Griechische Mythologie, Aquarien, Glücksräder und Einhörner: Unter dem neuen Leitungstrio Anna K. Becker, Katrin Hylla und Rahel Häseler hat die Schwankhalle mit viel Leidenschaft ein tolles Programm für die Spielzeit 2022/2023 auf die Beine gestellt.
Mit neuen Performances, kreativen Eigen- und Koproduktionen und tollen Gastspielen unter dem Schwerpunkt „Rotz & Wasser“ will uns die Schwankhalle auch dieses Jahr wieder begeistern. Getreu des Mottos geht’s ab dem 17.09.2022 mit einem „Bootsballett mit Blechmusik“ wieder los. Was wir diese Saison sehenswert finden, verraten wir Euch heute:
Das Baubo Reenactment
In ihrem Gastspiel beschäftigt sich das Duo BRONIĆ/RÖHRICH mit der Geschichte Baubos, einer Begleiterin Demeters und doch eher unbekannten Gestalt der griechischen Mythologie, die auch als „Personifikation der Sexualität“ angesehen wird. Dabei rekonstruieren sie eine typische Geste Baubos, bei der sie ihr Geschlecht präsentiert. Die Geste geht auf Baubos Mythos zurück, in dem sie die um ihre entführte Tochter trauernde Demeter tröstet und zum Lachen bringt, indem sie ihr ihre sprechende Vulva zeigt. Durch ihre Inszenierung setzen sich die Künstlerinnen mit neuen Möglichkeiten „der Sichtbarmachung des weiblichen Geschlechts“ und der derzeitigen Situation der Geschlechtergleichstellung in Westeuropa auseinander. „Humorvoller Feminismus“, wie die Leiterinnen der Schwankhalle das Stück beschreiben.
Wann?: Sa. 24.09./20 Uhr
So. 25.09./16 Uhr
Queertriarchy
Für diejenigen, die nicht nur zuschauen, sondern sich selbst bewegen möchten, steigt auch dieses Jahr wieder die jährliche „Queertriarchy“-Party der Gruppe Queeraspora.
Die Party ist offen für alle und der Eintritt erfolgt auf Spendenbasis.
Das Line-Up klingt vielseitig und vielversprechend und erweckt in uns die Lust, zu tanzen:
- Tunche Soundsystem
- Pink Dove & Ajayini
- Kanak Trannity
- Ed Latino
- DJ Waxs & Rasta Boy
Wann?: Sa. 24.09./21 Uhr
For Your Eyes Only
Hattet Ihr schon mal ein Blinddate mit einem Menschen? Und ein Blinddate mit einer Performance?
Diese einzigartige Erfahrung könnt ihr beim Eins-zu-Eins-Festival „For Your Eyes Only” machen. Bei dem Festival laden 15 Bremer Künstler*innen plus zwei Gastspieler*innen jeweils zu 15-minütigen Kurzperformances. Das Besondere daran? Jede Inszenierung ist nur für jeweils ein*e Zuschauer*in zur Zeit gemacht. Dabei könnt Ihr allerdings nicht selbst entscheiden, welche Performance Ihr besucht. Stattdessen wählt Ihr einen Zeitraum aus und werdet daraufhin einer Performance zugeordnet – quasi ein Blinddate. Die Inszenierungen sind dabei vielseitig und weitreichend. Von einem mit Wasser gefüllten Aquarium, bei dem unter, auf und über der Wasseroberfläche gespielt wird und bei dem die Künstlerin Fragen nach den Grenzen zwischen Geschlechternormen und zwischen Lebewesen an Land und unter Wasser stellt. Über ein Familienfest, das stereotype Familienbilder und Traditionen hinterfragt und queere Stammbäume nachverfolgt. Bis hin zu Performances, die von drei Glücksrädern (Klangkulisse, Emotion, Handlung) bestimmt werden und spontan in dem Moment entstehen.
Diese einmalige Erfahrung solltet Ihr Euch auf keinen Fall entgehen lassen!
Wann?: 06.10. – 09.10., 13.10. – 16.10., 20.10. – 23.10.
Do.: 18:00-21:00, Fr.: 18:00 – 22:00, Sa.: 14:00 – 22:00, So.: 14:00 – 18:00
Wo?: Gelände der ehemaligen Galopprennbahn in der Vahr
Seeking Unicorns
Im Februar 2023 könnt Ihr Euch auf das Gastspiel der Künstlerin Chiara Bersani freuen. In ihrem Stück „Seeking Unicorns“ verbindet sie die Inszenierung des mythologischen Tiers mit der Erforschung ihrer eigenen politischen und sozialen Körperlichkeit. Sie möchte das Einhorn, das in seinen Mythen eigentlich keine bestimmte Form hat und vielleicht gar nicht so aussieht, wie wir es kennen, für das erlittene Unrecht entschädigen. Dazu schenkt sie ihm eine Geschichte, Liebe und eine Wahl und gibt sich ihm vollständig hin. Gleichzeitig erzählt sie von ihren Herausforderungen als „disabled“ artist (Selbstbezeichnung) und erforscht den Blick ihres Publikums sowie ihren eigenen auf ihren Körper.
Eine neue Produktion
Einen kleinen Ausblick auf den Sommer 2023 möchten wir Euch auch schon geben und ein wenig Vorfreude schüren, denn da kommt die Künstlerin Yolanda Morales nach Bremen. „Die geht jetzt richtig ab“, wie die Schwankhallenleitung es so schön betitelte. Die Choreografin, Tänzerin und Performerin spiegelt in ihren Stücken einen kritischen Blick auf die Kolonialität und Kapitalisierung von Körpern wider und inszeniert diese in u- und dystopischen Räumen, die einen Bezug zur sozialen und politischen Realität aufweisen. In ihrem Stück „Eine neue Produktion“ rekonstruiert, rekontextualisiert und neuinterpretiert Morales die Bewegung als Form des kulturellen Widerstands. Der zentrale Tanz ist hierbei der verlangsamte „Cumbia Colombiana“. Das Tanzen wird dazu genutzt, sich über die postkoloniale und migrantische Entwurzelung hinwegzusetzen und eine kollektive, selbstermächtigte Identität zu finden. Eine interessante Kombination aus Kunst und politischer Message, auf die wir gespannt sein dürfen. Wir freuen uns drauf!
Hier könnt Ihr Euch den gesamten Spielzeitplan der Schwankhalle anschauen.
Lara
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