Juni ist Pride Month. Aber es gibt nicht nur Grund zum Feiern… Dies und was sonst noch genderpolitisch los war lest ihr im heutigen Presse-Pott
Feministische Außenpolitik
Die CDU-geführte neue Regierung und Außenminister Johann Wadephul fahren das Konzept der feministischen Außenpolitik seiner Amtsvorgängerin Annalena Baerbock (Grüne) zurück. Warum das für alle kontraproduktiv ist erklären Niklas Balbon und Karoline Färber im Gastkommentar in der taz.
„Weil wir Frauen sind“
… heißt ein multimediales Ausstellungsprojekt über und mit Frauenrechtsaktivistinnen aus Afghanistan. Die Kolleginnen der afghanischen Partnerorganisation von medica mondiale berichten von Widerstand und Soldarität und dem Einsatz für eine gerechte Welt.
Gender Pay Gap in der Kultur
Während der allgemeine Gender Pay Cap sinkt (von 18 auf 16 Prozent), ist er in der Kulturszene nicht nur höher als in der Gesamtwirtschaft, sondern steigt sogar noch an (von 24 auf 25 Prozent). In einzelnen Sparten sieht es besonders schlimm aus: In der darstellenden Kunst und im Film liegt er bei 34 Prozent. Verantwortlich dafür ist „ein zäher Mix aus überholten Rollenbildern und Vorurteilen, gepaart mit eingefahrenen Strukturen und einer chronischen Unterfinanzierung des Kultursektors, in dem Frauen und insbesondere Mütter weiterhin strukturell benachteiligt werden.“
Yaqeen Hammad ist tot
Sie war erst elf Jahre alt, Influencerin aus Gaza und galt als „Leuchtfeuer der Hoffnung“. Inmitten des Krieges zeigte sie Beiträge von Zusammenhalt und Solidarität und hatte 90.000 Follower auf Instagram. Vergangene Woche wurde Yaqeen Hammad bei einem israelischen Luftangriff getötet.
Weniger Treibhausgase durch Frauen
… jedenfalls in Frankreich, wie eine neue Studie der London School of Economics belegt. Danach emittieren Frauen 26 Prozent weniger Treibhausgase als Männer. Hier eine Zusammenfassung auf Deutsch.
Gisèle Pelicots Tochter spricht über Online-Pornographie
Beim Hay Festival für Literatur stand Caroline Darian dem Publikum Rede und Antwort bei einer Lesung aus ihrem Buch „Und ich werde dich nie wieder Papa nennen“. Ohne die Existenz von pornografischen Webseiten wäre ihre Mutter „niemals“ über 200mal vergewaltigt worden, betonte sie. Von einem männlichen Zuschauer gefragt, wie Männer sexuelle Gewalt und Misogynie begegnen können, sagte sie „Darüber müssen Männer mit Männern reden – nur so kann man diesen Teufelskreis unterbrechen.“
Podcasts
Kennt Ihr den Revolution & Ferien-Podcast von und mit Josephine Apraku und Mareice Kaiser? Unbedingt ausprobieren – zum Beispiel die Folge: Warum wir Mütter hassen (oder lieben).
Aber kennt Ihr das Mar-a-Lago-Face? Mehr darüber, was sich rechte Frauen im Namen des Trump antun bei Mikas Matrix in der Folge Weiblich. Rechts. Radikal.
Juni ist Pride Month
Im Pride-Monat Juni finden an vielen Orten CSDs statt (siehe auch unten unter Bremen News). Zu viel Party und zu wenig politischer Kampf, findet Dennis Chiponda, der sich als „queerer, neurodivergenter Afropole mit ostdeutschem Arbeiterhintergrund“ identifiziert und an die Ursprünge des CSD erinnert. Der „CSD, der inklusiv sein sollte für alle Farben des genderqueeren Spektrums, ist zu einer weißen Hunkparade verkommen. Man besäuft sich auf der Suche nach dem nächsten Abenteuer“, meint er.
