Anika Block fand nach einigen Umwegen ihre Passion in einem für Frauen bis heute eher ungewöhnlichen Berufsfeld und arbeitet bereits seit 13 Jahren als angestellte Tischlerin in Bremen.
Bereits als Kind fand sie Holzbearbeitung spannend, hatte aber bis dato abgesehen vom Werkunterricht und einem Tischler als Uropa nicht viel mit dem Handwerk zu tun.
Umwege
Nach dem Abitur entschied sie sich zunächst für ein Kulturwissenschaften- und Germanistik-Studium. So richtig dafür erwärmen konnte sie sich jedoch auch nach einigen Semestern noch nicht, sodass ihre Oma der Enkelin für die Semesterferien spontan einen Praktikumsplatz bei einer Tischlerei in der Nachbarschaft besorgte. Nach den eineinhalb Monaten im Praktikum stand für Anika Block fest: Tischlern ist ihre Leidenschaft- und darin wollte sie ausgebildet werden. Sehr kurzfristig gelang es ihrem Chef im Praktikumsbetrieb dann, einen Ausbildungsplatz bei der Tischlerei der Straßenbahn zu organisieren, und so tauschte Anika Block bereits im folgenden Monat Hörsaal gegen Werkstatt ein.
Passion gefunden
Was sie damals bis heute besonders am Beruf reizt, ist die Arbeit mit den Händen. Anders als in vielen Bürojobs sieht man am Ende des Tages, was man geschafft hat. Außerdem bringt jedes Projekt neue Herausforderungen mit sich, sei es durch verschiedene Holzarten, die unterschiedlich gehandhabt werden müssen, kleine Pannen, die immer mal wieder passieren können oder ungewöhnliche Möbeldesigns.
„Man lernt immer wieder Neues dazu, die Arbeit ist wirklich sehr vielseitig“
Schade findet sie jedoch, dass die Arbeit mit Massivholz tendenziell weniger wird. Das liegt wohl hauptsächlich daran, dass die Bearbeitung von Massivholz deutlich aufwändiger und langwieriger ist als die Arbeit mit Spanplatten. Das können und wollen viele Kund*innen nicht mehr zahlen, zumal Spanholzplatten durchaus vielseitig einsetzbar sind. Nach ihrer Ausbildung 2007 arbeitete Anika Block zunächst jedoch in einem Zwei-Personen-Betrieb, der hauptsächliche Möbel aus Massivholz fertigte. Solche Möbel seien natürlich besonders schön. Sie nimmt jedoch an, dass es schwieriger sei, genug Aufträge mit Massivholzmöbeln zu bekommen, um einen größeren Betrieb mit mehreren Angestellten am Laufen zu halten, eben weil diese Hölzer viel Mühe und Zeit zur Bearbeitung benötigen. Auch in Anika Blocks Betrieb reichten die Aufträge irgendwann nicht mehr aus, um zwei Leute ausreichend zu beschäftigen, weshalb sich die Wege von ihr und ihrem damaligen Chef nach ihrer Babypause trennten.
Stationen
Nach einem Jahr Pause fing sie wieder an zu arbeiten und suchte aufgrund der zusätzlichen Belastung von zuhause nach einen Teilzeitjob.
„Ich hatte Glück, gleich eine Teilzeit-Anstellung zu bekommen, da solche Beschäftigungsverhältnisse nach wie vor selten sind.“
Denn es gäbe nur wenige Mütter im Beruf. Bei ihrer nächsten Station passte das Arbeitsklima jedoch nicht, so dass sie den Betrieb nach ihrer zweiten Babypause ebenfalls verließ und 2015 zu den ‚Möbelmachern‘ kam, wo sie bis heute arbeitet.
„Das Arbeitsklima hier ist prima und eine Teilzeitanstellung war auch kein Problem“
Statt um sieben Uhr fängt sie um neun an, damit sie Zeit hat, die Kinder zum Kindergarten zu bringen. Gegen zwei Uhr nachmittags macht sie sich dann wieder auf den Weg, um die Kinder abzuholen und freitags arbeitet sie gar nicht.
„Einziger Nachteil“, lacht Anika, „ich sehe selten das Endergebnis von meiner Arbeit, da meine Kollegen es bis zum nächsten Tag oft schon beendet haben.“
Sexismus im Job war für sie nie ein Thema.
In meinem Ausbildungsbetrieb und den folgenden Betrieben hatten bereits Frauen vor mir gearbeitet und das erfolgreich. Mir wurde immer freundlich und hilfsbereit begegnet.“ sagt Anika Block.
Sie glaubt, Frauen täten dem Arbeitsklima oft gut und für großformatige oder schwere Teile bräuchte man sowieso oft eine zweite Hand, auch die Männer.
„Da hilft man sich halt. Das ist gar kein Thema, sondern ein kollegialer Akt.“
Zu ihren täglichen Aufgaben gehört unter anderem das Ausschneiden von Schrankteilen aus Plattenmaterialien, Platten mit Schichtstoff oder Furnier, welches eine sehr dünnen ‚Echt‘- Holzschicht ist, verpressen oder Kanten anleimen, genauso wie Holzflächen schleifen, damit sie lackiert werden können oder Oberflächen mit Holzöl zum Glänzen zu bringen. Auch wenn Anika Block ihren Job liebt, gehört er nicht zu den bestbezahlten Berufen. Der Lohn ist im Vergleich zu vielen Industrieberufen vergleichsweise wenig.
Empfehlungen
Als Rat für junge Menschen, die sich möglicherweise im Handwerk ausprobieren wollen, sagt sie:
„Das Wichtigste ist, sich direkt in den Wunschbetrieben mittels eines Praktikums einen Eindruck zu verschaffen. So bekommt man vielleicht auch schon mal einen Fuß in die Tür, wenn man einen guten Eindruck hinterlässt.“
Ein oder zwei Wochen bringen da allerdings wenig. Am besten sei es, wenn man sich ein paar Wochen Zeit lässt, um den Betrieb besser kennen zu lernen, und ein guten Rundumblick für die verschiedenen Aufgaben bekommt.
Auch sei es noch immer üblich, persönlich im Betrieb vorbeizukommen und sich vorzustellen, damit beide Parteien einen Eindruck voneinander gewinnen können. Zu guter Letzt hat Anika noch einen Insider-Tipp für uns:
„Bei einem Vorstellungsgespräch immer schön die Hände aus den Hosentaschen, das sieht man im Handwerk nicht gerne.“
Finja Hiller
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