Am 20. März findet der Equal Pay Day in Deutschland statt, ein Aktionstag für Entgeltgleichheit zwischen Männern und Frauen, der auf die Lohnunterschiede aufmerksam macht. Dieses Jahr unter dem Motto „Transparenz“.
Es steht außer Frage, dass niedrigere Löhne für Frauen, die den gleichen Arbeitsaufwand betreiben, ungerecht sind. Doch wie kommt es dazu, dass Männer und Frauen sich dessen bewusst sind und dennoch diese Strukturen nicht aufbrechen können? Es ist ein sehr komplexes Thema, welches mit dem weiblichen Körper und der Weiblichkeit einhergeht. Ungleichheit herrscht nämlich nicht nur auf dem Arbeitsmarkt, sondern vor allem in der privaten Sphäre, in der Frauen immer noch den Großteil des Haushalts schmeißen, ohne dafür vergütet oder geschätzt zu werden.
Bei diesem Gedanken muss ich sofort an das Buch „Fleischmarkt – Weibliche Körper im Kapitalismus“ von Laurie Penny denken. Sie stellt fest, dass Frauen in Gesellschaften, in denen sie gesetzlich zwar gleichgestellt sind, immer noch dazu verpflichtet sind, Kinder zu gebären und zu erziehen, den Großteil der häuslichen Arbeit und Pflegeleistungen zu erledigen und das alles vollkommen umsonst. Und dabei sind es genau diese Frauen, die in den entwickelten Ländern 80% der angebotenen Waren kaufen. So verlassen sich moderne Ökonomien auf die bezahlte und unbezahlte Arbeit von Frauen, deren Kaufkraft und Reproduktionsfähigkeit. Würden Frauen morgen aufwachen und sich positiv und stark in ihren Körpern fühlen, würden die globalen Wirtschaftssysteme über Nacht zusammenbrechen. Der westliche weibliche Körper wird also durch die konstante Zurschaustellung marginalisiert und von „geldmachender Sexualität“ zu Eigen gemacht, sodass wir als Frauen von unserem eigenen und politischen Selbst entfremdet werden.
Wir werden kontrolliert, auch wenn wir es nicht immer merken und kontrollierte Körper können überredet werden, Arbeit zu leisten, die unter- oder gar unbezahlt ist.
Laurie Penny schweigt nicht, sie gibt sich auch nicht mit den Fortschritten zufrieden, sondern meldet sich zu Wort und fordert einen Feminismus, der laut und unbequem ist. Ich gebe zu, es ist kein leichter Text, weder literarisch noch inhaltlich. Aber auch die Machtstrukturen des neoliberalen Kapitalismus sind kompliziert und müssen hinterfragt werden. Erst wenn sich Menschen bewusst werden, inwieweit sie tatsächlich kontrolliert und manipuliert werden, können sie sich dagegen wehren und eine Machtverschiebung erreichen. Frauen müssen lernen „nein“ zu sagen, egal ob in der Arbeitswelt oder privat.
Wäre die Lohntransparenz ein erster Schritt, um die Frauen auf die Ungerechtigkeit aufmerksam zu machen? Ja, da bin ich mir sicher. Erst wenn Frauen und Männer gleichermaßen wissen, wie viel in ihrer Branche und dem Tätigkeitsfeld tatsächlich verdient wird, können sie den Anspruch auf gerechte Löhne durchsetzen. Doch vor allem im privaten Raum muss Gleichberechtigung durchgesetzt werden, um sie letztendlich auch im Berufsleben zu erreichen.
Anastasia Garies
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