Noch eine Woche läuft der Pride Month Juni, daher viel News dazu heute im Presse-Pott. Letzte Woche gab es wieder einige CSDs – und manche durften nicht hin (!) …
Erster CSD in Merseburg
Auch außerhalb der Großstädte finden im Pride Month Juni CSDs statt. Eindrücke aus Merseburg, Mittelstadt in Sachsen-Anhalt, wo vor einer Woche der erste CSD überhaupt stattfand, hier.
Sechste Marzahn-Pride
Die sechste Pride Parade in Marzahn fand am 21. Juni statt. Marzahn-Hellersdorf ist ein Berliner Bezirk, in dem bei den letzten Bundestagswahlen die AfD stärkste Kraft wurde. Über die Probleme der queeren Community im Bezirk und die Vorbereitungen zur Parade: Koordinator Adam Baas vom Verein Quarteera, der die Marzahn Pride organisiert, im Interview.
Bundestag darf nicht zum CSD
…. jedenfalls nicht als erkennbare Gruppe. Das hat die Bundestagsverwaltung ihren queeren Mitarbeiter*innen verordnet. Aufgrund der „gebotenen Neutralitätspflicht“ dürfen sie nur individuell mitmarschieren. Und die Regenbogenfahne darf auch nicht mehr vor dem Reichstag gehisst werden. Dagegen wird das Bundesministerium für Bildung, Familie, Senioren, Frauen und Jugend sogar mit einem eigenem Wagen beim Berliner CSD vertreten sein. Und Bärbel Bas (SPD), die Vorgängerin der jetzigen Bundestagspräsidentin Julia Klöckner (CDU), hatte 2023 noch selbst in ihrer Funktion am CSD teilgenommen. Kommentar von Patricia Hecht in der taz: Klöckner führt einen „Kulturkampf, der auf Rechte von Minderheiten, letztlich auf Menschenrechte zielt.“
Viele Europaabgeordnete wollen zum Budapest Pride
Obwohl die Europäische Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen ihre Kommissar*innen anweist, NICHT zum Budapest Pride zu fahren, wollen mindestens 70 von ihnen doch hin. Budapests Bürgermeister Gergely Karácsony hat den Pride-Protest zur „Städtischen Großveranstaltung“ erklärt, die keiner Genehmigung bedarf. WE ACT, die Petitionsplattform von Campact organisiert eine Fahrt nach Budapest zum 30. Budapest Pride am 28.6.2025. Wer teilnehmen will kann sich hier anmelden. Wer nicht mit kann, kann hier unterschreiben.
Budapest Pride: Zum Hintergrund
Die Budapest Pride gibt es bereits seit 1997, aber der ungarische Premier Viktor Orbán will das für den 28. Juni geplante Fest der Vielfalt und Toleranz in diesem Jahr zum ersten Mal in seiner Geschichte verbieten lassen. Als Argument dient ihm ausgerechnet der „Kinderschutz“, der seit März 2025 in Ungarn Verfassungsrang hat. Unter diesem Vorwand kann das Versammlungsrecht eingeschränkt werden, womit quasi allle LSBTQI-Veranstaltungen verboten werden können. Bei Verstoß drohen hohe Geldstrafen. Näheres hier.
US-Urteil gegen Geschlechtsangleichung
„Wegen dieses Urteils werden Menschen sterben“, sagt ein Elternteil eines trans Sohnes im US-Bundesstaat Tennessee. Laut Gerichtsurteil dürfen Bundesstaaten Geschlechtsangleichung bei Jugendlichen verbieten. Näheres hier im Interview.
US-Hilfshotline für queere Menschen wird eingestellt
Im Juli wird die US-Regierung die speziell für LGBTQ-Jugendliche eingerichtete Notrufrufnummer 988 einstellen. Seit 2022 haben rund 1,3 Millionen junge Menschen diese oft lebensrettende Notfallhilfe gewählt. Queere Jugendliche unternehmen etwa fünfmal so häufig Suizidversuche wie ihre cis-heterosexuellen Gleichaltrigen. Laut US-Präsident Trump sei die Hotline jedoch ein Angebot, mit dem eine „radikale Geschlechterideologie“ ohne die Kontrolle der Eltern verbreitet würde. Das wolle man nicht fördern.
