Was ist genderpolitisch los? Wir klären das. Die vergangene Woche stand ganz im Zeichen des Internationalen Tages gegen Gewalt an Frauen am 25. November. So auch unser heutiger Presse-Pott.
Orange Day
In vielen Städten weltweit wurden Gebäude orange angestrahlt. Die Vereinten Nationen haben diese Farbe gewählt, um am 25. November gegen Gewalt gegen Frauen aufmerksam zu machen. Auch in Deutschland beteiligten sich viele Städte. Am 24. November 2021 veröffentlichte die UN ihren Bericht zur Gewaltanstieg gegen Frauen während der Pandemie: Measuring the Shadow Pandemic: Violence against women during COVID-19
Gewalt in Partnerschaften im Jahr 2020: 4,9 Prozent mehr Fälle als im Vorjahr
Es gab zwar keinen sehr deutlichen Anstieg von angezeigten Fällen während der Corona-Lockdowns. Aber deutlich mehr Frauen wandten sich an das Hilfetelefon „Gewalt gegen Frauen“, meldet das BMFSFJ (Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend). Die Zahlen von polizeilich registrierter Partnerschaftsgewalt steigen seit 2015 kontinuierlich an. Das ist ein Indiz dafür, dass mehr Opfer Hilfe bei der Polizei suchen und Gewalttaten zur Anzeige bringen. Aber die Diskrepanz zwischen der Zahl der bei der Polizei gestellten Anzeigen und der Anfragen beim Hilfetelefon zeigt auch, dass längst nicht alle Taten auch tatsächlich angezeigt werden.
Umgangsrecht versus Gewaltschutz
Wenn Familiengerichte bei Scheidung der Eltern den Vätern das Umgangsrecht für ihre Kinder zusprechen, wird häufig nicht berücksichtigt, dass Mütter damit ihren gewalttätigen Ex-Partnern schutzlos ausgeliefert und Kinder retraumatisiert werden. Daher hat die Mütterinitiative für Alleinerziehende (MIA) dieses Jahr zum zweiten Mal am 25. November zur „White Lily Revolution“ aufgerufen. Näheres erklärt Stefanie Ponikau im Interview.
Gewalt im Netz
Wer eigene Nacktfotos plötzlich auf Pornoseiten wiederfindet und etwas dagegen unternehmen will, hat einen langen Kampf vor sich. Das Projekt „Anna Nackt“ berät Betroffene, die zum großen Teil Frauen sind. Näheres hier.
Frankreich: #Double Peine
Ähnlich wie in Deutschland #Aufschrei und international #Metoo ging in Frankreich #Double Peine viral (wörtlich: „doppelter Schmerz“, auch: „doppelte Bestrafung“). Hier teilen Frauen, die Fälle von sexualisierter Gewalt angezeigt haben, ihre Erfahrungen mit der Polizei. Häufig werden sie nicht ernst genommen und werden bei der Anzeigenaufnahme sogar unangemessen und abwertend behandelt.
Eine tote Frau zur Unterhaltung
„Gewalt gegen Frauen kommt im Fernsehen zu häufig und zu klischeehaft vor, zeigt eine aktuelle Studie. Das ist nicht nur langweilig, es schadet auch Gewaltbetroffenen.“ Finden wir auch: Siehe Presse-Pott am 15.11.2021.
Jetzt was Gutes:
Der umstrittene Paragraf 219a soll ersatzlos aus dem Strafgesetzbuch gestrichen werden. Die Gießener Ärztin Kristina Hänel, die seit Jahren dafür kämpft, ist „froh und erleichtert“. Jetzt muss nur noch Paragraf 218 weg.
https://twitter.com/haenel_kh/status/1463959347768221705?s=20
Eine Stille Revolution: Die Imaminnen von Los Angeles
Im Frauenmoschee von Amerika benutzen Imaminnen die Predigt oder „Khutba“, um über bislang vernachlässigte Themen wie sexuelle Gewalt, Fehlgeburten oder häusliche Gewalt zu sprechen.
Bremen News
Zahl der angezeigten Gewalttaten in der Partnerschaft steigt – Bremen baut Frauenhausplätze aus
„Gewalt gegen Frauen ist eine Menschenrechtsverletzung. Trotzdem verzeichnen wir auch 2020 wieder einen Anstieg der angezeigten Fälle von Partnerschaftsgewalt“, betont Senatorin Claudia Bernhard anlässlich des Internationalen Tags gegen Gewalt an Frauen am 25. November 2021. „Dass die Zahl der Anzeigen steigt, ist, so paradox das klingt, auch ein gutes Zeichen“, so Claudia Bernhard weiter. „Das Dunkelfeld ist bei häuslicher Gewalt hoch. Je klarer formuliert wird, dass Schutz vor Partnerschaftsgewalt auch in der gesellschaftlichen Verantwortung liegt, je weniger es ein Tabu ist, diese zu benennen, desto mehr fühlen sich Frauen ermutigt, Hilfe und Unterstützung zu suchen.“
Bremerhaven: ZGF fordert Frauenhauszugang für alle Frauen
„Bremerhaven ist strukturell nicht ausreichend aufgestellt, wenn es um den Schutz von Frauen vor Gewalt geht. Die Schutzplätze für Frauen müssen dringend erhöht werden und der Zugang zum Frauenhaus muss für alle Frauen ermöglicht werden. Dies ist derzeit nicht der Fall“, kritisiert Clara Friedrich, Leiterin des Bremerhavener Büros der Bremischen Zentralstelle für die Verwirklichung der Gleichstellung der Frau (ZGF), anlässlich des Internationalen Tags gegen Gewalt an Frauen.
Landesfrauenbeauftrage Bettina Wilhelm kommentiert den Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen
„In Deutschland wird jede dritte Frau mindestens einmal im Leben Opfer sexueller Gewalt. Jede Vierte erlebt Gewalt im Zusammenhang mit der Partnerschaft. Die Zahlen dokumentieren eine traurige Wahrheit: Gewalt gegen Frauen ist Alltag und tiefgreifend in unserer Gesellschaft verankert. Der 25. November, der Internationale Tag gegen Gewalt an Frauen, führt uns das jährlich vor Augen. Doch mit welchen Konsequenzen? Ein Tag des Aufrüttelns ist zu wenig. Vielmehr braucht es entschlossene politische Maßnahmen.
Der Hannah-Arendt-Preis wird von der Stadt Bremen und der Heinrich-Böll-Stiftung vergeben und ist mit 10.000 Euro dotiert. Am 3. Dezember wird er im Bremer Rathaus an die preisgekrönte Historikerin Jill Lepore überreicht. Während Geschichte fast immer parteiisch geschrieben wird ist Lepore eine Großmeisterin des inklusiven Panoramas. ist neuester Artikel ist Hier zu lesen. Derweil gehen die Bremer Autorinnenstipendium 2021 an Ursel Bäumer und Frauke Schumacher.
Glenys, Irene
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