Die Bremer Traditionsveranstaltungen Eiswettfest und Schaffermahl haben bis vor wenigen Jahren Frauen ausgeschlossen. Immerhin wurden sie dabei nicht geschlagen. Anders beim Volksfest Klaasohm auf Borkum. Näheres heute im Presse-Pott und einiges mehr…
„Deutschland hat ein Problem mit Gewalt an Frauen“
… sagte Familienministerin Lisa Paus anlässlich des Internationalen Tags gegen Gewalt an Frauen am 25. November. „Fast jeden Tag gibt es einen Femizid. Jeden Tag werden rund 400 Frauen Opfer von Partnerschaftsgewalt.“ Sie rief dazu auf, das geplante Gewaltschutzgesetz auch nach dem Aus der Ampel-Regierung zu verabschieden. Allerdings geht das, um es durch den Bundestag zu bringen, nur mit Stimmen aus der Union. Am 27.11.2024 hat das Bundeskabinett den Gesetzesentwurf für ein verlässliches Hilfesystem bei geschlechtsspezifischer und häuslicher Gewalt (Gewalthilfegesetz) beschlossen. Zudem wurde der Entwurf zur Ausgestaltung der Inklusiven Kinder- und Jugendhilfe auf den Weg gebracht. Ziel des Gesetzes: die Leistungen für Kinder und Jugendliche mit und ohne Behinderungen unter einem Dach zusammenzuführen, um alle Kinder und Jugendlichen individuell und ganzheitlich zu fördern. Terre des Femmes schrieb dazu: „Der Entwurf sichert einen Rechtsanspruch auf Schutz und Beratung für Gewaltbetroffene. Dringend benötigte Plätze in Frauenhäusern und Beratungsstellen sollen ausgebaut werden. Momentan fehlen in Deutschland mindestens 14.000 Frauenhausplätze.“ Ob es das Gesetz durch den Bundestag schafft ist allerdings fraglich…
Gesetzentwurf zur Entkriminalisierung des Schwangerschaftsabbruchs
Eine breite Allianz aus 74 Verbänden hat am 28.11.2024 einen gemeinsamen Appell an die Abgeordneten der demokratischen Parteien im Deutschen Bundestag veröffentlicht. Darin fordern sie die Parlamentarierinnen und Parlamentarier auf, den interfraktionellen Gesetzentwurf zur Neuregelung des Schwangerschaftsabbruchs zu unterstützen, den 236 Abgeordnete vor zwei Wochen eingebracht hatten.
AfD will Regelungen zum Schwangerschaftsabbruch verschärfen
Laut einem Entwurf für das Bundestagswahlprogramm will die AfD Abtreibungen massiv einschränken, zum Beispiel nur noch bei medizinischer oder kriminologischer Indikation erlauben. Bei den vorgeschriebenen Schwangerschaftskonfliktberatungen sollen den „Müttern“ Ultraschallaufnahmen des „Kindes“ gezeigt werden (!).
Demos gegen § 218 am 7.12.2024
Wir hatten bereits berichtet, aber hier noch einmal zur Erinnerung: Eine repräsentative Umfrage des Bundesfamilienministeriums zeigt: mehr als 75 Prozent der Menschen in Deutschland sind für die Legalisierung des Schwangerschaftsabbruchs. Auch die Expert*innen-Kommission der Bundesregierung und die Weltgesundheitsorganisation sprechen sich dafür aus. Und der Gesetzentwurf zivilgesellschaftlicher Organisationen beweist, dass es möglich ist. Aber nach dem Aus der Ampel-Regierung ist es fraglich, ob das Gesetz vom Bundestag noch beschlossen werden wird. Deshalb ruft ein breites Bündnis zu Großdemonstrationen am 7. Dezember 2024 auf: Kommt mit nach Berlin oder Karlsruhe! Näheres hier: abtreibung-legalisieren.de.
Borkum: Gewalt gegen Frauen als Volkfest
Am 5.Dezember wird auf der Nordseeinsel Borkum das „Volksfest“ Klaasohm gefeiert. Dabei gehen kostümierte Männer auf die Jagd nach Frauen und schlagen sie. Dabei kann es zu ernsthaften Verletzungen kommen. Trotzdem machen wohl einige Frauen freiwillig mit. Ein gewisses Unrechtsbewusstsein scheint immerhin vorhanden zu sein, denn Presse oder Berichterstattung in den sozialen Medien über diesen „Volksbrauch“ ist nicht erwünscht. Allerdings: Nach dem TV-Bericht über den Brauch haben die Veranstalter und die Polizei Konsequenzen angekündigt. Touristen sagten inzwischen ihren Urlaub auf der Insel ab. Gestern nun wiederum demonstrierten Frauen für den Erhalt des Brauchs…. Auch die Stadt Borkum reagierte mit einer Stellungnahme, da der TV-Bericht „nach Ansicht vieler Beteiligter ein verzerrtes und einseitiges Bild des Festes vermittelt.“ Befürchtet wird: „Identität und Integrität der Insel stehen auf dem Spiel.“
Antifeminismus
Rechte Frauen machen mit ihren Parolen Antifeminismus salonfähig, meint Simone Schmollack in der taz. Seit Jahren sind ausgerechnet Frauen in rechtspopulistischen Parteien Europas erfolgreich. So zum Beispiel Giorgia Meloni in Italien, Marine Le Pen in Frankreich, Alice Weidel in Deutschland, Katalin Novak in Ungarn, Martina Šimkovičová in der Slowakei und Sylvi Listhaug in Norwegen. Näheres hier.
