Die Durchschnittsfrau in Deutschland hat einen BMI von 24,8 und trägt Konfektionsgröße 42-44.
Ein statistisch ausgewertetes Ergebnis, das man erst nicht so recht glauben mag, sieht man sich das von Frauenzeitschriften, Instagram, Werbeplakaten und Fernsehsendungen dargestellte Schönheitsideal einmal an.
Die Illusion der Perfektion
Doch es ist wahr: Das anzustrebende Schönheitsideal für Mädchen und Frauen, welches uns Medien weismachen wollen, ist nichts als eine Illusion. Lauter schlanke Körper, lauter so genannte thigh gaps und bikini bridges, lauter tolle Diätrezepte und Geschichten darüber, wie das Dünnwerden das ganze Leben verändert, egal wo wir hinschauen, von überall her scheint es uns Frauen geradezu anzuspringen: Du musst dünn sein!
Body Positivity
Body Positivity ist ein gegensätzlicher Ansatz, in welchem gegen unrealistische Schönheitsideale gekämpft und jeder Körper als „gut“ angesehen wird. Eine empowernde Bewegung, die vor allem junge Mädchen in sozialen Netzwerken erreicht und vermittelt, dass es okay ist, besonders, individuell und nicht der Norm entsprechend auszusehen. Dabei bezieht sich Body Positivity nicht ausschließlich auf Gewicht und Körpermaße. Auch andere vermeintliche äußere Makel wie Narben, Sommersprossen oder Dehnungsstreifen sollen wir lernen, an uns zu lieben und zu akzeptieren.
Wisst ihr was immer anziehend ist? Ein Strahlen in euren Augen. Ein Lächeln. Ein ins Gesicht gezeichnetes: ICH BIN WER ICH BIN. UND ICH BIN ZUFRIEDEN.
~ Louisa Dellert, Politik- und Nachhaltigkeitsaktivistin
Erschreckende Zahlen
Trotz des Wachstums dieser Bewegung über die letzten Jahre hinweg hat sich an der ungesunden medialen Repräsentation von Frauen noch nicht viel geändert. Und so kommt es häufig zu Verunsicherungen schon bei jungen Mädchen. Eine Studie belegt erschreckende Zahlen. Fast die Hälfte aller Mädchen im Alter zwischen 11 und 15 Jahren fühlt sich mindestens ein bisschen zu dick, dabei sind 95% von ihnen normalgewichtig. Mindestens 90% Prozent der Studienteilnehmer*innen haben bereits zu gewichtsreduzierenden Maßnahmen gegriffen. Manche davon, Fasten oder Erbrechen beispielsweise, waren gesundheitsgefährdend.
Die Verantwortung von Germanys next Topmodel
Neben Instagram und Werbung verstärken auch Fernsehshows die unrealistischen Körperbilder von Kindern und Jugendlichen. Ohne Frage ist es zu kurz gegriffen, zu behaupten, Shows wie Germanys next Topmodel würden zu Essstörungen bei den Zuschauer*innen führen. Diese stark verkürzte Theorie wird der Komplexität von Essstörungen als psychische Krankheiten bei Weitem nicht gerecht. Dennoch lässt sich die Tendenz erkennen, dass einige weibliche, an Esstörungen erkrankte Teenager Germanys next Topmodel gesehen haben. Viele von ihnen geben der Show zumindest eine Mitschuld an ihrer Erkrankung.
„Ich bin nicht wegen Germany’s Next Topmodel magersüchtig geworden, dennoch hat es eine Rolle gespielt. Und heute schaue ich es bewusst NICHT mehr an! Denn es würde die Magersucht wieder so richtig pushen.“
~ Eine Studienteilnehmerin zum Einfluss von Gntm auf Essstörungen
Abnehmen gegen Mobbing
Nicht nur die Körper der teils noch sehr jungen Models, sondern auch die erzählten Geschichten können einen großen Schaden bei den Zuschauerinnen anrichten. So berichtete 2015 das Model Jüli, wie es gewesen sei, als dickes Kind in der Schule gemobbt zu werden. Wie sie die Situation überstanden hat? Abnehmen, dünn sein, beliebt werden. Was richtet es mit jungen Mädchen an, wenn Vorbilder solche Bewältigungsstrategien gegen Mobbing empfehlen?
Plus Size – Eine weitere Illusion?
Eines fällt bei Germanys next Topmodel schnell eines auf: Der Trend hin zu so genannten Plus Size Models hat sich in den letzten Jahren anscheinend verstärkt. Vermehrt finden sich auch etwas kurvigere Mädchen unter den Kandidatinnen. Trotzdem wird insgesamt noch immer ein sehr ungesundes Schönheitsideal repräsentiert. Auch das Plus Size Model der aktuellen Staffel, Johanna, ist alles andere als Plus Size, orientiert man sich an dem oben genannten deutschen Durchschnitt. Sowohl Johanna, als auch sämtliche Plus Size-Models der vorherigen Staffeln sind zwar etwas kurviger als ihre Mitkandidatinnen und haben vielleicht eine oder zwei Körbchengrößen mehr. Doch sie sind immer noch dünn, nahtlos gebräunt, durchtrainiert und „perfekt“.
Trend im Wandel
Ja, die Schönheitsideale ändern sich ein wenig, werden toleranter. Man kann als Model Tattoos tragen oder Pigmentstörungen haben. Nicht alle tragen mehr Kleidergröße 32 , manchmal geht auch 34 oder 36.
Doch was noch immer gilt: Passe dich an, entspreche der Norm, habe Charakter und Individualität, aber nur so viel, dass man dich trotzdem noch formen kann.
Sei perfekt.
Franka Billen
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