„Oh hier ist die Ausstellung also schon vorbei“, denke ich, als ich einen weiteren Raum des Paula Modersohn-Becker Museums betrete. Aber ich täusche mich, denn die Bilder, die ich sehe, sind immer noch von dem gleichen Künstler. Wilhelm Morgner. Ein Künstler, der nur 26 Jahre alt wurde. Er lebte von 1891-1917 und wurde in Soest geboren. Trotzdem hinterlässt er ein beachtliches Werk: 264 Gemälde und mehr als 2000 Arbeiten auf Papier. Er fällt bei Flandern im Krieg.
Morgner ist Autodidakt, der nur 3 Monate in Georg Tapperts Malschule in Worpswede und 3 Monate in Berlin verbringt und ansonsten in Westfalen lebt und arbeitet. Und obwohl er nur wenig Kontakt zur damaligen Kunstszene hat, sind seine Werke geprägt von Vincent van Gogh, den er bewundert, Rembrandt, Franz Marc, Wassily Kandinsky und und und.
Von Feldarbeitern bis zum Selbstporträt
Seine Bilder sind großformatig und unglaublich farbig. Seine Motive sind vor allem Feldarbeiter (Steinbrecher, Holzarbeiter, Maurer etc.), aber auch religiöse Themen wie eine Kreuzabnahme oder eine Interpretation von Himmelfahrt finden sich unter seinen Gemälden. Außerdem spielt es für ihn eine große Rolle sich selbst zu porträtieren. Erinnern seine frühen Werke eher an van Gogh, wird er später immer abstrakter und man muss an Franz Marc denken, wenn man seine Bilder sieht. Er beteiligt sich bereits mit 20 Jahren an den Ausstellungen Neue Secession in Berlin und dem Blauen Reiter in München.
Im Paula Modersohn-Becker Museum werden seit dem 15. Februar seine Werke ausgestellt und können in 6 Räumen besichtigt werden. Dabei sind 23 Gemälde (eins passte leider nicht, da es zu groß war und nicht ins Haus transportiert werden konnte), Zeichnungen und Briefe, die Morgner an Tappert schrieb. Die Ausstellung geht noch bis zum 14.06.2015 und heißt „Ungeheuerliche Farbwunder“ Wilhelm Morgner. Malerei 1910-1913.
Warum ein Künstler im Paula Modersohn-Becker Museum?
Warum sich das Museum grade für diesen Künstler entschieden hat, erklärt Verena Borgmann, die wissenschaftliche Leiterin, die zusammen mit Simone Ewald, einer wissenschaftlichen Mitarbeiterin des Museums, für die Inszenierung verantwortlich ist, so: „Wilhelm Morgner ist auch einer dieser vergessenen Künstler, den wir gerne unterstützen wollen. Und außerdem hat er einen Bezug zu Worpswede.“ Und in Worpswede lebte Paula Modersohn-Becker bis zu ihrem Tod.
Der Eintritt zur Ausstellung kostet 8 Euro für Erwachsene und 5 Euro für Kinder und man kann sie von Dienstag bis Sonntag von 11- 18 Uhr besichtigen. Weitere Infos zu Veranstaltungen rund um die Ausstellung findet ihr hier. Die völlig unterschiedlichen Werke dieses Künstlers mal „live und in Farbe“ zu sehen, lohnt sich. Und wer weiß wann seine Werke wieder mal im Norden sind.
Mariell Begemann
LiloB meint
zu Frau Begemanns Vorstellung von Morgner im Moderson-Becker-Haus;
Danke für den interessanten Beitrag über den Maler Morgner. Den ich natürlich nicht kannte. Wie wohl die meisten von uns,- denn; in zunehmendem Maße werden „Namen“ gehandelt. Man geht in eine MOMA-Ausstellung,- alternativ Capar-David-Friedrich – und versucht , an den vielen Besuchern vorbei einen Eindruck von den Werken zu bekommen. Viele kennt man,- aber eben nicht „in echt“. Umso beeindruckender ist es dann, vor dem Original zu stehen. Verständlich also, daß wir nach berühmen Malern suchen,- und leider für die weniger bekannten blind werden. Uninteressiert,- weil sie ja nicht „in“ sind. Daher viele völlig überlaufene Ausstellungen, z.B. von Picasso – aber; wer kennt z.B. Morgner – und besucht gezielt dessen Ausstellung? Darum danke für den Hinweis. Ich werde versuchen, nch Bremen zu kommen,- und diese Bilder kennenzulernen. Und immer offen zu bleiben für neue Gemälde, Namen – und Eindrücke. Und glücklich sein, daß sie noch ein Geheimtipp sind,- und man die Bilde ganz in Ruhe betrachten kann. Toll– LiloB,-