Aufklärung zu Zwangsheirat in der „Weißen Woche“
Wie kann Prävention wirksam werden – damit nach den Sommerferien der Stuhl im Klassenzimmer nicht leer bleibt?
Auch hierzulande werden Mädchen verschleppt und gegen ihren Willen verheiratet – häufig mit lebenslangen, leidvollen Konsequenzen. Die Schule ist oft der einzige Ort, an dem Mädchen und junge Frauen, die eine Zwangsheirat befürchten müssen, sich Hilfe holen können. Denn während des Schultags sind sie nicht der direkten Kontrolle ihrer Familie ausgesetzt. Daher ist es von großer Bedeutung, dass nicht nur die Betroffenen selbst, sondern auch ihr Umfeld, insbesondere Lehrkräfte und Schulsozialarbeiter*Innen, über das Thema informiert sind: mögliche Anzeichen, Hilfsangebote und Beratungsmöglichkeiten. Terre des Femmes klärt auf.
Abtreibungen in England und Wales bald nicht mehr strafbar
Damit wird sich in England und Wales endgültig der fast 150 Jahre alte, von Männern beschlossene Grundsatz ändern, dass Abtreibungen immer strafbar sind. In Deutschland war ein ähnliches Vorhaben gescheitert. Durch die Gesetzesänderung sei die Gefahr von Ermittlungen, Verhaftungen, strafrechtlicher Verfolgung oder Inhaftierung der betroffenen Frauen aus dem Weg geräumt, sagte die Abgeordnete Tonia Antoniazzi, die den Änderungsantrag eingebracht hatte.
Väter gegen Gewalt an Mädchen
Malala Yousafzai und die Tochter von Ranjit haben beide Gewalt, Drohungen und „Schande“ durchlebt und bezwungen: jetzt diskutieren ihre Väter – je ein Muslim und ein Hindu – in einem neuen Film die Bedeutung von Vaterschaft, Mut, Gendergerechtigkeit und wie man starke Töchter erzieht. Ziauddin Yousafzai und Ranjit trafen sich bei der Ausstrahlung vom Film „To kill a Tiger“, der die Geschichte vom Kampf um Gerechtigkeit nach einer Gruppenvergewaltigung im ländlichen Indien zeigt. Dabei feierten sie mit Filmdirektorin Nisha Pahuja die Gründung von #StandWithHer, einer breiteren Kampagne, um Männer und Jungen auf die einengenden Schranken des Patriarchats – für Frauen und Männer – hinzuweisen.
Einschränkung des Sorgerechts für Gewalttäter?
Bundesjustizministerin Stefanie Hubig (SPD) will das Sorge- und Umgangsrecht für Gewalttäter stärker einschränken. „Wer seine Partnerin schlägt, muss damit rechnen, dass er sein Kind nicht mehr sehen darf – oder nur im Beisein einer Begleitperson“, zitiert die tagesschau die Politikerin. Bisher ist das nur bei Gewalt gegen die Kinder selbst der Fall. Bei der Übergabe der Kinder kommt es aber immer wieder zu neuerlicher Gewalt gegen die (Ex-) Partnerin.
Qualifizierungsangebot zu Female Leadership
EQUALead – Female Leadership, Diversität und strategische Gleichstellung für die Medien- und Kulturbranche ist ein Tandemprogramm für Female-Leadership und Diversitätsentwicklung – speziell für Medien- und Kulturbetriebe. Es ermöglicht eine diversitätsbewusste Organisationsentwicklung und stärkt die Führungskompetenzen von Frauen* im Team. Dazu gibt es zwei Programmpfade (Tracks) mit Workshops zu zukunftsrelevanten Themen, individuelles Coaching, Räume des Austauschs und ein starkes Netzwerk in einem Intensivprogramm speziell für die Kreativbranchen. Bewerbungsfrist ist der 30. Juni 2025, Ort des Coachings ist Berlin, die Förderung ist vom Europäischen Sozialfonds +.
