Unser letzter Presse-Pott vor der diesjährigen Sommerpause enthält unter anderem ein paar Tipps zum Hören, Gucken und Lesen. Wir sehen uns wieder am 4. August. Bis dahin wünscht euch der Presse-Pott schon mal schöne Ferien.
Pride
Während die Welt am 28.6.2025 auf die Budapest-Pride geschaut hat, die mit bis zu 200,000 Teilnehmer*innen eine große Blamage für Viktor Orbán darstellte, nahm am 29.6.2025 die türkische Polizei bei der Istanbul-Pride (die wie in Budapest verboten worden war) mehr als 50 Personen fest. In Köln waren am Wochenende zur CSD-Parade 60.000 Teilnehmende und Hundertausende Zuschauer*innen, darunter auch viele Politiker*innen, auf den Straßen.
In Bremerhaven ist jetzt PRIDEWeek und am Samstag, 12.7. um 12.00 Uhr CSD-Bremerhaven.
„Mädchen können kein Fußball spielen“
… ist, passend zur aktuellen Frauen-Fußball-EM in der Schweiz, der Titel einer Dokumentation über die Pionierinnen des deutschen Frauen-Fußballs. Zu sehen in der ARD-Mediathek. Mit dem Frauensport als Boombranche beschäftigt sich Alina Schwermer in der taz und kommt zu dem Schluss: „Revolutionär, feministisch und letzten Endes auch nur Fußball.“
„Der Bundestag ist kein Zirkuszelt“
… sagte Bundeskanzler Friedrich Merz, um zu rechtfertigen, dass dort nicht, wie noch in den vergangenen Jahren, am CSD die Regenbogenfahne gehisst werden durfte. Die Queerbeauftragte der Bundesregierung, Sophie Koch (SPD) meint dazu: „Wenn die Regenbogenfahne die Fahne auf einem Zirkuszelt ist, was sind dann queere Menschen? Zirkustierchen, die sich zur Erheiterung des Publikums zum Affen machen?“ Weitere Reaktionen auf die Kanzler-Aussage hier. Das Verteidigungsministerium hat am 3. Juli übrigens an seinen Dienstsitzen in Berlin und Bonn die Regenbogenflagge gehisst, als „ein starkes Zeichen für Solidarität mit queeren Soldatinnen und Soldaten, für Kameradschaft und gesellschaftliche Verantwortung“. An dem Tag war im Jahr 2000 ein queerfeindlicher Erlass aufgehoben worden.
Bildungsministerin verbietet Genderstern
Bildungsministerin Karin Prien (CDU) hat den Beamt*innen ihres Ministeriums untersagt, in ihrer internen und externen Kommunikation den Genderstern zu verwenden. (Ups… wie gut, dass wir nicht verbeamtet sind: wir dürfen also noch gendern…)
Das Ende der MeToo-Ära?
Sean Combs, bekannt als Rapper P.Diddy, stand in New York wegen sexueller Gewalt vor Gericht. Er wurde in nur zwei der fünf Anklagepunkte schuldig gesprochen, nämlich wegen zweier Fälle des Transports zur Prostitution. Von den schwerwiegenderen Vorwürfen, Menschenhandel in zwei Fällen und Verschwörung zur organisierten Kriminalität, sprach die Jury ihn frei. Und Präsident Trump hatte im Mai breits angekündigt, ihn möglicherweise zu begnadigen. Hier ein Rückblick auf den Prozess: „Die Milde, mit der das Urteil ausfiel, deutet darauf hin, dass ein Ende der MeToo-Ära jetzt endgültig eingeläutet ist.“
Besserer Schutz vor sexueller Gewalt an Kindern
Am 1.7.2025 ist das Gesetz zur Stärkung der Strukturen gegen sexuelle Gewalt an Kindern und Jugendlichen in Kraft getreten. Nachhaltige Strukturen auf Bundesebene sollen dazu beitragen, sexuellen Kindesmissbrauch gezielt zu bekämpfen, systematisch aufzuarbeiten und zu verhindern. Ein Betroffenenrat wird dauerhaft etabliert und soll die Perspektive von Betroffenen in politische Prozesse einbringen. Mehr dazu vom Bundesministerium für Bildung, Familie, Senioren, Frauen und Jugend.
Frauen in Syrien
Seit dem Machtwechsel in Syrien ist es auf vielen Gebieten noch unklar, wie es denn weitergehen wird unter der neuen Regierung. Das gilt vor allem auch für die zukünftige Stellung der Frauen. Die taz hat mit einigen gesprochen: Einer Soldatin der kurdisch-syrischen YPG-Miliz, Kommandantin und Sprecherin der YPJ-Fraueneinheiten. Zwei „Aussteigerinnen“, die in einem Dorf der Frauen nur unter Frauen mit ihren Kindern leben. Einer „Aktivistin“, die für ein säkulares, vielfältiges Syrein demonstriert. Und einer Wissenschaftlerin, die zwar den neuen Machthabern der islamistischen Übergangsregierung skeptisch gegenübersteht, jedoch auch Hoffnung hat: „Aber ich glaube an unsere Macht, die Lage zu ändern. Nach 50 Jahren Unterdrückung unter Assad glaube ich nicht, dass die Syrer*innen die nächste Diktatur zulassen werden.“
Rassistische Elternprüfungen in Dänemark
Ja – gibt es das noch? Im Mai dieses Jahres wurden Elternprüfungen an grönländischen Müttern und Familien für illegal erklärt, werden aber immer noch durchgeführt und als Instrument genutzt, um Eltern ihre Kinder wegzunehmen. Die Prüfung soll den „Zivilisiertheitsgrad“ der Eltern feststellen und setzt dänische Sprachkenntnisse und eine Mittelschichtsbildung voraus. Grönländerinnen, die diese Tests nicht bestehen, dürfen ihre Babys nach der Geburt eine Stunde lang halten und müssen sie dann weggeben; die Kinder kommen dann in weiße Familien.
