Die Frau, die mich in meinem Leben am meisten beeinflusst hat, schenkte mir an einem schönen Augusttag das Leben und war ziemlich überrascht, dass ich kein Paul war. Im Gegensatz zu ihrem Vater bei ihrer Geburt, war sie aber keineswegs enttäuscht. Die Namenssuche nahm einige Zeit in Anspruch, letztendlich gab sie mir den Namen ihrer Lieblingstante und mein Vater, den sie wenige Monate vorher geehelicht hatte, den Namen seiner Mutter. Der Nachname war ja ganz klar, da meine Mutter als Stammhalter vorgesehen gewesen war, trug ich also den Nachnamen meines damals schon verstorbenen Großvaters, während mein Vater seit seiner Hochzeit einen Doppelnamen trug. Während sich mein Vater tagsüber um mich kümmerte, lernte meine Mutter für ihre Meisterprüfung und einige Jahre später hatte ich dann das Glück, nach dem Kindergarten Zeit in der Schreinerei verbringen zu können. Von ihr lernte ich alles, was eine Frau so wissen muss: Wie man Löcher bohrt, wo der Hammer hängt und wie man mal so richtig was in die Wand dübelt. Ihre Vorliebe auf dem Dach herumzulaufen und Regenrinnen zu reinigen, erbte ich zwar nicht, aber ich lernte, dass eine zierliche Frau wagemutig, stark, selbstbestimmt und glücklich sein kann.
Katharina Frings
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