Female Leadership: die Analyse
Am 21. März 2025 wurde Netumbo Nandi-Ndaitwah als erste Frau an der Spitze Namibias vereidigt. Damit sind in Namibia sowohl Staats- als auch Regierungsoberhäupter jetzt weiblich. Forschung auf dem Gebiet „Female Leadership“ zeigt, dass Frauen in politischen Führungspositionen nicht nur stellvertretend den Status aller Frauen ihres Landes anheben, sondern, dass ihre Politik dazu tendiert, sozioökonomische Gleichberechtigung zu bewirken. Allan Olingo stellte die Forschungsergebnisse der letzten Jahren zusammen.
Sachbuchpreis für Feministischen Comic
Mit einem feministischen Comic hat die Zeichnerin Ulli Lust den Deutschen Sachbuchpreis gewonnen. Eine ungewöhnliche Entscheidung der Jury des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, denn es war das erste Mal, dass ein Comic ausgezeichnet wurde. Die Graphic Novel „Die Frau als Mensch“ stellt die Vor- und Frühgeschichte dar, die viel weiblicher geprägt war als bisher angenommen.
Strategien gegen Antifeminismus
Der Deutsche Fauenrat (DF) hat eine neue Handreichung mit praktischen Argumenten gegen Antifeminismus herausgegeben. Sie „will unterstützen: mit praxisnahen Gegenstrategien, konkreten Argumentationshilfen, vertiefender Literatur und Hinweisen auf Organisationen, die Vernetzung und Engagement ermöglichen“, heißt es im Vorwort. Hier geht zum Download.
Connected – Wie ich mit der Welt zusammenhänge
So heißt der diesjährige Lyrik- und Poetrywettbewerb für junge Nachwuchsautor*innen zwischen 10 und 26 Jahren von Lizzynet. Ziel ist es, sich mit den Licht- und Schattenseiten unseres Wohlstands und den Auswirkungen unseres Handelns hier auf andere Regionen und Gesellschaften auseinanderzusetzen. Gefragt sind sprachliche Kunstwerke, die eine „Connection“ zwischen Menschen auf der ganzen Welt sichtbar machen und ihre Stimme erheben für eine nachhaltige solidarische Weltgemeinschaft, in der alles mit allem verbunden ist.
„How to Piss Off frauenseiten“…
…heißt die neueste Folge unseres Generationspodcasts Von Boom bis Z. Nur soviel wird verraten: Wir haben das Buch „How to Piss Off Men“ von Kyle Prue besprochen.
