Pflegereform, Führungspositionengesetz, Gleichstellungsbericht – der Bundestag räumt vor den Sommerferien schnell noch auf. Wir bringen Euch aber auch genderpolitische Berichte aus Jordanien, Belutschistan und Bremen und – natürlich – auch aus den Tiefen des Internets.
Schluss mit der sexistischen Berichterstattung
Seit Annalena Baerbock ihre Kandidatur für das Kanzleramt bekannt gegeben hat, zeigt sich jeden Tag, wie verbreitet Frauenhass noch ist – und wie eine ambitionierte Frau das Gefüge des Patriarchats allein dadurch stört, dass sie sich die Spitze zutraut. – Jagoda Marinić
Das fortwährende Narrativ der naturgegeben fürsorglichen Frau, die zur Rabenmutter wird, wenn sie sich beruflich verwirklichen will, zementiert stereotype Rollenbilder, die sowohl Frauen als auch Männer daran hindern, ihre Lebensentwürfe individuell zu gestalten. – Mona Küppers
Ich werde @ABaerbock allein schon deshalb wählen, weil mir gefällt, wem sie ganz offensichtlich sehr viel Angst macht.
— Anatol Stefanowitsch (@astefanowitsch) June 11, 2021
Warum Frauen in Jordanien Klempnern lernen
Wasser ist knapp in Jordanien und fließt meistens nur ein paar Stunden pro Woche (!) aus dem Hahn. Das macht vor allem Frauen in den palästinensischen Camps das Leben schwer, denn sie sind praktisch allein für Haushalt und Kinder zuständig. Häufig geht viel von dem knappen Gut verloren wegen schlecht gewarteter Leitungen und weil Rohre lecken oder die Wasserhähne tropfen. Den Klempner dürfen sie nicht rufen, solange kein Mann im Haus ist. Deshalb lernen Frauen jetzt Klempnern. Selbst ist die Frau!
Emanzipation in Belutschistan
Belutschistan gilt als das Armenhaus Irans. Aber seit einigen Jahren sind dort erstaunliche Entwicklungen im Gange, die die patriarchalen Machtstrukturen herausfordern. „Früher war die Frau für das Häusliche zuständig. Jetzt machen Frauen ihren Doktor,“ so ein Zitat aus dem Artikel, in dem ihr Näheres lesen könnt.
Europäische Regierungsminister*innen gegen Abtreibungsgesetze
Abtreibung sollte als unverzichtbare Dienstleistung im Gesundheitswesen gelten. Es müsse weltweit reelle und neutrale Information zugänglich gemacht werden, um Frauen und Mädchen über ihre Rechte und Möglichkeiten aufzuklären. Dies wird in einem offenen Brief von SheDecides gefordert und von Regierungen und Organisationen Weltweit unterstützt. Mehr dazu.
Digitalisierung für die Gleichstellung nutzen
Die Frage, wie die Digitalisierung geschlechtergerecht gestaltet werden kann, um Frauen und Männern gleiche Verwirklichungschancen zu bieten, steht im Mittelpunkt des Dritten Gleichstellungsberichts der Bundesregierung, den das Kabinett am 9. Juni 2021 beschlossen hat. Der Bericht besteht aus einem Gutachten einer unabhängigen Sachverständigenkommission unter dem Vorsitz von Professorin Aysel Yollu-Tok (HWR Berlin) sowie der Stellungnahme der Bundesregierung.
https://twitter.com/Frauenrat/status/1402636952353005572?s=20
Meilenstein für die Frauen in Deutschland
Das Führungspositionengesetz II ist jetzt durch den Bundestag. Das Gesetz zwingt börsennotierte und paritätisch mitbestimmte Unternehmen mit mindestens drei Vorstandsmitgliedern dazu, mindestens eine Frau im Vorstand zu haben. Der nächste frei werdende Posten muss mit einer Frau besetzt werden, wenn es noch keine Vorständin gibt. Nur wenige Unternehmen sind betroffen, trotzdem feiert die Justizministerin die Reform als Erfolg. Dazu die Süddeutsche Zeitung und der DGB.
Anstieg von Zwangsverheiratungen in den Sommerferien befürchtet
TERRE DES FEMMES e. V. hat daher bundesweit Schulen angeschrieben, um Lehrkräfte und SchülerInnen zu sensibilisieren und Notfallinformationen bereitzustellen, denn die Präsenzpflicht in den Schulen war in den letzten Monaten aufgrund der Corona-Pandemie ausgesetzt und der direkte Kontakt der Lehrkräfte zu einzelnen SchülerInnen gestaltete sich schwierig. Mit dem neuen Schultheaterprojekt „Mein Herz gehört mir – Gegen Zwangsheirat und Frühehen“ leistet TERRE DES FEMMES direkte Präventionsarbeit, bietet konkrete Hilfen für die SchülerInnen an und sensibilisiert Lehrkräfte.
ProQuote Medien: We’ve got the power – Wohin mit unserer Macht?