In München wurde die erste Gewaltschutzunterkunft für trans, inter und nicht-binäre Menschen eröffnet. Warum es nicht mehr davon gibt? Grundlage ist das Gewalthilfegesetz, das die Ampel-Regierung kurz vor den Wahlen noch zusammen mit der CDU im Bundestag verabschiedet hatte. Im Entwurf waren ursprünglich auch trans- und inter-Personen ausdrücklich genannt, doch auf Druck der Union ausgeschlossen worden. Es bleibt also viel zu tun.
Fahrt mit zum 30. Budapest Pride!
WE ACT, die Petitionsplattform von Campact organisiert eine Fahrt nach Budapest zum 30. Budapest Pride am 28.6.2025. Sie schreiben: „Während die EU wegschaut und von der Leyen ihre Kommissar*innen anweist, NICHT zum Budapest Pride zu fahren, zeigen WIR echte europäische Solidarität!“ Wer teilnehmen will kann sich hier anmelden.
Wer nicht mit kann, kann hier unterschreiben.
Menstruation
Am 28. Mai war Weltmenstruationstag (eigentlich: Internationaler Tag der Menstruationshygiene), der seit 2014 begangen wird. Anlässlich dieses Aktionstags hier eine Besprechung des Films Red Cunt (2021) von Toti Baches, der sich mit dem Tabu Regelblutung auseinandersetzt.
Frauenarbeitsplätze und KI
Künstliche Intelligenz bedroht im Besonderen Frauenarbeitsplätze. Bis zu 9,6 Prozent der weiblichen Beschäftigten, das heißt fast dreimal so viele wie männliche Beschäftigte könnten in Deutschland ihren Arbeitsplatz verlieren, weil klassische „Frauenberufe“ besonders leicht zu automatisieren sind. Andererseits sind es vor allem Frauen, die Care-Arbeit leisten, die nicht automatisierbar ist, aber oft im Privaten geleistet wird. Eine Neubewertung ist notwendig, fordert Leyla Roos in der taz.
Erstanträge beim Fonds Sexueller Missbrauch noch bis 31.8.2025 möglich
Wer als Kind oder Minderjährige / Minderjähriger sexualisierte Gewalt im familiären oder institutionellen Kontext erleben musste, benötigt häufig mehr und andere Unterstützung zur Linderung der Folgen, als die gesetzlichen Leistungssysteme gewähren. Kosten und Eigenkostenanteile können unter Umständen vom FSM übernommen werden. Information und Anlaufstellen hier.
Saudi-Arabiens „Pflegeheime“ für ungehorsame Frauen
Misshandlungen, Peitschenhiebe – und viel Beten. Die Mädchen und Frauen dort werden nicht mit Namen, sondern nur mit einer Nummer gerufen. Die Heime – eigentlich eher Gefängnisse – heißen Dar al-Reaya und die Bewohnerinnen bleiben so lange dort, bis sie bereit sind, zu gehorchen. Trotzdem arbeiten Frauen und Menschenrechtsorganisationen in Saudi-Arabien für die Abschaffung der „Heime“ – denn der Staat rühmt sich international als völlig reformiert in Bezug auf Frauenrechte.
Lage für Frauen in Darfur unhaltbar
Seit der Besetzung durch bewaffneten Milizen finden Frauen und Mädchen im sudanesischen Darfur keinen sicheren Ort mehr. Ärzte ohne Grenzen berichtete am 28.5.2025, dass sie zwischen Januar und März dieses Jahres 659 Opfer von sexueller Gewalt behandelt hätten, die auch in ihren eigenen Häusern oder auf dem Weg zum Feld oder zum Wasserholen überfallen wurden. Ärzte ohne Grenzen vermuten weit höhere ungemeldeten Fallzahlen.
Nicht nur im Krieg, nicht nur in Afrika
Nach den verheerenden Waldbränden 2023 auf Hawaii (USA) schossen die Fälle von häuslicher Gewalt und sexueller Ausbeutung in die Höhe. Manche Frauen – besonders eingewanderte Philippinerinnen – wurden gezwungen, Sex im Tausch gegen lebensnotwendige Güter als Überlebensstrategie einzusetzen. Hier der Report von Tagnawa.