Bremen News
Aus Integration wird Teilhabe an allen Lebensbereichen. Der Bremer Rat für Integration konstituiert sich neu und soll künftig der „Bremer Rat für Diversität und Teilhabe in der Migrationsgesellschaft“ (kurz: Bremer Rat, BR) heißen, mit einer veränderten Organisationsstruktur, die die Sichtweisen und Interessen von Menschen mit Zuwanderungserfahrung in die politische Debatte auf Senatsebene einbringt. „Der Auftrag des Gremiums verschiebt sich und wird an die aktuellen Partizipationsdebatten angepasst“, erläuterte Nadezhda Milanova, Integrationsbeauftragte bei der Senatorin für Arbeit, Soziales, Jugend und Integration. „Standen bislang die Fragen der Integration im Fokus, rückt verstärkt die gleichberechtigte Teilhabe an allen Lebensbereichen ins Blickfeld.“
Die Zentralstelle der Landesfrauenbeauftragten (ZGF) begrüßt die Beschlüsse des Senats zum Erhalt eines sozialen Arbeitsmarkts in Bremen und Bremerhaven: Jetzt gehe es um die Ausgestaltung der Gesamtstrategie zur Arbeitsförderung und der Mittelverteilung. Die stellvertretende Landesfrauenbeauftragte Katharina Kunze sagte: „Frauen, insbesondere mit Migrationsgeschichte, sowie Alleinerziehende müssen in der Förderstrategie zentral berücksichtigt werden. Diese Zielgruppen haben ein besonders hohes Armutsrisiko und sind daher auch der Schlüssel für eine soziale Gemeinschaft, in der alle teilhaben und Chancen verwirklichen können.“
Modellprojekt Pflege gestartet. Bremen hat den Zuschlag für „Inga Pflege“ erhalten, ein Modellprojekt für 16 international ausgebildete Fachkräfte. Die Pflegefachkräfte, unter anderem von den Philippinen und aus dem Iran, haben den achtmonatigen Anpassungslehrgang Anfang Juni begonnen. Die Bildungsakademie der Gesundheit Nord gehört zu fünf Einrichtungen bundesweit, die das Konzept erproben. Ziel ist es, die Integration von Pflegefachkräften aus dem Ausland weiter zu verbessern – mit zusätzlichen Unterstützungsangeboten, detaillierten Unterrichtskonzepten und besonderem Fokus auf Sprache.
Die 28.Informatica Feminale sowie die 17. Ingenieurinnen-Sommeruni starten am 20. August 2025 in der Universität Bremen. Das Angebot der beiden Sommeruniversitäten richtet sich an Studentinnen aller Fächer und Hochschularten sowie an Weiterbildung interessierte Frauen. Die Sommeruniversitäten umfassen Fachinhalte der Technikwissenschaften wie Informatik, Maschinenbau, Verfahrenstechnik, Elektrotechnik, Architektur, vom Studieneinstieg über Grundlagen bis zu Spezialthemen. Es werden rund 60 Lehrveranstaltungen zu aktuellen Fachthemen sowie zu interdisziplinären Themen angeboten. Workshops zu Beruf und Karriere runden das Programm ab. Ein Fokus liegt auf Nachhaltigkeit und sozialer Wirkung der Technologien. Der Unterricht findet in kleinen Gruppen durch internationale Dozentinnen aus Wissenschaft und Praxis statt. Teilnehmerinnen können mehrere halbwöchige Kurse besuchen und Leistungsnachweise sowie Credit Points erwerben. Unterrichtssprachen sind Deutsch oder Englisch.
Open Call für Bremer Künstler*innen: Ausschreibung mit Fokus auf Zeichnung. Im Rahmen des Veranstaltungsformates twogether der Bremischen Landesvertretung in Brüssel schreibt der Senator für Kultur erneut eine Förderung für professionell arbeitende Bremer Künstlerinnen und Künstler aus. Mit einer einjährigen Ausstellung haben die Protagonisten ab November 2025 die Möglichkeit, ihr zeichnerisches Werk einem internationalen Publikum in einer kompakten Ausstellung in den repräsentativen Räumen der Bremer Landesvertretung in Brüssel zu zeigen. Hier alle Informationen: Open Call – twogether.
Die Bremer CDU hat erstmals eine Frau als Fraktionsvorsitzende in der Bremer Bürgerschaft. Wiebke Winter will „einen neuen Wind in dieses Land bringen“, sagt sie im Interview und „dass es für mich keinen Unterschied macht, ob man eine Frau oder ein Mann ist in der Politik.“ Ach so? Na, wenn das der frische Wind ist….
Zu guter Letzt
An der nigerianischen Olabisi Onabanjo University (OOU) ist man offensichtlich der Auffassung, dass für Frauen das Tragen eines BHs eine notwendige Voraussetzung für das Studium ist. Jedenfalls sorgte in Nigeria ein Video für Empörung, in dem zu sehen ist, wie Mitarbeiterinnen einer Uni prüfen, ob Frauen, die die Uni betreten, einen BH tragen.
Glenys & Irene
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