Der 8. März – Weltfrauentag, feministischer Kampftag, internationaler Frauentag – wirft seine Schatten voraus. Wir freuen uns auf vielfältige, interessante Veranstaltungen. Aber zunächst im Presse-Pott die genderpolitischen Nachrichten der letzten Woche.
Bundestagswahl – das traurige Ergebnis
630 Abgeordnete, davon nur 204 Frauen! Nicht mal ein Drittel! Das ist das Ergebnis der Bundestagswahl vom 23. Februar 2025. Damit liegt der Frauenanteil bei 32,4 Prozent und ist somit um 2,3 Prozentpunkte niedriger als nach der Wahl 2021: da waren es noch 34,8 Prozent gewesen. Am höchsten ist der Anteil weiblicher Abgeordneter bei Bündnis 90/Die Grünen mit 61,2 Prozent, wo er gestiegen ist (2021: 58,5 Prozent). Bei der AfD ist er von 13,3 Prozent im letzten Bundestag sogar noch gefallen auf 11,8 Prozent. Auch das Instagram-Bild von Merz’s all-male team sorgte selbst in der ausländischen Presse für Spott und Empörung: „prospective new chancellor has a Frauenproblem“. Nicht nur Frauen, sondern auch Menschen mit Migrationsbiografie und Arbeiter*innen sind deutlich unterrepräsentiert. Lediglich Ostdeutsche sind bei einem Bevölkerungsanteil von 15 Prozent mit 16 Prozent der Abgeordneten relativ exakt vertreten.
551 Fragen
… hat die CDU in einer Kleinen Anfrage (äh…551, ist das klein??) an die noch amtierende Bundesregierung zur Finanzierung von gemeinnützigen Organisationen gestellt. Die NGOs (Nichtregierungsorganisationen) hatten mit zu den Demonstrationen gegen Rechts aufgerufen, unter anderem auch die Omas gegen Rechts. Die Anfrage zur „Politischen Neutralität staatlich geförderter Organisationen“ wird von vielen als ein Angriff auf die Demokratie empfunden. „Mit einer parlamentarischen Anfrage rächt sich die Union für die antifaschistischen Proteste der letzten Wochen und startet zugleich einen beispiellosen Angriff auf die demokratische Zivilgesellschaft“, so die Linken-Abgeordnete Clara Bünger. Dafür spricht auch, dass Organisationen wie die Omas oder Greenpeace gar nicht steuerfinanziert sind – was die CDU wissen müsste… Näheres auch hier und hier.
Equal Pay und Equal Care
Am 1. März (eigentlich am 29. Februar, wegen der stiefmütterlichen Behandlung von Pflege) fand der Equal Care Day statt. Am 7. März folgt der Equal Pay Day: „Die Lohnlücke lässt sich nur schließen, wenn wir gleichzeitig die ungleiche Verteilung von Sorgearbeit zurückdrängen. Es braucht eine gesellschaftliche Neubewertung dieser Arbeit, die noch immer vor allem von Frauen getragen wird“ – so KDFB-Vizepräsidentin Monika Arzberger. Die diesjährige EPD-Kampagne setzt auf Lohntransparenz als Schlüsselfaktor: Der KDFB – sowie der Deutsche Juristinnenbund – fordern von der zukünftigen Bundesregierung, endlich strukturelle Maßnahmen zur gerechten Verteilung von Sorgearbeit und zur Entgeltgleichheit umzusetzen.
Klimawandel für die Gesundheit von Frauen gefährlicher
Das zunehmende Auftreten von Hitzewellen ist für Frauen gefährlicher als für Männer und das hat sowohl körperliche als auch gesellschaftliche Gründe. Hättet ihr gedacht, dass zum Beispiel Teilzeitarbeit und der Mangel an öffentlichen Toiletten dabei eine Rolle spielen können? Die Geografin Katharina Scherber erklärt es im Interview.
„Greta von Indien“
… wird sie häufig genannt, die erst 13-jährige Klimaaktivistin Licypriya Kangujam, aber sie besteht auf ihrem eigenen Namen, auch wenn sie die Schwedin Greta Thunberg durchaus als ihr Vorbild sieht: „Ich bin Licypriya aus Indien. Warum sollte man mich Greta nennen, wenn ich meinen eigenen Namen, meine eigene Identität und Kultur habe?“ Hier ein Porträt.
Tokio-Marathon wird divers
Erstmals konnten sich beim Tokio-Marathon nicht nur Frauen und Männer anmelden, sondern Personen konnten auch die Kategorie nicht-binär wählen. „Der Tokio-Marathon ist der Förderung von Diversität, Gleichheit und Inklusion verpflichtet und beabsichtigt, das inklusivste Rennen der Welt zu werden“, so die Veranstaltenden in einer Presseerklärung.
Die stärkste Frau der Welt
… war ihrerzeit Katharina Brumbach, die als Zirkusartistin Sandwina auftrat und in Shows drei Männer in die Höhe stemmte. Ihr Weltrekord im Gewichtheben der Frauen von 136 Kilo hielt bis 1987. Sie unterstützte Anfang des letzten Jahrhunderts die Suffragetten und war wohl auch Vorbild für „das stärkste Mädchen der Welt“, Pippi Langstrumpf.