#boysober
Schluss mit Männern macht Laura Catoni, verzichtet auf’s Dating und lebt fortan „boysober“. Sie mag nicht mehr an der Liebe leiden und fragt sich, ob „das, was ich bislang für mein persönliches Pech hielt, das Patriarchat ist“. Seit sie erkannt hat, dass „Frauen ohne Männer möglicherweise besser dran sind“, lebt sie ihre Freundinnenschaften intensiver.
Vom Leben als Lesbe in einer ultraorthodoxen jüdischen Gemeinschaft
… in Manchester erzählt Yehudis Fletcher im Interview und in ihrer Autobiografie. Und warum sie bleibt, obwohl sie es in einer liberalen jüdischen Gemeinde leichter hätte: „Wenn ich mich der ultraorthodoxen Gruppe entziehe, fehlt zudem mein Widerspruch gegen Frauenverachtung und Homophobie. (…) Ich bin die verkörperte Rebellion und sende damit eine Botschaft an andere Menschen: Wenn sie etwas brauchen, das in der Community nicht erlaubt ist, können sie mich fragen.“
„Unversehrt“ – Digitale Ausstellung zum Schutz vor FGM/C
Die Frauenrechtsorganisation Terre des Femmes (TDF) präsentiert eine neue Ausstellung digital. Weltweit sind 230 Millionen Mädchen und Frauen von weiblicher Genitalverstümmelung (Female Genital Mutilation/Cutting – FGM/C) betroffen. TDF geht davon aus, dass auch in Deutschland über 100.000 Betroffene leben und hofft, mit der Ausstellung das Thema hier präsenter zu machen: Unversehrt – Schutz vor FGM/C. Eine virtuelle Reise durch Sierra Leone und Deutschland.
Japanische Fotografie-Geschichte – von Frauen geprägt
Die japanische Fotografie wurde ganz entscheidend mitgeprägt von Frauen. Das zeigt eine Ausstellung von zwei Dutzend Fotografinnen im Fotografie Forum Frankfurt: I’m so Happy You Are Here. Japanese Women Photographers from the 1950s to Now. Zu sehen bis 7. September 2025. Hier eine Besprechung.
Von Boom Bis Z
„Die schwarze Szene“– Feminismus, Gothic und die Liebe zur Tiefe: Ist Dark Wave das Bielefeld der Musikrichtungen in Bremen? Das wollen wir in dieser Podcastfolge herausfinden und haben mit Anna und Hannah aus Bremen gesprochen. Anna gehört der Band MONO/XYD an und Hannah legt Gothic-Musik auf. Am Ende ist sich die Gesprächsrunde einig: Gothic war und ist ein Ort für das Ausloten von Ambivalenzen. Für Individualität, für Queerness, für Abgründiges – aber eben auch für Auseinandersetzung mit den eigenen Grenzen. Unser Tipp – Probieren geht über Studieren.
Bremen News
Immer mehr Mädchen spielen Fußball. Auch in Bremen. Von 26 registrierten Mädchenmannschaften im Jahr 2022 stieg die Anzahl auf 40 in 2024 und auf 44 im Mai 2025. Doch es gibt noch viel Nachholbedarf, vor allem fehlt es an gut ausgebildeten Trainerinnen und Trainern.
Neue Trainerin bei Werder. Friederike „Fritzy“ Kromp wird die neue Trainerin der Fußball-Bundesligistinnen von Werder Bremen. Was sie plant: „Dominanten, intensiven und attraktiven Fußball, der den Spaß aus dem Training auf den Platz bringt.“ Einige Werder-Spielerinnen sind wohl ausdrücklich in Bremen geblieben, weil Kromp als Trainerin kommt.
Justice4Her: Vier Schülerinnen vom Schulzentrum Carl von Ossietzky haben bei „Jugend gründet“ den Sonderpreis „Social Start-up“ gewonnen. Beim Wettbewerbsfinale in Stuttgart wurden sie für ihre Geschäftsidee „Justice4Her“ geehrt. Mit „Justice4Her“ möchten Stella Matockin, Lara Yunuz, Rahaf Ahsoun und Lilly Meyer Frauen aus Bremerhaven vor häuslicher Gewalt schützen. Ihr Lösungsansatz: Sie haben eine App entwickelt, die mit flächendeckenden Funktionen über das aktuelle Angebot auf dem Markt heraussticht. Damit kann sie einen wichtigen Mehrwert für von häuslicher Gewalt betroffenen Frauen leisten.
Frau im Männerberuf. In der Reihe Dicht bei stellt das Bremer Regionalmagazin buten&binnen Frauen vor, die in „Männerberufen“ arbeiten. Letzte Woche: Berufskraftfahrerin Michaela Kramer. Seit 2018 fährt sie LKW und berichtet im Beitrag über ihre Erfahrungen.
Glenys & Irene
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