Unsere Frau der Woche ist Alice Haruko Hasters. Alice Hasters ist eine deutsche freie Journalistin, Buchautorin und Podcasterin.
Hasters ist die Tochter einer Afroamerikanerin und eines Deutschen und zählt zu der Gruppe der Afrodeutschen Community, welche sich unter anderem auch als BIPoCs* bezeichnen.
Sie wurde am 10. Juni 1989 in Köln geboren, absolvierte ihr Journalismus-Studium an der Deutschen Journalistenschule in München und lebt heute in Berlin.
Alice Hasters zählt zu den wichtigsten Stimmen der jungen Schwarzen in Deutschland
In ihrem im Herbst 2019 erschienenes Buch „Was weiße Menschen nicht über Rassismus hören wollen, aber wissen sollten“, erzählt sie von ihrem Leben als Schwarze Frau in Deutschland. Hasters ist es gewohnt, dass weiße Menschen gerne weghören, wenn es um das Thema Rassismus geht.
„Das Wort Rassismus wirkt wie eine Gießkanne voller Scham, ausgekippt über die Benannten. Weil die Scham so groß ist, geht es im Anschluss selten um den Rassismus an sich, sondern darum, dass ich jemandem Rassismus unterstelle“ (Alice Hasters: Was weiße Menschen nicht über Rassismus hören wollen, aber wissen sollten, S. 14)
Mit ihrem Buch will sie das Thema Rassismus für weiße Menschen sensibilisieren. Alice Hasters erklärt geduldig, zugänglich, klar und bestimmt, dass Rassismus in Deutschland, so wie überall, ein strukturelles Problem ist, welches den Alltag aller BIPoCs bestimmt. Die Annahme, dass Rassismus in Deutschland „nur“ am rechten Rand bestehe, ist weit verbreitet. Sie ist eine einfache Ausrede für alle weißen Menschen, um sich nicht mit dem eigenen Rassismus auseinandersetzen zu müssen. Sie ist aber auch sehr gefährlich. Denn die Behauptung, dass Rassismus nur ein Problem der NPD und der AfD sei, ist schlichtweg falsch und negiert einen wichtigen Teil des Lebens von BIPoCs. Denn, Rassismus ist allgegenwärtig und ein systematisches Problem, das eben nicht nur bei Nazis und Faschist*innen zu finden ist. Die Mehrheitsgesellschaft in Deutschland sieht den unterschwelligen Rassismus oft gar nicht und will ihn auch nicht sehen, dabei ist es so wichtig, dass sich die weiße Mehrheitsgesellschaft mit ihrem eigenen Rassismus auseinandersetzt, so anstrengend und ermüdend es auch sein mag. Es ist keine leichte Aufgabe, aber sie ist notwendig. Und es ist auch keine Aufgabe, die Schwarze Menschen für uns übernehmen müssen.
Das Buch dient als Hilfestellung, um sich aktiv mit dem eigenen Rassismus auseinanderzusetzen
Dennoch hat Alice Hasters dieses Buch vor allem für weiße Menschen geschrieben, als Hilfestellung um diesen Weg zu beschreiten. Sie übernimmt Aufklärungs- und Bildungsarbeit, die in Deutschland immer noch dringend gebraucht wird. Alice Hasters hat sich mit ihrem Buch diesem Thema gewidmet. Das Buch ist in fünf Kapitel gegliedert: Alltag, Schule, Körper, Liebe und Familie. Schritt für Schritt geht Hasters auf uns zu. Durch die Schilderung ihrer persönlichen Erfahrungen zeigt sie unter anderem, wie wichtig es ist, nicht länger zu leugnen, dass wir alle in einer rassistischen Gesellschaft sozialisiert wurden.
„Weiße Menschen haben so wenig Übung darin, mit ihrem eigenen Rassismus konfrontiert zu werden, dass sie meist wütend darauf reagieren, anfangen zu weinen oder einfach gehen. Am Ende bin oft ich es, die sich dafür entschuldigen soll, das Thema überhaupt adressiert zu haben.“ (Alice Hasters: Was weiße Menschen nicht über Rassismus hören wollen, aber wissen sollten, S. 14)
Neben den offensichtlichen rassistischen Konflikten, die in Deutschland aktuell sind, wie zum Beispiel die steigende Wählerschaft der AfD, rechtsextreme Anschläge, der im Grundgesetz verankerte Begriff „Rasse“ und vielem mehr, schildert Alice Hasters auch den Alltagsrassismus, dem sie und alle BIPoC immerzu ausgesetzt sind. „Was weiße Menschen nicht über Rassismus hören wollen, aber wissen sollten“ ist ein sehr gutes Einstiegsbuch um sich mit dem eigenen Rassismus auseinanderzusetzen. Alice Hasters schreibt in einer sehr umgänglichen und verständlichen Sprache über ihre eigenen Erfahrungen. Zugleich zeigt sie in ihrem Buch jedoch auch auf, wie wichtig es ist, die Zusammenhänge zwischen dem Persönlichen und dem Politischen wahrzunehmen und untermauert dies, durch ihre ausführliche Recherche.
“Monatliches Freundinnengespräch zwischen Politik & Popkultur”
Neben ihrer Arbeit als Buchautorin arbeitet Alice Hasters für die Tagesschau und für den Rundfunk Berlin-Brandenburg. Außerdem produziert sie seit 2016 zusammen mit ihrer Freundin Maximiliane Häcke den Podcast Feuer & Brot, welcher monatlich erscheint. In ihrem Podcast sprechen die beiden langjährigen Freundinnen in einer sehr angenehmen, zugänglichen Atmosphäre über gesellschaftlich relevante, aber auch persönliche Themen. Von White Saviorism über Alter, Aussehen, Selbst-Liebe, weibliche Lust bis hin zu sexistischem Deutschrapp ist wirklich alles dabei.
Den Podcast könnt ihr kostenlos auf der offiziellen Feuer & Brot Homepage oder auch bei SoundCloud und Spotify anhören.
* BIPoC steht übrigens für Black Indigenous_People of Colour und ist ein Sammelbegriff und die Selbstbezeichnung für und von nicht-weißen Menschen.
Ambra Lunemann
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