Kürzungen bedrohen Frauen in Krisensituationen
Nicht nur die USA kürzen radikal bei genderspezifischen Programmen in Krisengebieten. Gerade hat Großbritannien die Einstellung aller „Gender Equality Programmes“ bekannt gegeben und dem Begriff „Gender Mainstreaming“ damit einen verhängnisvollen neuen Beigeschmack verliehen. UN Women befragte NGOs und Hilfsorganisationen weltweit und stellt fest: 90 Prozent der befragten Organisationen sind von den weltweiten Kürzungen von Hilfsgeldern betroffen und fast die Hälfte (47 Prozent) rechnet damit, dass sie innerhalb von sechs Monaten ihre Arbeit einstellen müssen, wenn es bei der aktuellen Finanzierung bleibt.
Bremen News
Sport in und aus Bremen. Die Frauen-Fußball-Nationalmannschaft gewann im Weserstadion vor 32.000 Zuschauenden das Nations-League-Spiel gegen die Niederkande mit 4:0. (Kann ein Frauenteam eigentlich eine Mannschaft sein??) Und die Bremer Turnerin Karina Schönmaier sammelte bei der Turn-WM in Leipzig Medaillen.
Wer bleibt auf der Strecke? Aktuelle Kürzungen und ihre Auswirkungen: So heißt eine Veranstaltung am 4.6.2025 von 17:30 – 20:00 Uhr in der Bremischen Bürgerschaft. Eingeladen haben die Bremische Zentralstelle für die Verwirklichung der Gleichberechtigung der Frau (ZGF), der Landesbehindertenbeauftragte und der Bremer Rat für Integration. Thema der Diskussion: Es wird im Land Bremen in diesem und in den kommenden Jahren zu drastischen finanziellen Einbrüchen bei der Beschäftigungsförderung kommt, hauptsächlich bei der Förderung von Frauen. Was tun?
Die Feuerwehrfrau. „Für viele Frauen nicht unbedingt die erste Wahl“, sagt Ina Starokosz über ihren Beruf. Aber sie ist bereits seit 16 Jahren dabei. Hier berichtet sie über ihren Arbeitsalltag.
Frauensache, Nebensache? In der buten&binnen-Wochenserie ging es um Frauengesundheit. Montag: Periodenschmerzen – und ob Männer die aushalten würden. Dienstag: Medizinische Forschung. Mittwoch: Hormone. Freitag: Brustkrebs. Samstag: Der Gender-Data-Gap in der Medizin, Interview mit der Gesundheitspolitikerin Kirsten Kappert-Gonther (Grüne).
Erhalt der unabhängigen Beratungsstelle gegen Gewalt im Landkreis Osterholz: Zum 30.Juni 2025 soll die unabhängige Beratungsstelle für psychische, körperliche und sexualisierte Gewalt in Osterholz-Scharmbeck geschlossen werden. Damit fällt ein einzigartiger, vertraulicher und niedrigschwelliger Anlaufpunkt für Kinder, Jugendliche, Eltern und Fachkräfte weg. Dr. Salar Mehrafsun bittet um Unterschriften gegen die Schließung. Es gibt keine Alternative vor Ort.
Mädels* – Nicht ohne Ausbildungsplatz in die Ferien! Sondern vom 4.-7.Juni zum Popup-Store der Jugendberufsagentur im Weserpark-Einkaufszentrum. Kommt zwischen 11:00 und 18:00 Uhr, um Angebote wie zum Beispiel Ausbildungsvermittlung, Studien- und Berufsberatung zu erkunden. Man kann mit VR-Brillen jede Menge Berufe erkunden oder sich umstylen lassen für ein kostenloses Bewerbungsfoto.
Juni ist Pride Month in Oldenburg: Mit Veranstaltungen in cine k – Theater k – Kulturetage & CSD-Demo am 21.6.2025.
Der Christopher Street Day in Bremen findet dann am 23.8.2025 statt – unter dem Motto: Pride must go on! Gemeinsam. Laut. Für Alle 🌈
Glenys & Irene
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