Vergangene Woche veranstaltete die Rosa Luxemburg Stiftung, gemeinsam mit der Sorgende-Städte.org, eine zweitägige Tagung im Martinsclub Bremen zu kommunalen Strategien für feministisches Vergesellschaften mit einem zentralen Fokus auf die Ent-Privatisierung von Sorgearbeit. Die Konferenz war gut besucht und das Veranstaltungsteam bestand aus inspirierenden FLINTA*s, die tolle Ideen, Anregungen und Meinungen in Workshops und Gesprächen teilten. Es waren zwei Tage gefüllt mit spannenden Diskursen, Vernetzungen von engagierten Menschen, Debatten über Einstiegsprojekte und einem gemeinsamen Antrieb: motiviert, gemeinsam und zielstrebig, für eine feministische Stadt laut und aktiv zu werden. Wir haben am Samstag Eindrücke von dem Event gesammelt und wollen diese mit euch teilen.
Was ist eine sorgende Stadt?
Was bisher eine Utopie oder ein Modell ist, will Sorgende-Städte.org durch aktiv werden, selbst organisieren, vernetzen und co. Realität werden lassen! Eine sorgende Stadt ist eine Vision von einer Stadt, welche das Wohlbefinden, das Leben und die Bedürfnisse aller Bürger*Innen in den Fokus legt, und Veränderungen auf dem Weg in eine sozialistisch-feministische Zukunft wahr werden lässt. Wobei versucht wird, der Vielfalt von Bedürfnissen in einer Gemeinschaft gerecht zu werden. Eine sorgende Stadt ist ein Ort für alle, mit einer Ökonomie, die das Wohl der Masse zum Ziel hat und jede geleistete Arbeit wertschätzt. Sie zeichnet zum Beispiel aus, dass sie einen sicheren Raum für Frauen, Queers und alle weiteren Menschen schafft, dass sie eine gemeinwohlorientierte städtische Sorgeinfrastruktur zur Verfügung stellt, auf die sich alle Bürger*innen verlassen können und auf die alle den gleichen Zugriff haben, unabhängig von individuellen Ressourcen, Biografien und Verhältnissen. Zudem haben in einer sorgenden Stadt alle einen unkomplizierten Zugang zu sozialen Angeboten. Außerdem soll in einer sorgenden Stadt niemandem ein Dach über dem Kopf verweigert werden. Wohnungen sollen bezahlbar für alle sein.
Entprivatisierung von Sorgearbeit
Eine weitere zentrale Forderung und Idee für die Sorgende Stadt, ist das Sorgearbeit, welche im öffentlichen wie privaten Raum zum großem Teil von weiblich gelesenen Person geleistet wird, im Rahmen von Kinderbetreuung, Pflege und Gesundheitsversorgung etc., vergesellschaftet, besser/fairer entlohnt und demokratisch organisiert wird. Nicht selten bedeutet eine hohe Sorgeverantwortung auch Armut und soziale Isolation. Dies führt dazu, dass Personen mit großer Sorgeverantwortung in besonderer Weise von Krisen betroffen sind, wie niedrigen Löhnen und steigenden Mieten.
Ähnliche Konzepte und Ideen wie das der sorgenden Stadt, lassen sich auf globaler Ebene wiederfinden. An Orten wie Madrid, wo die Stadtregierung einen ähnlichen Aktionsplan mit dem Namen „Ciudad de los Cuidos“, zu deutsch: Stadt der Sorge verabschiedete, oder auch Barcelona und Lateinamerika, lassen sich ähnliche Ansätze und Bewegungen beobachten, die inspirierend für hiesige Projekte sein können.
Im Abschlussgespräch am Samstagabend, moderiert von Sofia Heuser und Alex Wischneswki, haben sich Caren Tepp, Tashy Endres, Teresa Endres und Doris Achelwilm, vier Personen von verschiedenen Organisationen, Parteien und Initiativen zusammengefunden, um sich darüber auszutauschen, wie wir Kämpfe verbinden könnten und uns sozialpolitischen, arbeitsrechtlichen und qualitätsbezogenen Fragen von Care und Co. anzunehmen. Orientiert an der Fragestellung:
„Wie gelingt es uns, an unterschiedlichen Orten und in unterschiedlichen Projekten für eine gemeinsame Vision zu kämpfen? Wie können Strategien aussehen, die die Fragmentierungen der Klasse überwinden?“
Weiter Informieren!
Mehr Ideen, Inhalte und Projekte für eine schrittweise Entprivatisierung des öffentlichen Raums der Sorgende-Städte.org, solltet ihr euch auf deren Programm und vor allem großartigen Stadtplan anschauen, auf welchem sich interaktiv die Bestandteile Bremens Infrastruktur ansehen lassen, und erklärt wird, was diese Bestandteile für Bürger*innen in einer sorgenden Stadt bedeuten könnten! Durch die Veranstaltung und eröffneten Diskurse, fühlen wir uns besser aufgestellt, bestärkt und motiviert, uns weiter zu vernetzten und aktiv zu werden. Räume wie diese, in denen FLINTA*s in Gespräche kommen, sich vernetzen, ihre Ideen und Ansätze wiederfinden, teilen und erweitern, sowie gemeinsam an Projekten und Aktionen arbeiten können, sind unglaublich wichtig und bereichernd. Wir freuen uns riesig auf zukünftige Veranstaltungen wie diese, sowie auf neue Inhalte, Aktionen und Impulse der Bewegung!
Luisa Richter
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