Willkommen im Jahr 2024! Wir hoffen, ihr seid gut hineingerutscht. Wir haben auch in diesem Jahr wieder jeden Montag die genderpolitischen Nachrichten für euch.
Was 2024 neu ist für Mütter – Väter – Kinder
Die Bundesregierung entlastet im neuen Jahr Mütter, Väter und Kinder, etwa durch einen höheren Kinderzuschlag, höhere Freibeträge, einen höheren Unterhaltsvorschuss und mehr Kinderkrankentage. Auch für Familien und Alleinerziehende, die Sozialleistungen beziehen, stehen Verbesserungen an. Einen Überblick gibt es hier.
Erschwerte Bedingungen für Trans Frauen bei Olympia 2024
Das IOC (Internationales Olympisches Kommittee) zählt sportliche Fairness und Diversität zu den grundlegenden olympischen Werten. Die Teilnahme von Trans Personen an den Olypischen Spielen wird von den internationalen Sportverbänden geregelt. Warum dies für die Betroffenen 2024 eine Verschlechterung bedeutet, lest ihr hier.
Revolution in der katholischen Kirche?
Man könnte meinen, es hätte eine Revolution gegeben: Der Papst verkündete, gleichgeschlechtliche Paare könnten in der Kirche die Segnung erhalten. Das ist tatsächlich neu. Aber das darf nicht in einem Gottesdienst passieren, und das Ritual gibt es ebenso für „Autos, Traktoren und sonst allerlei Dinge“ (Lara Ritter in der taz). Und weiterhin bleibt Homosexualität eine Sünde. Homosexuelle Paare sollen Gottes „Hilfe erflehen und zu einem besseren Verständnis seines Plans der Liebe und der Wahrheit geführt werden.“ Also eher doch keine Revolution.
Protest gegen Putin
Ehefrauen und Mütter von einberufenen Soldaten protestieren in Moskau und fordern die komplette Demobilisierung ihrer zwangsrekrutierten Männer. Russland hat Geschichte mit Anti-Kriegs-Protestbewegungen von Frauen. Während des ersten Krieges gegen Tschetschenien 1994 führten Ehefrauen und Soldaten-Mütter eine Bewegung an, die zuerst die öffentliche Meinung bewegte und dann den Kreml dazu brachte, den Krieg zu beenden. Mehr.
Schweizer Seniorinnen protestieren…
… weil sie es können. Um eine Klage vor den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) zu bringen wegen Gesundheitsschädigung auf Grund des Klimawandels mussten Schweizer Anwälte eine Bevölkerungsgruppe finden, die eng genug umgrenzt und unverhältnismäßig betroffen war. „Nach den neuesten Erkenntnissen aus epidemiologischen Studien sind ältere Frauen am stärksten von Hitze gefährdet“ sagte Ana Vicedo-Cabrera, Leiterin des Klima- und Gesundheit-Teams beim Institute of Social and Preventive Medicine at the University of Berne. Die Schweizer Klimaseniorinnen e. V. boten sich daraufhin an; ihr Fall wurde im März 2023 in Straßburg angehört – jetzt warten sie auf das Urteil. „Wir tun es nicht wegen uns selber“ sagten sie. „Wir tun es aus Verantwortung für die, die nach uns kommen.“
Ehe in Estland: gleichgeschlechtliche Paare dürfen jetzt heiraten
Das im Juni verabschiedete Gesetz erlaubte es gleichgeschlechtlichen Paaren, ihre Anträge auf Eheschließung ab dem 1.1.2024 online zu stellen. Somit wird Estland als erster der ehemaligen sowjetischen Staaten diesen Weg betreten. Die gleichgeschlechtliche Ehe ist seit 2017 in Deutschland erlaubt. Mehr.
Darf die das? Feminismus und Schönheitsoperationen
„Sie sind sich sicher, dass Sie eine Frau sein wollen?“ wurde eine Frau von ihrer Therapeutin gefragt. Sie hatte den Wunsch geäußert, ihre sehr großen Brüste verkleinern zu wollen. Sie selbst haderte lange mit diesem Bedürfnis, fragte sich, ob es eine „extreme Form medizinischer Misogynie“ oder Ausdruck von Selbstbestimmtheit, gar Selbstfürsorge sei. Ihren Bericht lest ihr hier.
Krieg gegen die Sterne …
Die Kontroverse um den Genderstern und geschlechtergerechte Sprache treibt seltsame Blüten. So ist in einigen Bundesländern (Sachsen, Sachsen-Anhalt, Schleswig-Holstein) das Gendern mit Sonderzeichen an Schulen verboten. Jedenfalls im Schriftlichen. Mündlich ist es weiterhin erlaubt. In Sachsen dürfen selbst Kooperationspartner*innen, Vereine oder NGOs, die von Schulen für Veranstaltungen eingeladen werden, keine Materialien mit Genderzeichen verwenden. Lehrkräften drohen Sanktionen bei der Verwendung von geschlechergerechter Sprache. In Sachsen-Anhalt, Schleswig-Holstein und ab 2024 auch in Hessen bekommen Schüler*innen Punktabzug für die Verwendung von Genderzeichen. In anderen Bundesländern (Rheinland-Pfalz, Bremen, Berlin, Niedersachsen, Thüringen, Mecklenburg-Vorpommern, Saarland) ist das Gendern mit Sonderzeichen jedoch ausdrücklich erlaubt oder wird sogar befürwortet. Näheres hier.
