Als meine Freundin mir erzählte, sie möchte nach dem Studium Teilzeit arbeiten, war ich zunächst verwundert. Wir haben beide im Wirtschaftsbereich studiert und unsere Ansichten sind oft die gleichen.
Volle Zeit…
Unsere Ziele sind auch ähnlich: Große Karriere? Muss nicht sein, es soll aber für ein gutes Leben reichen. Doch für mich war immer klar, ich würde Vollzeit arbeiten, da mich als alleinstehende Frau ohne Kinder nichts davon abhält. Natürlich ist mir meine Freizeit auch wichtig und bei der Auswahl möglicher Arbeitgeber*innen habe ich, genau wie sie auch, auf Themen wie Arbeitszeiten, gutes Klima, zentrale Lage und nicht nur auf die Bezahlung geachtet. Doch sie begründet ihre Entscheidung mit: „Mir ist es wichtig, neben der Arbeit genug Freizeit und somit einen Ausgleich zum Job zu haben. Dafür nehme ich auch ein geringeres Gehalt in Kauf.“
… oder Vollzeit?
Ich kann ihre Beweggründe verstehen, wenn auch Teilzeit für mich nicht in Frage kommt. Für mich ist Geld gleichbedeutend mit Freiheit und Unabhängigkeit. Nach den vielen Einschränkungen im Studium möchte ich nichts mehr missen. Sie ist sich dieser Einschränkungen bewusst, hat zum Beispiel kein Auto und wohnt weiterhin in einer WG. Teilzeit bedeutet zwar mehr Freizeit, aber auch weniger Geld. Vor allem bedeutet es auch weniger in die Rente einzuzahlen. Das könnte später zum Problem werden, viele Frauen erleben das bereits heute. Mittlerweile hört und liest man überall, dass man sich privat absichern soll. Aber das bedeutet noch weniger Geld im Alltag zu haben. Sie vertritt die Meinung, wenn man bewusster lebt, beim Kauf von beispielsweise Kleidung oder Möbeln darauf achtet, ob es wirklich nötig ist und dass es lange hält, bleibt genug zum Sparen übrig.
Die persönliche Entscheidung
Ich würde nicht sagen, dass ich einen aufwendigeren Lebensstil als sie habe. Ich müsste mich schon sehr einschränken, um mit einem Teilzeitgehalt klar zu kommen. Das ist der Punkt, das möchte ich nicht mehr.
Mittlerweile arbeitet sie in Teilzeit und ich in Vollzeit und wir sind beide sehr zufrieden. Ich hätte ich nicht gedacht, dass das funktionieren kann. Sie zeigt mir, dass es möglich ist und dafür bewundere ich sie.
Sandra Albert
janni meint
„Für mich ist Geld gleichbedeutend mit Freiheit und Unabhängigkeit.“ Für mich gilt genau das Gegenteil: Für mich ist Freiheit gleichbedeutend mit Zeit. Zeit für mich, Zeit für Menschen und Tätigkeiten, die ich liebe.
Damla Ekin-Topluca meint
Nach dem Studium als Teilzeitkraft zu arbeiten ist seit einigen Wochen auch bei mir eingeschlichen. Einfach so. Ich denke das hat tatsächlich mit der Lebenseinstellung zu tun. Wenn man bewusst lebt und die Welt mit anderen Augen betrachtet kann man mit sehr wenig sehr viel Spaß aber auch Sicherheit haben. Bevor ich hier aufzähle worauf ich alles verzichten kann, möchte ich erwähnen, dass ich mit nur einem Satz lebe, den ich mir in solchen Momenten wiederholt in das Gedächtnis rufe: „Früher ging es auch ohne, früher hatten sie auch nicht viel.“