Am Dienstag fand die erste Veranstaltung der öffentlichen Ringvorlesung „Critical Porn Studies“ im Hörsaal der Universität statt. Zu Gast war Prof. Dr. Friederike Nastold mit dem Thema „Schaulust, Pornografie, Kunst“. Die erste offizielle Veranstaltung musste natürlich noch Organisatorisches enthalten, aber auch der Gesprächsrahmen wurde gesteckt: respektvoller Umgang und kein Shaming jeglicher Art. Ein Content-Warning gehört auch dazu, denn es werden explizite Bilder und Videos gezeigt. Die Vorlesung bleibt ein Safe Place und es sei völlig okay, das gut oder schlecht zu finden, was man sieht.
Da wir die Ringvorlesung redaktionell begleiten, gibt es nun den ersten Recap von uns. Worum ging es? Wer war da? Wie fanden wir es?
Die Sprecherin Friederike Nastold hat ein weit gefächertes Repertoire an Forschungsschwerpunkten. Kunst, Kultur und Gender sind wichtige Themen in ihrer Arbeit. Im Jahr 2015 gründete sie das Kollektiv für Kunst, Visuelle Kulturen und Gender/Queer Theory „TOYTOYTOY“. Auch einiges an Aufsätzen hat Nastold bereits geschrieben, genauso wie eine Monografie mit dem Titel „Zwischen I see you und Eye Sea You. Blick, Repräsentation, Affekt“. Zurzeit lehrt sie Kunstgeschichte mit Schwerpunkt Gender Studies an der Carl-von-Ossietzky-Universität Oldenburg.
Schaulust, Pornografie und Kunst
Die Schnittstellen von Schaulust, Pornografie und Kunst sind nicht so eindeutig wie angenommen. Sie können verschwimmen und werden beeinflusst durch aktuelle Themen. Nastold zeigt dem Publikum durch verschiedene Beispiele („sex in times of corona“ und „public cervix announcement„), dass zunächst pornografisch gedachte Inhalte auch politisch, experimentell und feministisch sein können. Vor allem waren die beide Projekte eins: humorvoll! Pornografische Inhalte werden hier aufgegriffen und umgearbeitet, sodass sie als „postpornografisch“ bezeichnet werden können. Kritische Betrachtungen des Voyeurismus (auch als Schaulust bekannt) gibt es auch in feministischer Pornografie. Zuschauer werden hier aus der objektivierenden Position und dem „phallischen Schaugefüge“ herausgeholt. Nastold benutzt den Begriff „phallisches Schaugefüge“ lieber als den gängigeren Ausdruck „male gaze“, da auch nicht-männlich gelesene Menschen eine ähnliche Sozialisation erlebt haben könnten, sodass sie ebenfalls aus einer Machtposition heraus blicken. Hier ist die Frage wichtig, aus welchem Blick oder Narrativ Pornos eigentlich wahrgenommen werden. Der sexpositive Feminismus spielt hier ebenfalls eine große Rolle.
Nur um euch einen kleinen Einblick in die Veranstaltung am Dienstag zu geben, denn es kam noch viel mehr vor. Auch die anschließende Fragerunde war interessant zu verfolgen.
Wie fandest du die Veranstaltung?
Am Dienstag waren sogar zwei aus unserem Team anwesend und hier ihre Meinungen zur Veranstaltung:
Mara sagt: Das letzte Mal, dass ich in dem entsprechenden Hörsaal saß, handelte es sich um meine Absolvent*innenfeier. Nun sitze ich in demselben Raum und schaue mir, mit circa 150 weiteren Menschen, an wie einer Person ins Gesicht ejakuliert wird – wer hätte das gedacht. Viel wichtiger aber: ich habe die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Thema Porno auch als sehr befreiend wahrgenommen. Für Phänomene wurden Worte und Kategorien gefunden, die es ermöglichen, neutral über Pornos zusprechen. Ich bin super gespannt noch mehr über das Thema, in den nächsten Wochen, zu lernen.
Isabella sagt: Ich muss sagen, es war schon eigenartig, sich mit knapp 100 Menschen in einem Raum pornografische Szenen anzuschauen. Man hat diese Unbeholfenheit im Raum gespürt, aber nach und nach verging das. Es ist ja auch Ziel der Vorlesung, Pornografie und Sexualität aus dem privaten Raum ins Öffentliche zu bringen. Man muss nur einmal ins kalte Wasser springen, aber dann gewöhnt man sich daran. Ansonsten fand ich die Vorlesung wirklich super spannend! Wie weit gefächert das Thema sein kann, hatte ich gar nicht gedacht. Ich bin gespannt und freue mich auf die kommenden Veranstaltungen und Sprecher*innen.
Nächste Veranstaltung am 25. April
Heute um 18:30 Uhr findet ein Künstlergespräch zur Ausstellung „there´s room to sprawl, time freezes in a sense“ statt, welche von Francisco Valença Vaz und Thomas Böker kuratiert wurde und im Kunst- und Kulturverein Spedition stattfinden wird. Das Gespräch wird auf Englisch geführt von Guilherme Maggessi und Rafał Morusiewicz. Warme Kleidung wird empfohlen.
Adresse der Spedition: Beim Handelsmuseum 9, 28195 Bremen
Isabella
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