren immer wieder betäubt und sexuell missbraucht zu haben. Die Anzeige wurde nach Darians Angaben bei der Staatsanwaltschaft in Versailles gestellt. Ihre Klage solle auch eine „Botschaft an alle Opfer“ sein, „dass wir niemals aufgeben dürfen“. Mehr Information.
Arabische Frauen sprechen ihren US-Schwestern Mut zu…
„Gebt nicht auf; Widerstand funktioniert!“ ist die Botschaft von Frauen in der arabischen Welt. „Ihr müsst nicht weit schauen, um auf Solidarität zu stoßen – denkt an die Latinas, die indigenen und die schwarzen Frauen in eurem eigenen Land!“ Der Artikel enthält eine Vielzahl von erfolgreichen Beispielen ziviler Widerstand. Artikel von Hibaaq Osman.
KlimaSeniorinnen-Urteil: Die Schweiz muss nachbessern
Das Ministerkomitee des Europarats, das den Vollzug der Urteile des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte (EGMR) überwacht, hat diese Woche die Umsetzung des wegweisenden Urteils des EGMR im Fall der KlimaSeniorinnen geprüft. Sie entschieden: die Schweiz bleibe den Beweis schuldig, dass sie genug tut, um die globale Erwärmung auf 1.5°C zu beschränken.
Oscars für Sexarbeiterin
Bei der diesjährigen Oscar-Verleihung räumte Sean Bakers Film Anora, ein Porträt einer Sexarbeiterin, fünf Oscars ab: für den Besten Film, die Beste Regie, die Beste Hauptdarstellerin (Mikey Madison), das Beste Drehbuch und den Besten Schnitt. Hier eine Filmrezension.
Leonie Schöler bei YouTube
Die Bestseller-Autorin und Historikerin (Ihr Buch: »Beklaute Frauen«) sendet jetzt alle zwei Wochen eine neue Folge. In ihrem ersten Video nimmt sie sich des Themas »Krieg auf Social Media« an.
Podcasts
Our Voices Our Choices ist die internationale, geschlechterpolitische Podcast-Reihe der Heinrich-Böll-Stiftung. Neueste Folge: Feminismus und Krieg: Geschlechtergerechter Frieden.
Die feministische Presserunde: Wir können auch anders. Nächste Folge am 31.3.2025.
Kein Ponyhof. Podcast des SoVD Niedersachsen – Neueste Folge: #44 Entscheidungen unter Druck: Schwangerschaftsabbrüche und ihre Herausforderungen.
Mikas Matrix – Neueste Folge: #27 Wir wollen Veränderung sehen!.
Maskulinistischer Strom
Junge Männer orientieren sich wieder mehr an traditionellen Geschlechterrollen, teils verwenden sie autoritäre Deutungsmuster und wählen häufiger als früher rechtsextreme Parteien. Was kann man dagegen tun? Eine neue Studie analysiert das Phänomen und gibt Handlungsempfehlungen für eine “professionelle junge Männerarbeit”.
Femizid: Nicht nur der Partner
Fast ein Zehntel aller Femizide der letzten 15 Jahre in Groß Britannien wurden von Söhnen an ihren Müttern begangen. Das steht in dem „2000 Women Report“ vom Femicide Census. Eine Sprecherin sagte: „Das ist nur die Spitze des Eisbergs – nur die Toten. Aber weitaus mehr Frauen werden im Verborgenen in einer Welt aus absolutem Elend leben“. Eine von acht getöteten Frauen ist über 70 Jahre alt, aber Matrizid werde nicht als Problem anerkannt, folglich gäbe es keine Unterstützung für Mütter von gewalttätigen oder psychisch kranken Kindern. Mehr Information.
Anne-Klein-Frauenpreis 2025
Der Anne-Klein-Frauenpreis 2025 wurde am Freitag an Darya Afanasyeva, Irina Alkhovka und Julia Mickiewicz aus Belarus verliehen. Die Frauen- und Menschenrechtsverteidigerin Irina Alkhovka, die feministische Bloggerin Darya Afanasyeva und die feministische Aktivistin und Politikerin Julia Mickiewicz – sie alle sind Ziel staatlicher Verfolgung und Repressionen.
Bremen News
8. März in Bremen. Mehr als 8.000 Menschen demonstrierten dieses Jahr in der Innenstadt unter dem Motto „Gemeinsam gegen Faschismus, Feminismus heißt Widerstand:“ Über die Probleme von Frauen in Bremen Näheres hier.
Armes Bremen? Laut Bericht der Arbeitnehmerkammer Bremen steigt die Armut im Land Bremen. Betroffen sind vor allem Ältere und Familien, jede*r Fünfte erhält Sozialleistungen. Dabei sind die meisten Bürgergeldempfänger*innen nicht arbeitslos und Sozialleistungen für Asylbewerber*innen bilden den kleinsten Anteil. Zur Abhilfe stellt die Arbeitnehmerkammer sieben Forderungen auf, wie zum Beispiel die Erhöhung des Mindestlohns der Erwerbsbeteiligung von Frauen.
Mehr als 70 Maßnahmen für den Schutz vor Gewalt: In der Woche vor dem Internationalen Frauentag am 8. März 2025 hat die Senatorin für Gesundheit, Frauen und Verbraucherschutz den dritten Fortschrittsbericht zum Bremer Landesaktionsplan zur Umsetzung der Istanbul-Konvention vorgelegt. 71 der (2022 festgelegten) 75 Maßnahmen zum Schutz von Frauen und Kindern vor Gewalt wird der Senat bis zum Ende der Laufzeit des Aktionsplans in 2025 umsetzen. Für den Aktionsplan stehen in diesem Jahr Mittel in Höhe von 1,1 Millionen Euro zur Verfügung.
Schwerpunkt Frauen in der Kunsthalle: Nicht nur zum 8. März – aber auch zum 8. März! Aktuell widmet sich die Kunsthalle ganz besonders dem Thema Frauen in der Kunst, mit Ausstellungen, Neuerwerbungen, Schenkungen, Veranstaltungen und einem neuen Ausstellungssaal: Weltfrauentag+ Neues in der Dauerausstellung zum 8.3.2025. Ein Besuch lohnt sich – Termine stehen im PDF.
Förderprogramm Junge Szene und Subkultur + 1. großes Förderprogramm: Bis zum 26.3.2025 (24 Uhr) nimmt der Senator für Kultur wieder Anträge entgegen. Gefördert werden nicht-kommerzielle, künstlerische und kulturelle Projekte – in folgenden Bereichen: Bildende Kunst, Bildende Kunst (Performance), Film und Medien, Frauenkultur, Interkulturelle Kulturarbeit, Kulturaustausch / Städtepartnerschaft, Kulturpädagogik, Literatur, Musik, Performance (Darstellende Künste), Queerkultur, Stadtkultur, Tanz, Theater und Interdisziplinäre Projekte. – Für Musiker*innen interessant: Auch Releases könnt ihr euch hierüber fördern lassen. Infos Musikfonds.
Neue Finanzierungsmöglichkeit für Startups gibt es bei der BAB. Gesucht wird ein innovatives Geschäftsmodell zum Beispiel im ökologischen, digitalen oder sozialen Bereich. Mehr Infos beim Starthaus.
Zu guter Letzt
Schauspielerin und Ex-Royal Meghan Markle macht einen auf Trad Wife. In der neuen Netflix-Serie With Love, Meghan wird gekocht, gebacken und das Heim dekoriert.
Glenys & Irene
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