
Die Frühlingssonne scheint an diesem Maivormittag. Der Torfkahnhafen ist friedlich. Vogelgezwitscher mischt sich mit Verkehrsgeräuschen und dem zeitweisen Brummen von Rasenmähern in der Umgebung. Ich bin mit Silke Behnen verabredet.
Ulrich Mickan, Chef des Findorffer Veranstalters „Torfkahnfahren“ hat uns vorgestellt. Nun möchte ich mehr über die Tätigkeit als Torfkahnfahrerin von Frau Behnen erfahren. Wir fahren gemütlich 4 Km/h und werden von ihren zwei Hunden begleitet. Ein besonderes Erlebnis unter der Woche auf dem zu dem Zeitpunkt wenig befahrenen Kanal.
Der Einstieg
Den Start beschreibt Silke Behnen ganz enthusiastisch. Sie ist als Fahrgast zum ersten Mal in Kontakt mit den Torfkähnen gekommen. Auf der Tour mit Bekannten war sie sofort begeistert von Torfkahn und Natur. Schnell kommt sie mit dem Bootsführer ins Gespräch. Sie löchert ihn mit Fragen. Zum Abschluss der Tour sagt er: „Wir suchen immer nach Nachwuchs. Mach den Bootsführerschein und dann arbeiten wir dich ein.“ Begeistert recherchiert sie die Angebote für den Bootsführerschein und entscheidet sich, ebendiesen zu absolvieren.
Seit etwas mehr als einen Monat ist Silke Behnen nun aktiv als ehrenamtliche Torfkahnführerin. Sie findet es spannend, durch die Kanäle zu fahren, mit all ihren Schifffahrtszeichen und der lebendigen Flora und Fauna. Gelassen steuert Silke Behnen das zwölf Meter lange Boot, in dem bis zu zwanzig Personen Platz haben.

Natur und Ausblick
Schön ist es die Veränderungen in der Natur zu sehen. Im April waren noch viel weniger Blätter an den Bäumen, und in den letzten Wochen hat sich einiges getan. Die Natur blüht. Wir treffen auf geschäftige Blässhühner, Nutria und Stockenten.
Die Tierarzthelferin liebt dieses maritime Ehrenamt und träumt schon weiter von einer Karriere in der Binnenschifffahrt. Bislang hat sich noch nichts ergeben, aber ihre positive Art lässt die gebürtige Kölnerin mit Mut und Zuversicht ihre Träume verfolgen. Vielleicht beißt noch jemand an und ermöglicht der Fünfundvierzigjährigen Wahlbremerin eine Ausbildung als Binnenschifferin.
Am 18.Mai ist Internationaler Tag der Frauen in der Schifffahrt. Der Werdegang der ehrenamtlichen Torfkahnfahrerin, die eine von dreien beim Anbieter „Torfkahnfahren“ ist, zeigt einen ungewöhnlichen Zugang zur maritimen Tätigkeit. Blicken wir also häufiger auf Frauen in der maritimen Wirtschaft und geben ihnen mehr Sichtbarkeit.
Übrigens wird noch immer weiterer Nachwuchs hinterm Torfkahnsteuer gesucht.
Renate Strümpel
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