Dass dem Fundament unseres Zusammenlebens ein großer Anteil der Kommunikation (und somit der Sprache) angehört, ist vollkommen klar. Wie soll ich denn sonst morgens mein Brötchen beim Bäcker bestellen? Aber unsere Kommunikation findet nicht nur in Form von Aneinanderreihung bestimmter Wortgebilde statt.
Wenn Mama nicht mehr mit dem Wort “Ok, machen wir so” antwortet, sondern einen Daumen-Hoch-Emoji schickt, dann bringt mich das manchmal zum Grübeln. Zum Grübeln bringt mich auch, dass man lieber etliche Kurznachrichten hin und her sendet, anstatt ein kurzes Telefonat zu führen. Ist das Ausdruck unserer Bequemlichkeit oder ist das die Entstehung einer neuen Art der Sprache?
Von Animation bis Z
Egal ob das runde, gelbe Gesicht mit Mimik oder die Aneinanderreihung vieler Bild zu einer Animation, beides findet immer mehr Verwendung. Statt zu den Buchstaben oder gar dem Telefonhörer in unserem Display zu greifen, schicken wir lieber das gezeichnete Etwas. Schon fragwürdig; als würde ich bei einem mündlichen Gespräch auch lieber ein GIF meines Lächelns abspielen, statt meine Mundecken in die Höhe zu bewegen.
Vielleicht können diese Emojis auch nützlich sein. Klingt ein “Danke” mit lächelndem Gesicht nicht gleich viel freundlicher als ein “Danke” ohne alles? Gewissheit darüber, ob das wahr ist, kann ich an dieser Stelle nicht bieten. Mitunter sollen Nachrichten, die nicht dieser Vorschrift entsprachen, schon zum Streit geführt haben; “Ich liebe dich” ohne Herz oder Schmatzer ist halt viel weniger wert als mit.
Erste Untersuchung
Erste Untersuchungen zum Thema Emojis im sozialen Netz wurden von Anatol Stefanowitsch der Freien Universität Berlin getätigt. Er hält fest, dass nur in seltenen Fällen ganze Worte oder Sätze durch ein Symbol ersetzt werden, demzufolge auch kein Verfall der Sprache zu befürchten sei. Die Verwendung sage aber zum Teil etwas über den Nutzer/die Nutzerin aus. Beispielsweise seien Menschen, die einen lachenden Smiley ohne Nase tippen, weniger auf die richtige Rechtschreibung und mehr auf kurze Texte fokussiert, im Gegenteil zu User*innen, die sie mit Nase verwenden.
„Bilder sagen mehr als Worte“…
… kann durchaus ein berechtigter Einwand in diesem Kontext sein. So können Pixelhaufen eigene Bilder in den Leserköpfen auslösen, aber auch Ironie oder Poetik da erzeugen, wo man ihnen ohne Worte nur schwer Ausdruck verschaffen kann.
Alles in einem sind Emojis ein Teil unserer digitalen Sprache geworden, die man aber in Maßen einsetzten sollte. Wählt doch ab und zu mal lieber Buchstaben als ein mickriges Kleinbild, so liest sich der ellenlange Chatverlauf doch auch viel besser. 😉
Vivien Koschig
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