Wie kann man weiblichen Nachwuchs für MINT-Berufsfelder gewinnen? Eine Bestandsaufnahme und Optimierungspotenziale zu diesem Thema sind der Inhalt einer jetzt erschienenen Studie vom Kompetenzzentrum Technik-Diversity-Chancengleichheit e. V.
Es gibt eine Vielzahl an MINT-Initiativen mit dem Ziel, insbesondere junge Frauen für Berufe im MINT-Bereich zu interessieren. Und die Zahl der jungen Frauen auf dem MINT-Arbeitsmarkt steigt – wenn auch nicht in dem erwarteten Maß. Die von Gesamtmetall beauftragte und von der TU München mit dem Kompetenzzentrum Technik-Diversity-Chancengleichheit erstellte Studie bringt zum ersten Mal wissenschaftliche Erkenntnisse über die Gewinnung weiblichen MINT-Nachwuchses und Evaluationsergebnisse aus Praxisprojekten systematisch zusammen. Daraus werden fundierte, praxisorientierte Handlungs- und Optimierungsempfehlungen abgeleitet.
Einflussfaktoren wurden genauer untersucht
Die Studie ist nach lernortübergreifenden Einflussfaktoren und verschiedenen Lernorten (Schule, Unternehmen, Hochschulen) strukturiert. So können Lücken im Forschungsfeld und in Projektkonzeptionen identifiziert, Erfolge und Hindernisse aufgezeigt und Perspektiven für die Weiterentwicklung von MINT-Motivationsangeboten entwickelt werden.
Viele Unternehmen suchen nach effektiven Strategien, um mehr junge Frauen als bisher zu gewinnen. Wolfgang Gollub, Abteilungsleiter Nachwuchssicherung bei Gesamtmetall, betont, dass für einen erfolgreichen Wandel insbesondere das Zusammenspiel der unterschiedlichen Lernorte optimiert und beispielsweise Schulen und Unternehmen ihre Zusammenarbeit weiter ausbauen sollten. Wenn Schulen Berufsorientierungsangebote wie den Girls‘Day oder Praktika pädagogisch begleiten, verstärke dies die Effekte deutlich, so Gollub.
Stereotypes Denken behindert Entscheidung für MINT-Fächer
Berufsorientierung ist ein multifaktorieller Prozess. Professorin Susanne Ihsen von der TU München macht deutlich, dass die Herausforderung sein wird, zukünftig verstärkt auf struktureller Ebene anzusetzen, um nachhaltig stereotypes Denken zu überwinden zu können. Nachgewiesen erfolgreiche Projekte sollten verstetigt und neue Maßnahmen von Anfang an auf ihre Wirksamkeit evaluiert werden, unterstreicht Ihsen.
Sabine Mellies, Geschäftsführerin des Kompetenzzentrums Technik-Diversity-Chancengleichheit hebt den starken Zusammenhang zwischen geschlechterstereotypem MINT-Image und MINT-Affinität hervor. „Deswegen ist es wichtig, Strategien für mehr weiblichen MINT-Nachwuchs langfristig zu verfolgen. Denn gesellschaftlich verankerte, stereotype Berufsvorstellungen behindern die Wahrnehmung der eigenen Interessen und Talente“, resümiert Mellies.
Die Studie wurde gefördert von Gesamtmetall – Die Arbeitgeberverbände der Metall- und Elektro-Industrie und ist im LIT Verlag Dr. W. Hopf in der Reihe „TUM Gender- und Diversity Studies“ erschienen.
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