Jeder kann krank oder nicht krank sein. Krank zu sein heißt, dass man ganz unabhängig von seinem Willen eine Krankheit ‚bekommt‘. Die unerwartete Krankheit tritt in einem Augenblick auf und kann im anderen das Leben von Patient*innen schwer werden lassen.
Es gibt Menschen, die nicht über ihre Krankheit sprechen, da sie von anderen nicht aufgrund ihrer Krankheit stigmatisiert werden wollen. Wenn sie beispielsweise an sexuell übertragbaren Krankheiten wie AIDS leiden oder psychisch krank sind, können sie dadurch in sozialer Hinsicht diskriminiert werden. Und insbesondere wenn es um Frauenkrankheiten geht, nimmt die Stigmatisierung leider deutlich zu.
„Haben Sie häufig wechselnde Sexualpartner*innen?“
Im Bereich der Frauenkrankheiten gibt es viele verschiedene Krankheitsarten. Bei den gynäkologischen Krebserkrankungen sind Gebärmutterhalskrebs, Eierstockkrebs, Gebärmutterkrebs, Vaginalkarzinom und Vulvakarzinom als frauenspezifischen Krebsarten bekannt. Je intimer die Stelle des von Krebs betroffenen Bereichs, desto häufiger werden die erkrankten Menschen von der Gesellschaft mit anderen Augen betrachtet und stigmatisiert.
Um diese Stigmatisierung zu messen, hat die Frauenkrebsforschungsorganisation ‚The Eve Appeal‘ im Jahr 2015 eine Umfrage innerhalb Großbritanniens durchgeführt. Sie befragten Frauen zum Thema gynäkologische Krebserkrankungen.
Laut der Umfrage glaubt eine von fünf Frauen, dass gynäkologische Krebserkrankungen mit sexueller Freizügigkeit, also dem häufigen Wechsel von Sexualpartner*innen, zusammenhängen. Gleichzeitig finden fast 40% der Frauen, dass die Stigmatisierung von gynäkologischen Krebserkrankungen größer als bei anderen Erkrankungen ist. Darüber hinaus zeigte sich bei einem Viertel der Befragten, dass sie mit ihrem Arzt oder ihrer Ärztin nicht über Symptome gynäkologischer Erkrankungen sprechen können, da sie nicht über ihre sexuelle Vorgeschichte reden wollen.
HPV ist kein Zeichen für sexuelle Freizügigkeit!
Auch wenn es einen ursächlichen Zusammenhang zwischen einigen Formen von gynäkologischen Krebsarten und dem sexuell übertragbaren High-risk-Human Papilloma Virus (High-risk-HPV) gibt, ist das Virus so häufig, dass es als eine normale Folge von sexueller Aktivität angesehen werden kann. Denn es wird angenommen, dass sich 80% aller Menschen mit irgendeiner Form von HPV in ihrem Leben infizieren. Da es auch bei Menschen auftreten kann, die nur eine*n Sexualpartner*in hatten, ist es kaum ein Zeichen für sexuelle Freizügigkeit. Zudem gibt es derzeit noch keinen Zusammenhang zwischen dem High-risk-HPV und Eierstock- oder Gebärmutterkrebs, die die beiden häufigsten gynäkologischen Krebsarten sind.
Auch wenn es viele Faktoren gibt, die zu den Einstellungen und Wahrnehmungen um die gynäkologische Gesundheit beitragen, gibt es einen klaren Bedarf an einer weiteren Debatte über das Thema. Denn 85% der Befragten glauben, dass eine offene Diskussion helfen könnte, Leben zu retten. Außerdem sagten 34% der Befragten, dass sie sich wohler fühlen würden, über gynäkologische Gesundheitsprobleme zu sprechen, wenn sich die sexuelle Stigmatisierung davon reduzieren würde.
Wir sollten endlich offen über Frauenkrankheiten sprechen
Trotz der wissenschaftlichen Tatsachen passiert es in der Realität immer noch oft, dass viele Menschen besonders Krankheiten, die vor allem Frauen zugeschrieben werden, mit sexuellen Vorurteilen begegnen. Sie werden sogar wegen Krankheiten stigmatisiert, nur weil ein intimer Teil ihres Körpers krank ist.
Die Stigmatisierung verbreitet sich wie ein starkes Virus durch die diskriminierenden Augen von anderen. Und genau wie ein Virus kann diese Stigmatisierung erkrankte Menschen noch kranker machen. Vor allem, wenn diese nicht über ihre Krankheiten sprechen und ihre Krankheitsbelastung allein ertragen müssen. Daher ist es an der Zeit, dass wir über diese Krankheiten offen sprechen. Denn nur so können wir die krankheitsbedingte Stigmatisierung von Frauen hinter uns lassen.
Minyoung Song
Beate Harms meint
Liebe Macherinnen der Frauenseiten,
ich hatte auf einen hilfreichen Artikel über die Wechseljahre gehofft. Evtl. sogar mit Tipps zu Frauenärztinnen, die sich speziell mit dem Thema gut auskennen.
Statt dessen lese ich einen Kommentar, der in die Richtung geht: “Frauen, die Wechseljahre sind gar kein Problem..”
Hätten Sie weiterführende Tipps für Frauen, bei denen die Wechseljahre aber doch ein Problem sind?
Vielen Dank und viele Grüße
Beate Harms
renate meint
Hallo liebe Frau Harms,
danke für den Hinweis. Wir nehmen Ihren Kommentar einfach als Themenvorschlag für einen neuen Artikel.
Das Thema Wechseljahre sollte hier durchaus Raum einnehmen.
Vielen Dank und viele Grüße,
Renate Strümpel