Im heutigen Presse-Pott: eine Gewinnerin, eine überaus Mutige, eine männliche Landrätin – und einiges mehr…
Equal Pay in UK
In Großbritannien wurde nach einem sechs Jahre andauernden Prozess eine richtungsweisende Entscheidung gefällt: Einzelhandelsverkäufer*innen (die meisten weiblich) der Modekette Next dürfen nicht schlechter bezahlt werden als Lagerarbeiter*innen (die meisten männlich). Obwohl die Arbeit unterschiedlich sei, sei die Arbeit im Einzelhandel „gleichwertig“. Diese Entscheidung könnte zum Präzedenzfall werden und auch Auswirkungen auf andere laufende Prozesse haben.
Die Gewinnerin
Nach der TV-Debatte der US-Präsidenschaftskanidat*innen Kamala Harris und Donald Trump sind sich (fast) alle einig: Yes, she Kam! Sie ließ ihn buchstäblich alt aussehen. Ob sie letztlich das Rennen macht, ist aber noch fraglich. Vielleicht nicht ganz unwichtig: Taylor Swift hat sich für Kamala Harris ausgesprochen. Zwei Einschätzungen der Debatte: hier und hier.
Die männliche Landrätin
Marco Prietz (CDU) ist Landrat des Landkreises Rotenburg (Wümme) und hat in dem konservativ geprägten Kreis jetzt mit einer Dienstanweisung für Aufsehen gesorgt: „Aus Gründen der besseren Lesbarkeit“ soll bei Personenbezeichnungen die weibliche Form verwendet werden. Obwohl er selbst ein Mann ist, ist seine Amtsbezeichnung also „Landrätin“. Zur Begründung für die Verwendung des generischen Femininums verweist er darauf, dass die Mehrzahl der Beschäftigten des Landkreises weiblich ist.
Die überaus Mutige
Ein Gerichtsprozess hält seit Anfang September Frankreich in Atem: Gisèle Pélicot wurde über Jahre von ihrem Ehemann unter Drogen gesetzt und anderen Männern bewusstlos zur Vergewaltigung angeboten. Nur durch einen Zufall wurde dieses unvorstellbare Verbrechen bekannt, weil sie selbst sich an nichts erinnern konnte. Und sie besteht darauf, dass ihr voller Name in den Medien erwähnt wird und hat dafür gesorgt, dass der Prozess nicht unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfindet. Weil, wie ihr Anwalt sagt, „die Beschämung die Seite wechseln müsse“. Näheres über den Fall dieser überaus mutigen Frau hier.
Wohnungslosigkeit
Die Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe BAG W berichtet, dass Wohnungslosigkeit verstärkt auch besonders junge Menschen betrifft. Zwar sind Männer insgesamt deutlich stärker von Wohnungslosigkeit betroffen als Frauen. Trotzdem hat sich die „Überrepräsentation junger weiblicher Klientinnen in Wohnungsnot und akuter Wohnungslosigkeit weiter verfestigt.“
Paragraf 218
Bewegt sich da noch was in dieser Legislaturperiode? Im Juni hatte sich die SPD-Bundestagsfraktion klar für eine Entkriminalisierung von Schwangerschaftsabbrüchen ausgesprochen. Jetzt hat auch die Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen gefordert, Schwangerschaftsabbrüche zu legalisieren. Die FDP bremst weiterhin…
Paragraf 218 zum zweiten
In der brandneuen Folge unserer Podcast-Serie „Von Boom bis Z“ wenden wir uns an den Feministischen Streik Bremen und an Pro Familia Bremen und lernen einiges zum Thema Paragraf 218 – und wie wir ihn los werden – dazu: Hört mal rein! Am Safe Abortion Day, 28.09.2024 um 15:00 Uhr kann frau/man auf den Marktplatz Bremen gehen, um Legal, Einfach, Fair: Kundgebung für die Entkriminalisieren des Schwangerschaftsabbruchs zu unterstützen.
Schwangerschaftsdiabetes
Noch so eine Frauenkrankheit, die oft nicht ausreichend, und vor allem nicht früh genug, behandelt wird: Schwangerschaftsdiabetes. Sie gefährdet Mutter und Kind, wenn sie nicht rechtzeitig behandelt wird, und ist weltweit auf dem Vormarsch. Neuere Studien zeigen aber auch mögliche Lösungen auf: frühere Tests, mehr Prävention und langfristigere Begleitung.