Der Verein ProQuote Medien hat am 4. Juni in Hamburg die digitale Fachtagung „We’ve got the power – Wohin mit unserer Macht?“ durchgeführt. Das ProQuote Camp diente vor allem dazu weibliche Medienschaffende in Austausch zu bringen. Juliane Seifert, Staatssekretärin im Bundesfrauenministerium betonte im Grußwort: „Ähnlich wie in anderen Bereichen sind auch in den Medien Frauen in Führungspositionen deutlich unterrepräsentiert: So sind beispielsweise aktuell unter den Chefredakteuren und Chefredakteurinnen bei Regionalmedien gerade mal sieben Prozent Frauen. Das Bundesfrauenministerium unterstützt ProQuote Medien dabei, diese Missverhältnisse sichtbar zu machen und sich für mehr Frauen in Führungspositionen in den Medien einzusetzen.“
Pflegereform beschlossen
Was war ursprünglich geplant? Höhere Löhne und bessere Arbeitsbedingungen für Pflegekräfte, um den Beruf attraktiver zu machen, bessere Versorgung der Pflegebedürftigen durch zusätzliche Stellen und eine zukunftsfeste Finanzierung der steigenden Pflegekosten. Aber was ist davon geblieben? Dieser ARD-Beitrag nimmt es auseinander.
Deepfakes: Frauen sind die Opfer
„Bislang sind Frauen und nicht die Demokratie Hauptopfer.” Vor 2 Jahren kam die niederländische Cybersecurity Firma Deeptrace zu diesem Ergebnis und es hat immer noch Bestand. “Deepfake Pornography ist ein Phänomen, dass ausschließlich auf Frauen abzielt und ihnen schadet” stellt die Firma Deeptrace dazu fest. Das ist auch der Grund, warum “nur” von Annalena Baerbock und nicht auch von Robert Habeck gefälschte Nacktaufnahmen als angebliche “Jugendsünde” im Internet kursieren. Mehr dazu bei Pinkstinks: Frauen gefügig fälschen.
Bremen News
Landesfrauenbeauftragte zum Abschlussbericht „Rassismus, Rechtsextremismus und Sexismus in der Feuerwehr Bremen?“:
Seit Wochen diskutiert Bremen die Vorkommnisse in der Feuerwehr: handelt es sich um Einzelfälle oder gibt es ein strukturelles Problem? Nun liegt der Abschlussbericht der Sonderermittlerin vor. Innerhalb der Regierungskoalition gibt es Streit um die Auslegung. Die Landesfrauenbeauftragte Bettina Wilhelm stellt fest, dass ein grundlegender Strukturwandel in der Feuerwehr Bremen notwendig ist und erklärt: „Laut des Abschlussberichts begünstigen die aktuellen Organisationsstrukturen der Feuerwehr Bremen Vorbehalte gegenüber Frauen, Migrantinnen und Migranten und homosexuellen Personen. Das empfinde ich als eine harmlose Beschreibung für ein Arbeitsumfeld, wo beispielsweise das Schauen von Pornofilmen als Initiationsritus von einer Führungskraft verordnet wurde und wo rassistische Bezeichnungen zum Umgangston gehören. Anhand von zahlreichen Beispielen belegt der Bericht Rassismus, Sexismus sowie homophobes Verhalten. Dabei handelt es sich mitnichten um Einzelfälle. Vielmehr geht es um ein strukturelles Problem, verursacht durch eklatantes Führungsversagen auf unterschiedlichen Ebenen. Die Führungskultur wird dabei von Feuerwehrleuten mit den Begriffen ‚Angst und Schrecken‘ tituliert. Mit solchen Strukturen präsentiert sich die Feuerwehr nicht als attraktiver Arbeitsplatz für Frauen oder Menschen mit Migrationsgeschichte. (….)“
Neuer Bremer Gesundheitscampus geht an den Start
Der „Integrierte Gesundheitscampus Bremen“ (IGB) soll Pflegeinstitutionen, start ups, Hochschulen, Gesundheitswirtschaft zusammenbringen: Gemeinsam wollen sie ein Netzwerk rund um das Thema Gesundheit aufbauen. Ein großes Projekt zu Care-Arbeit ist auch dabei „carat – caring all together“, das mit einem Auftaktwochenende am 28. – 29. Juni Expertentum und Politik unter der Schirmherrschaft von Bürgermeister Andreas Bovenschulte vereint.
Bremen richtet einen Betroffenenbeirat zur Umsetzung der Istanbul Konvention ein
Die Senatorin für Gesundheit, Frauen und Verbraucherschutz, Claudia Bernhard, gründet auf Landesebene einen Betroffenenbeirat zur Umsetzung der Istanbul Konvention. Der Betroffenenbeirat Istanbul Konvention soll aus zehn Mitgliedern bestehen, die für vier Jahre von der Senatorin für Gesundheit, Frauen und Verbraucherschutz berufen werden. Die Mitglieder sollen sich möglichst aus Betroffenen unterschiedlicher Kontexte geschlechts-spezifischer Diskriminierung, Ausbeutung und/oder Gewalt zusammensetzen. Die Mitarbeit ist ehrenamtlich und wird mit einer Aufwandsentschädigung beglichen. Interessierte Betroffene von geschlechtsspezifischer Gewalt können sich bis zum 31.Juli 2021 bewerben. Näheres dazu hier.
Be oK-Fachtag 1 – Themenfeld Schule
Stärken erkunden, Interessen ausloten und Klischees hinterfragen – darum geht es in dem Projekt „Be oK – Berufsorientierung und Lebensplanung ohne Klischees“. Die Bremische Zentralstelle für die Verwirklichung der Gleichberechtigung der Frau (ZGF) veranstaltet zusammen mit regionalen Partner:innen interaktive „Erlebnis-Projekttage“ an Schulen der Metropolregion Nordwest. Der erste Fachtag dazu findet am 30. Juni online statt.
Glenys, Irene
Schreibe einen Kommentar