In Island lebt schon seit einigen hundert Jahren eine Familie bestehend aus Mutter, Vater, 13 Söhnen (bzw. Kerlen) und einer riesigen Katze. Die Mutter ist die jahrhundertealte Trollfrau Grýla, eine echte Rabenmutter. Ihr Mann ist der uralte Troll Leppalúdi, ein Faulpelz und ein Rabenvater. Er ist keine Hilfe im Haushalt, sondern schläft laut schnarchend die meiste Zeit. Die 13 Söhne kommen so gut wie nie aus der Trollhöhle, außer im Dezember. Dann lässt Mutter Grýla einen nach dem anderen aus der Höhle aus dem Hochland hinunter in die Stadt wandern. Das freut die Jungs.
Die 13 Weihnachtskerle…
Jeder der Söhne – auch Weihnachtskerle genannt – ist auf etwas anderes spezialisiert. Darüber hinaus erkunden sie aber auch noch, welche Kinder brav und welche unartig gewesen sind. Je nach Auslegung werden die braven Kinder in den 13 Nächten vor Weihnachten von den Weihnachtskerlen mit kleinen Geschenken bedacht. Diese werden in den dafür im oder unter dem Fenster aufgestellten Schuhen deponiert. Unartige Kinder bekommen gar nichts oder nur eine rohe Kartoffel in den Schuh gelegt.
Am 12. Dezember kommt der Erste im Flachland an. Es ist der Schafschreck, der gern die Schafe in den Ställen zum Blöken bringt. Und an den weiteren Tagen bis zum 23. Dezember kommen der Schaumschuft, der Kurze, der Löffellecker, der Topflecker, der Schüssellecker, der Türentreter (oder auch Türschläger genannt), der Skyrschlund, der Wurststibitzer, der Fensterglotzer, der Türschlitzschnüffler, der Fleischangler und zum Schluss der Kerzenschnorrer. Es ist also im Dezember viel los in Island. Besonders die Kinder verhalten sich in dieser Zeit artig.
… und die Weihnachtskatze
Aber es wird noch schlimmer, denn da ist ja noch die Weihnachtskatze. Sie ist immer auf der Suche nach Kindern, die keine neuen Kleidungsstücke zu Weihnachten bekommen. Nur zu gern würde sie sie auffressen. Aber glaubt mir, alle Kinder bekommen neue Kleidung zu Weihnachten, und darüber freuen sie sich und die Katze geht zum Glück leer aus.
Nach dem 24. Dezember kehren die Kerle – jeden Tag einer – und die Katze wieder zurück in die Berge. Am 6. Januar (Heilige Drei Könige) ist auch der Letzte in den Bergen angekommen. Dann wird ein großes Freudenfeuer entzündet und nochmals Feuerwerke wie zu Silvester abgebrannt.
Heidemarie Gniesmer
Einen weiteren Artikel von Heidemarie Gniesmer zu Weihnachtsbräuchen in Island findet ihr hier.
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