Afghanische Frauen tagen in Albanien
Organisatorinnen des internationalen Gipfeltreffens hoffen damit, einen weltweiten öffentlichen Druck auf die Taliban aufzubauen, um so ihre menschenverachtenden Anschläge auf die Rechte von Frauen und Mädchen in Afghanistan zu kriminalisieren. Denn: Noch sind die Taliban nicht von der internationalen Gemeinschaft geächtet worden. Gender-Apartheid und das Auspeitschen von Frauen und Mädchen, die arbeiten oder zur Schule gehen möchten, die öffentlich sprechen oder sich nicht vollständig verhüllen, sind noch nicht als Verbrechen anerkannt. Die UN berät gerade ein Abkommen, das Verbrechen gegen die Menschlichkeit international verbieten könnte, Doch erleben sie viel Opposition von Staaten wie China und Russland. AVAAZ veröffentlichte einen Brief und eine Petition dazu: AVAAZ Brief & Petition
Beistand für bedrohte Journalistinnen
Journalist*innen weltweit sind vielfachen Gefahren ausgesetzt, doch für die weiblichen Kolleginnen kommt es immer einen Zahn schärfer. Zu Anklagen, Inhaftierungen und Bedrohungen kommt sexualisierte Gewalt hinzu. Die pakistanische Journalistin Kiran Nazish arbeitete selber in Konfliktgebieten und sah, wie es ihren Mitreporterinnen erging. Sie gründete eine Mentoring-Organisation für Journalistinnen: Die Coalition for Women in Journalism (CFWIJ). Da Übergriffe auf Kolleginnen ständig zunahmen, dokumentiert die CFWIJ jetzt „jeden Angriff, Bedrohung oder Verletzung der Pressefreiheit gegen weibliche oder LGBTQ-Journalist*innen.“
Was macht frauenseiten.bremen auf der re:publica?
Die re:publica Hamburg findet vom 19. bis 21. September 2024 – im Rahmen des Reeperbahn Festivals – statt. Kommt auf jeden Fall am 20. September vorbei und spielt mit uns – frauenseiten.bremen – zusammen Stadt-Land-Feminismus oder Stadt-Land-Care! Testet euer feministisches Wissen und glänzt mit eueren Antworten zu Kategorien wie Flinta*Artists und Macker-Ausreden. Ihr könnt euch auch auf andere spannende Vorträge, Workshops, Performances und Diskussionen und vieles mehr freuen.
Hard Facts: Wann: 20. September, 14:10 bis 15:10 Uhr / Wo: Workshop Space 2, Heiligengeistfeld
HEISS HEISS, BABY!
„Ich habe noch nie so offen gesprochen und so viel Privates erzählt.“ gesteht Palais F*luxx-Gründerin Silke Burmester über ihr Interview mit Christiane Weihe und Mario Münster vom Wechseljahrespodcast HEISS HEISS, BABY! (Jetzt in der 2. Staffel).
Bremen News
„Women* to the Front!“ – Auch 30 Jahre später hat der feministische Punk-Slogan der 90er Jahre nichts an Relevanz verloren. Um das Geschlechterungleichgewicht in der Bremer Musikszene aufzudecken, erstellt musicHBwomen* eine erste Erhebung zur Repräsentanz von weiblich gelesenen Personen im professionellen Musikbereich im Land Bremen. Das Ziel: Die Entwicklung gezielter Maßnahmen zur Förderung von Geschlechtervielfalt und -gerechtigkeit. Mit einer Veröffentlichung der Ergebnisse ist voraussichtlich im Frühjahr 2025 zu rechnen. Mehr: PM Repräsentanz von Frauen musicHBwomen.
Bremen plant Fußfesseln für gewalttätige Männer. Um Frauen besser vor gewalttätigen Partnern zu schützen, will Bremen elektronische Fußfesseln einführen. In Spanien wird das seit über zehn Jahren praktiziert, wodurch die Zahl der Femizide deutlich zurückgegangen ist. Näheres zu den Planungen für Bremen hier.
Kinder pädagogischer Fachkräfte haben Vorrang bei Kitaplätzen: Pädagogisches Kita-Personal, das mindestens halbtags beschäftigt ist, soll bei der Vergabe von Betreuungsplätzen bevorzugt werden. Die nötige Gesetzesänderung wurde jetzt vom Senat auf den Weg gebracht. „In der aktuellen Situation können wir auf keine Kita-Kraft verzichten“ meinte Landesfrauenbeauftragte Wilhelm. Kinder- + Bildungssenatorin Aulepp dazu: „Damit ermöglicht das eine betreute Kind etwa im Ü3-Bereich bis zu 19 weiteren Kindern einen Platz!“
Wir geben allerdings zu bedenken: Der gesetzliche Anspruch auf einen Kitaplatz gilt für alle und im Zweifelsfall hilft es, diesen Rechtsanspruch vor Gericht einzuklagen…
Ein Eiscafé nur für Frauen. Im Bremer Stadtteil Gröpelingen gibt es viele Teestuben, die fast nur von Männern besucht werden und in denen Frauen sich unwohl fühlen. Deshalb hat die 18-jährige Schülerin Sumeja Zumberi das Baresha-Eiscafé eröffnet, das Frauen vorbehalten ist, um ihnen einen Rückzugsort zu bieten: „Frauen aus Gröpelingen haben mir erzählt, dass sie sich so einen Treffpunkt wünschen. Auch, weil sie sich dann sicherer fühlen.“
Bremen ist preiswürdig: Die Buchhandlung Findorffer Bücherfenster gewann am 11.9.2024 den 4. Bremer Buchhandlungspreis, während die Schwankhalle, eine Spiel- und Produktionsstätte für die freien darstellenden Künste in der Bremer Neustadt, mit dem Hauptpreis des Theaterpreises des Bundes 2024 ausgezeichnet wurde. Die Auszeichnung wird für ein herausragendes Programm verliehen und würdigt mittlere und kleinere Theater.
Glenys & Irene
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