Das Tanzstück „Bodies“ von der Choreografin Birgit Freitag wird von einem Ensemble aus Darsteller*innen der Jungen Akteur*innen, Tänzer*innen und Schauspieler*innen aufgeführt. Zu sehen ist das Stück im Brauhaus des Theater Bremen. Die Premiere war am 06. Mai 2023.
Wie verschieden und individuell können sich Körper bewegen und aussehen, losgelöst von den gesellschaftlichen Normen und Schönheitsidealen – damit beschäftigt sich „Bodies“. Als Zuschauer*in wird man inspiriert, irritiert und kann Körper auf eine neue Art kennenlernen und entdecken.
Das Tanzstück hat keine Storyline in dem Sinne, es zeigt vielmehr eine Aneinanderreihung von Szenen, in denen die acht jungen Darsteller*innen in verschiedenen Konstellationen auftreten. Mal als Soloperformance, mal als Duett oder alle gemeinsam.
Gespielt wird mit vielen Gegensätzen: Nähe und Distanz, Stille und lauter Musik, schnellen und langsamen Szenen. Die schnellen Wechsel von Musik, Lautstärke und Performances geben dem Stück eine gewisse Spannung. Es wird nie langweilig zuzuschauen.
Die erste Szene macht die Zuschauenden direkt neugierig auf mehr. Zwei Tänzer bewegen sich zunächst vorsichtig umeinander herum, haben ihre Fäuste geballt wie bei einem kleinen Kampf, halten sich auf Distanz. Die Berührungen sind erst unabsichtlich, bei jeder erklingt ein Ton. Im Laufe der Szene werden es immer mehr Berührungen, bis die Szene in einer liebevollen Umarmung endet.
Nach einer Szene mit immer lauterer und rhythmischer Musik ist es im nächsten Moment mucksmäuschenstill auf der Bühne.
Zu hören ist nur der Atem der Tänzer*innen. Der Fokus liegt so auf dem Körper und darauf, was dieser alles kann und macht. Sich verausgaben, sich komisch bewegen, Geräusche machen.
Besonders außergewöhnlich und lustig ist eine Szene in der ein Tänzer ein Mikrofon an seinen Bauch hält und sein Bauchgrummeln den Raum erfüllt.
Sprechszenen gibt es wenige. Im Vordergrund steht der tänzerische Ausdruck. Die Passagen in denen die Darsteller*innen sprechen wirken deshalb ausgewählt und heben sich heraus. Es gibt eine Szene in der eine Darstellerin erzählt, was sie alles Merkwürdiges mit ihrem Körper machen kann. Wie eine Brücke machen oder mit der Zunge ihren Ellenbogen berühren. Szenen wie diese stellen eine gekonnte Abwechslung zu den eindrucksvollen Tanzszenen dar und lockern das Stück auf.
Die Ausstattung hält sich schlicht: Es gibt kein klassisches Bühnenbild, da der Fokus vielmehr auf den ausgefallen Kostümen, wie bunten Daunenjacken, sowie Licht und ästhetischen Videoinstallationen liegt.
Auf Solo- und Duett-Performances folgen Momente in denen alle Akteur*innen zusammen auf der Bühne auf verrückte Art tanzen. Dies wirkt sehr befreit und skurril und zeigt wie wild und ungehorsam unsere Körper sein können, lässt man sie einfach machen.
Roboterartige Bewegungen, Körper die sich schütteln, große Bewegungen, alles sieht man durcheinander gewürfelt. Man merkt in solchen Szenen oder einer Choreographie, die an einen Fitnesskurs erinnert, die Power und Leidenschaft, die von den tanzenden Personen ausgeht.
Die Kunst liegt darin, dass durch teilweise einfache Mittel wie „Spiegeltanz“, eine Person tanzt vor, die anderen tanzen nach, abstrakte Szenen entstehen.
Eigentlich kann man nur gebannt zuschauen, da das Publikum auch direkt eingebunden wird. Dies passiert insbesondere in Form von langen Blicken der Akteur*innen ins Publikum – Spannungen bauen sich auf.
In einer Szene stehen die Tänzer*innen vor dem Publikum und kommentieren, was die einzelnen Personen tun. Zum Beispiel sagen sie: „You moving your hand“, „You smiling a lot“ „Du schlägst dein Bein über das andere“. Man fühlt sich durch die (Inter)Aktion eingebunden, wird neugierig und vielleicht ein bisschen nervös, weil man selbst die nächste Person sein könnte, über die etwas gesagt wird.
Das besonders eindrückliche Ende bringt die Zuschauenden ins Nachdenken über das eigene Sein.
„Bodies“ ist ein tänzerisches Kunstwerk voller Energie und Kreativität. Der abstrakte Tanz, die individuellen (Tanz)Stile der Tänzer*innen stehen im Vordergrund, Geschlecht und unser gewohntes Bild von tänzerischer „Schönheit“ hinten an. Ein Stück, das unbedingt gesehen werden muss.
Die nächsten Vorstellungen wird es am 10. und 11. Juni 2023 geben. Tickets sind über die Theater-Bremen-Website erhältlich.
Ella B.
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