Ukrainische Frauen in der Armee
Mehr als 68.000 Soldatinnen dienen in der ukrainischen Armee. Sie alle haben sich freiwillig gemeldet – gerade angesichts des russischen Angriffskriegs. Damit tragen sie zum Aufbrechen traditioneller Geschlechterrollen bei und sorgen für „Veränderungen, die woanders Jahrzehnte gedauert haben.“
Ökonomische Eigenständigkeit von Frauen ist überfällig
Vor 30 Jahren verpflichtete der Gesetzgeber den Staat auf den Verfassungsgrundsatz, die tatsächliche Gleichstellung von Frauen und Männern durchzusetzen. Zahlreiche Gender Gaps belegen jedoch, dass diese bis heute nicht erreicht ist. Für die ökonomische Gleichstellung von Frauen und Männern ist fair geteilte Sorgearbeit von zentraler Bedeutung. Bundesfrauenministerin Lisa Paus diskutierte mit Fachleuten aus Wissenschaft, Wirtschaft, Gewerkschaften und Gesellschaft bei einer Konferenz zur Ökonomischen Gleichstellung am 28.11.2024 in Berlin über Potenziale und Wege zur ökonomischen Gleichstellung bis 2030.
Als erstes Ergebnis weist eine neue Website den Weg zur wirtschaftlichen Eigenständigkeit. Mehr dazu unter: „Lebenskarte Eigenständigkeit“.
….. Übrigens: Nur das Land Bremen gründete vor 30 Jahren – in Anerkennung des Verfassungsauftrags zur Herstellung tatsächlicher Gleichberechtigung (Art. 3 Abs. 2 Satz 2 GG) – die Bremische Zentralstelle für die Verwirklichung der Gleichberechtigung der Frau. (Heute: Zentralstelle der Landesfrauenbeauftragten oder ZGF).
Italien und die Femizide
„Wir brauchen eine Kulturrevolution.“ sagte die Schwester von Giulia Cecchettin, die 2023 von ihrem Ex-Freund ermordet wurde. Denn: „Wir leben in einer patriarchalen Kultur, die nur so vor sexueller Gewalt trieft…. Verbrennt die ganzen Blumen; haltet keine Schweigeminuten. Wir brauchen eine Kulturrevolution, um sicher zu gehen, dass Giulia die letzte war.“ Beim parlamentarischen Festakt zur Gründung der Giulia-Cecchettin-Stiftung Ende November behauptete Erziehungsminister Giuseppe Valditara, das Patriarchat gäbe es nicht mehr und dass sexuelle Gewalt in Italien von illegalen Einwanderern stammen würde. Giorgia Meloni stimmte dem zu. Italien erlebt eine Protestwelle.
Bremen News
Gesundheit ist nicht geschlechtsneutral Das bremer forum frauen*gesundheit wurde vor 30 Jahren durch die damalige Landesfrauenbeauftragte Ulrike Hauffe ins Leben gerufen. Lange galt in der Medizin der Mann als Norm und danach richteten sich medizinische Forschung und Behandlung aus. Heute ist es anerkanntes Fachwissen, dass Frauen anders krank sind als Männer. Das, was in den 30 Jahren erreicht wurde steht hier zu lesen: Bremer Forum Frauen*gesundheit.
Weniger Frauen im Bremer Einzelhandel. In ihrem Branchenreport vom November 2024 berichte die Arbeitnehmerkammer Bremen: Nach Corona gibt es mehr Männer, aber weniger Vollzeitbeschäftigte und mehr Tarifflucht im Bremer Einzelhandel. Die Zahl der sozialversichert tätigen Frauen nimmt ab, die der geringfügig und Teilzeitbeschäftigten bleibt hoch. Zudem arbeiten immer mehr Bremerinnen und Bremer im Onlinehandel. Durch die Verlagerung des stationären Handels in das Internet war die Branche daher besonders früh und direkt von Transformationsprozessen betroffen.
Closeup Bremen-Stipendium – Ausschreibung 2025: Closeup Bremen fördert Teams, die innovative Multimedia-Ideen mit Bremenbezug realisieren. Neben einer finanziellen Förderung von insgesamt 60.000 Euro stehen ihnen individuelles Coaching durch Mentorinnen und Mentoren sowie jahresbegleitende Qualifizierung-Workshops zur Verfügung. Noch bis zum 15. Januar 2025 können sich die Teams mit ihrer Idee bewerben. Voraussetzung ist neben dem innovativen Charakter die Einordnung im Bereich Bewegtbild, Crossmedia oder Digital Content.
Glenys & Irene
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