Die amerikanische Künstlerin Andrea Bowers zeigt momentan in der Weserburg, wie künstlerisch Protest aussehen kann. Ihre Werke sind politisch, feministisch und vor allem spannend anzusehen. „Light and Gravity“ nennt sich die Ausstellung, welche die erste Überblicksausstellung ihrer Werke ist. Und auch zwei eigens für Bremen angefertigte Kunstwerke sind zu sehen.Viele ihrer ausgestellten Werke haben einen feministischen Schwerpunkt.
Über Andrea Bowers
Die US-Amerikanerin Andrea Bowers wurde 1965 in Ohio geboren und lebt mittlerweile in Los Angeles. In ihrer Kunst arbeitet sie mit vielfältigen Medien. Von Installationen über Videomaterial bis hin zu Zeichnungen und Photographie. 1987 machte sie ihren Abschluss an der „Bowling Green State University“ und 1992 einen weitererführenden Abschluss am „California Institute oft the Arts“. Bereits im Jahr 1991 wurde ihre Kunst Teil von Gruppenausstellungen. Danach eröffnete sie 1993 im „FOOD HOUSE“ in Santa Monica ihre erste Soloausstellung. Und es geht weiter. Seitdem ist Bowers Kunst in zahlreichen Museen weltweit ausgestellt. Wien, Tokio, New York. Die Aktivistin und Künstlerin trägt ihre Werke in die Welt und leistet so ihren Widerstand. Dabei beschäftigt sie sich stets mit aktuellen Themen. Auch ihre hiesige Ausstellung beschäftigt sich mit Problemen, die unter anderem in Bremen stark diskutiert werden.
Light and Gravity
Am Freitag den 27.09.2019 eröffnete die Ausstellung „Light and Gravity“ in der Weserburg. Als Überblicksausstellung beinhaltet sie Werke der letzten 15 Jahre. Aber auch zwei Werke, die Andrea Bowers extra für Bremen anfertigte. Eines dieser Werke bezieht sich auf den örtlichen Protest, der sich gegen die Abholzung von 136 Platanen am Weserufer bezieht. In großen gemalten Blättern befinden sich Statements und Gedichte zu dem Protest. Damit bewuchern sie eine Wand in der Weserburg.
Aber auch andere Themen werden aufgegriffen. Andrea Bowers beschäftigt sich mit der Arbeiter*innenbewegung, den Waffengesetzen und natürlich Feminismus und Gleichberechtigung. Als zweites Werk für Bremen ist in der Ausstellung auch ein kleiner „Protest zum Mitnehmen“ ausgestellt. Bunt bedruckte Satinbänder mit Statements hängen für die Besucher*innen bereit und dürfen mitgenommen werden.
EQUAL MEANS EQUAL
WOMAN DON´T OWE YOU SHIT“
PLANET OVER PROFIT“
EMPOWER WOMAN“
So lauten einige der Slogans auf den bunten Satinbändern. Dabei fällt es schwer sich zu entscheiden. Bei meinem Besuch griff ich letztlich für „Wir sind viele, wir sind wild, scheiss aufs herrschende Frauenbild“. Dabei hätte ich am liebsten jedes einzelne Statement in die Welt getragen. Zum Glück brauch ich dafür nicht zwingend bunte Bänder.
Andrea Bowers gewaltfreier Protest
Andrea Bowers zeigt an mehreren Orten der Ausstellung, wie gewaltfreier Protest aussehen kann. In einem Videoclip erzählt sie gemeinsam mit einer weiteren Aktivistin, wie sie mitten in der Nacht auf Bäume geklettert sind. Diese sollten abgeholzt werden. Sie schildert dabei das Adrenalin und die Angst erwischt zu werden und gleichzeitig den Stolz, den sie spürte, als sie es auf den Baum geschafft hatte.
In einer weiteren Videoaufnahme werden in einem abgetrennten Bereich Übungen erklärt und gezeigt, die für einen friedlichen Protest genutzt werden können. Dabei geht es nicht um Selbstverteidigung. Stattdessen erklären die Trainer*innen im Video, wie man sich besonders schwer machen kann und sich gleichzeitig ohne Gegenwehr schützt.
Vielseitigkeit
Insgesamt ist die Ausstellung von Vielseitigkeit geprägt, die nicht nur die Motive betrifft. Auch die Materialien wählt Andrea Bowers ganz unterschiedlich.
Eine große Leuchtschrift mit „TRUST WOMAN“ schmückt die Wände, während sich unweit daneben zwei Frauen in Hochzeitskleidern unterhalten. Kurze Monologe werden dabei auf Leinwände projiziert, bei denen die Frauen über den Unterschied von Liebe und Hochzeit sprechen. Darüber, dass Frauen dazu erzogen werden, heiraten zu wollen und dass ein gemeinsames Haus oft nicht wirklich gemeinsam ist. Mehr ein Gefängnis.
In einer anderen Ecke der Ausstellung sind auf Geschenkpapier Parolen der Arbeiter*innenbewegung zu lesen. An einer Wand sind bunt besprühte Fächer aufgehängt. Bei näherem Betrachten lassen sich die Sätze darauf lesen. „It´s okay to be angry“ und „Feminists are just woman who don´t want to be treated like shit“ ist darauf unter anderem zu lesen.
In der obersten Ebene finden sich „Letters to The Army of Three“. Auf Geschenkpapier sind dort Briefe von Frauen abgedruckt, die der sogenannten „Armee of Three“ geschrieben haben. In den meisten Briefen geht es dabei um Hilfe zur Abtreibung oder Geburtenkontrolle. Mit Videomaterial und historischem Material schafft Bowers es eine große Bandbreite von politischen und feministischen Statements unterzubringen.
Als Frau der Woche zeigt sie, wie man friedlich Protest leisten kann, ohne stumm zu sein. Dass ihre Kunstwerke leise sind, kann man jedenfalls nicht behaupten. Die Ausstellung wird in Bremen noch bis zum 23.02.2019 zu sehen sein und ist in jedem Fall einen Besuch wert.
Jana Knösel
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