… und kein Ende
Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) erklärte bei der Vorstellung seiner Pläne für die neue Legislaturperiode: „Wir werden das Gendern in Schule und Verwaltung untersagen“. Begeisterten Beifall habe Söder für die Aussage von den Abgeordneten der CSU, Freien Wähler und AfD erhalten, so der Bayerische Rundfunk (BR), laut dessen Meldung Ministerpräsident Söder bisher immer betont habe, jeder könne in Bayern reden, wie er wolle. (fpd 20.12.2023) Das Promotionskolloquium des Gender- und Frauenforschungszentrums der hessischen Hochschulen warnt gleichzeitig vor der Untersagung von geschlechtersensibler Sprache: Sie sei Ausdruck politischer Bestrebungen rechts-konservativer und rechtsextremer Kräfte, mit dem Ziel, geschlechtliche Vielfalt zurückzudrängen.
Einen genderpolitischen Rückblick auf 2023…
…bietet Arwa Mahdawi mit The Year in Patriarchy. Von Abtreibungsverboten bis Barbie; von Gender-Apartheid bis zum Women’s World Cup und von Jin, Jiyan, Azadî bis Taylor Swift.
Bremen News
Für Betroffene von Gewalt: Dolmetsch-Flatrate verbessert Zugang zum Hilfesystem. Der Senat hat am 19. Dezember 2023 die Weichen für eine Dolmetscher-Flatrate gestellt. Künftig sollen das Bürgerservice-Center, Polizei, Schulen und Kitas, Ordnungsdienst, der Sozial- und Gesundheitsbereich sowie viele weitere relevante Einrichtungen per Smartphone, Rechner oder Telefon auf Dolmetscherinnen und Dolmetscher zugreifen können. Der Senat setzt damit einen wichtigen Punkt aus dem Landesaktionsplan gegen Gewalt an Frauen um. Landesfrauenbeauftragte Bettina Wilhelm begrüßt den Senatsbeschluss: „(So) ….wird hilfesuchenden Frauen mit Sprachbarrieren der Zugang zum gesamten Hilfesystem überhaupt erst ermöglicht. Die betroffenen Frauen sind nicht mehr auf Dritte in ihrem Umfeld angewiesen, sondern können sich selbstständig Hilfe holen und verständlich machen. Das ist ein riesiger Fortschritt beim Gewaltschutz, in der Gesundheitsvorsorge, aber auch ein großer Schritt für die Teilhabe von zugewanderten Frauen an unserer Gesellschaft.“
Neue Residenzen im Zentrum für Kunst. Ab September 2024 schreibt der Senator für Kultur in Bremen neue einjährige Residenzen für die Bereiche Darstellende Kunst, Tanz und Zeitgenössische / Neue Musik aus. Die Residierenden sollen in dieser Zeit mindestens zwei neue Produktionen realisieren und erhalten dabei bis zu 20.000 Euro kulturfachliche Förderung je Produktion. Ab sofort können sich professionelle Künstlerinnen und Künstler aus den Sparten Darstellende Kunst, Tanz und Neue / Zeitgenössische Musik bewerben.
Weitere Informationen: PDF-Download der Ausschreibung) (pdf, 87.4 KB)
Die Anmeldungsfristen:
- Zeitgenössische / Neue Musik: Donnerstag, 15. Februar 2024
- Darstellende Kunst sowie Zeitgenössischer Tanz und Tanztheater/ Performative Künste: Mittwoch, 13. März 2024
ElterngeldDigital: Bremen übernimmt ab 2024 Verantwortung für den Onlinedienst. Elterngeld ist eine wichtige finanzielle Absicherung nach der Geburt eines Kindes. Mit ElterngeldDigital können Eltern die Formulare online mit praktischen Hilfestellungen und Anleitungen ausfüllen. Hier geht’s zum Online-Portal für Bremen.
Tag der Offenen Türen in den Bremer Kitas: Im Januar beginnt die Kita-Anmeldephase und damit die Suche nach geeigneten Betreuungsplätzen für Krippen- und Kindergartenkinder. Bremens größter Träger für Kindertagesbetreuung, KiTa Bremen öffnet deshalb im Januar die Türen von 78 Kinder- und Familienzentren. Während der Aktionstage bieten die Einrichtungen Gelegenheit, um Fragen zum Tagesablauf, zum pädagogischen Konzept oder zum Betreuungsangebot zu stellen. Es gilt zudem, die Räumlichkeiten kennenzulernen und in den Austausch mit den Fachkräften zu treten. Information & Termine.
Zu guter Letzt
Und hier noch eine Nachricht aus der Sparte Klatsch und Tratsch: Der Regierende Bürgermeister von Berlin, Kai Wegner, und die Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch (beide CDU) sind ein Paar, so wurde bekannt. Und damit bekommt die Nachricht eine poltische Dimension. Denn die Beziehung könnte zu Interessenkonflikten führen. Bisher haben solche Konstellationen oft zu beruflichen Konseuqenzen geführt, meistens für die Frau. Carolina Schwarz (taz) hat einen anderen Vorschlag: „Vielleicht kann Kai Wegner hier Vorbild sein und das Amt des Regierenden Bürgermeisters niederlegen.“
Glenys & Irene
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