Nachhaltige Mode
„Auch nachhaltige, grüne Labels haben trotzdem Überproduktion. Das ist da, wo wir ansetzen.“ So Viktoria Theoharova, die wir in der neuesten Folge „Von Boom bis Z“ in ihrem Laden Huddy mit Dani Bräuer (Label: Daclari) zusammen angetroffen haben. Beide produzieren und vertreiben nachhaltige Mode in Bremen. Wie die beiden sich gegenseitig kennenlernten, was für Tipps sie weitergeben möchten und was ein Rechtsstreit mit ungleichen Firmen wie Amazon oder Spreadshirt bedeutet, erfahrt ihr in unserer neuen Folge.
Freiraum für FREIRAUM
Vanessa Christoffers-Trinks und Katrin Stahrenberg arbeiten zur Zeit am Film FREIRAUM: In diesem Kino-Dokumentarfilm reisen sie zurück in die 1990er Jahre in das damalige Bremer Frauenprojekt Buntentor. Sie besuchen ehemalige Bewohner*innen und besuchen anschließend gemeinsam mit ihnen die Fuchsmühle in Hessen – ein Gemeinschaftsprojekt von jungen Menschen, das sich im Aufbau befindet. Es ist ein Film über politische und persönliche Freiräume und wie sie gestaltet, aber auch zerstört werden können. Jetzt ist der Film fast fertig: Ein erster Rohschnitt existiert, aber auf den letzten Metern zur Fertigstellung fehlt noch Geld. Bis zum 7.4.2025 kann man ihre Crowdfunding-Kampagne auf Startnext unterstützen. Ihr Ziel ist es, dass der Film Ende diesen Jahres auf Festivals, beziehungsweise in die Kinos kommt!
Kindergeld mit 18: Vereinfachtes Antragsverfahren
Die Familienkasse bietet eine bequeme Lösung für den weiteren Kindergeldbezug für volljährige Kinder an. Drei Monate vor Vollendung des 18. Lebensjahres des Kindes erhalten die Familien ein Schreiben der Familienkasse. Darin wird ein Zugangscode für die Nutzung des Online-Kindergeld-Service übermittelt. Ein unterschriebener Antrag ist damit nicht mehr erforderlich. Weitere Informationen: Kindergeld ab 18 vereinfachtes Antragsverfahren
Frauen*taz zum 8. März
Ihr habt es sicher schon bemerkt: Wir verlinken hier oft Artikel aus der taz. Die Tageszeitung aus Berlin bringt eben häufig genderpolitische Berichterstattung und hat außerdem keine Bezahlschranke. Traditionell am 7. März (denn der 8. März ist – vorbildlich! – in Berlin ein Feiertag) erscheint die Zeitung jedes Jahr mit mehreren Extraseiten Frauen*taz. Dieses Jahr ist geplant, die gesamte Ausgabe der wochentaz, die am 7. März erscheint, feministischen Themen zu widmen. „Eine Woche nur frauentaz? Eine gesamte Ausgabe zu einem Frauenleben von der Geburt bis zum Tod? Das gab es noch nie.“ Alle Ressortgrenzen werden aufgelöst, um statt in Politik, Zukunft und Gesellschaft in Kategorien wie Kindheit, Jugend und Alter aus feministischer Perspektive zu denken. Also auf zum Kiosk und am 7. März die wochentaz kaufen, ganze 52 Seiten!
Weltfrauentag – the Bubble
Kommendes Wochenende, am 8. März feiern wir den Weltfrauentag. In Berlin ist das schon ein offizieller Feiertag – doch auch in Bremen und Bremerhaven feiern wir mit weit über 100 exzellenten Veranstaltungen zwischen Ende Februar und Ende März die Leistungen und Errungenschaften von Frauen und den Kampf – von Frauen geführt – gegen Gewalt an Frauen. Diese Events werden größtenteils von Frauen – für ein weibliches Publikum – organisiert.
Jackson Katz arbeitet seit 40 Jahren am Männerthema Gewalt gegen Frauen. „Wir sind im tiefsten Mittelalter,“ schreibt er, „Männer müssen sich Trump widersetzen.“ Und, „Sexistische Gewalt zu beenden, ist Männeraufgabe“ schreiben Vincent-Immanuel Herr und Martin Speer: „Männer, beendet die Gewalt!“
Hm. Wie gut, dass wir jetzt einen starken feministischen Bundeskanzler haben….. Nein, warte…
Bremen News
Wer uns im neuen Bundestag in Berlin vertritt. Fünf Abgeordnete aus Bremen habe es in den neu gewählten Bundestag geschafft, drei Männer und zwei Frauen: Kirsten Kappert-Gonther (Grüne) und Doris Achelwilm (Die Linke).
Auszeichnung für Prof. Antje Boëtius: Heute wird die Medaille für Kunst und Wissenschaft an Prof. Antje Boëtius verliehen für ihre Verdienste um die Wissenschaft, um das Alfred-Wegener-Institut Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung und um den Wissenschaftsstandort Bremen. Professorin Boëtius ist eine Vorreiterin in Sachen Wissenschaftskommunikation auf dem Gebiet Klimakrise – im Überseemuseum sowie im Fernsehen wie in den Medien.
Rekord bereits vor dem Spiel. Der Ticketverkauf für das Pokal-Halbfinale zwischen den Fußballerinnen des Hamburger SV und Werder Bremen läuft blendend und hat den bisherigen Rekord von 44.808 verkauften Karten bereits innerhalb einer Woche gebrochen.
Zu guter Letzt…

Donald Trump to make Andrew Tate Secretary of Women’s Affairs: „No more of this feminist nonsense. Women need strong leadership!“ (Achtung: Satire… Aber fast könnte man es glauben, bei Trump wundert eine*n gar nichts mehr …)
Irene & Glenys
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