Anja Kempf ist wohl die einzige selbstständige weibliche Fischpräparatorin deutschlandweit. Zusätzlich gefriertrocknet sie nun Dokumente und andere Dinge, die nass sind und trocken sein sollten.
Grund hierfür ist die aktuelle Pandemie, aber auch die Folgen des Klimawandels.
Der Weg zur Fischpräparation
Die Fischpräparation ist besonders beliebt bei Angler*innen, die so besondere Fänge verewigen lassen können.
Anja Kempf hat sich bereits sehr früh für dieses außergewöhnliche Handwerk begeistert. Angefangen hat alles mit zwei Gespenstheuschrecken, welche sie als Kind aufgezogen hatte.
Um sie nach ihrem Tod zu konservieren, kam ihr das damalige Nordseemuseum zur Hilfe, welches die Heuschrecken präparierte.
Fasziniert von dem Handwerk fuhr sie ab dem Zeitpunkt häufig nach der Schule in das Nordseemuseum, um dort mitzuhelfen.
Nach dem Abitur und der Ausbildung zur Präparatorin hat sie sich mit 23 Jahren selbstständig gemacht.
Vom Fisch zu Chopin
In Anbetracht der Pandemie musste Anja Kempf kreativ werden. Durch die Reisebeschränkungen und -warnungen können Angler*innen kaum noch ins Ausland reisen, Anja Kempfs Aufträge sind somit dramatisch eingebrochen.
So entstand die Idee Gefriertrocknung von Dokumenten, Algen und Proteinen und vielem weiteren zur Überbrückung zu nutzen. In der Hoffnung, dass sich die Lage für die reisenden Angler bald wieder normalisiert.
Eine große Gefriertrocknungsanlage hat Anja Kempf bereits seit 24 Jahren. Eine solche Anlage gefriertrocknet, indem eine Vakuum-Pumpe Unterdruck erzeugt.
Dieser Unterdruck lässt Eis in den gasförmigen Zustand übergehen. Das vorher gefrorene Wasser wird dann als Gas abgepumpt.
So können präparierte Fische, nassgewordene Bücher und andere „nasse Dinge“ gefriertrocknet werden. Hierfür ist Anja Kempf mit vielen städtischen Einrichtungen, Instituten im Lebensmitteltechnologie-Bereich und mit Privatpersonen in Kontakt.
Klimawandel: Ein Trend zum Gefriertrocknen?
Die Gefriertrocknung von nassen Dokumenten bot Anja Kempf erstmals im Zuge des starken Oderhochwassers 1997 an. Viele Keller wurden durch das Hochwasser unter Wasser gesetzt, und damit zahlreiche Fotoalben, Dokumente und Ordner. Die aktuellen Bilder aus Süddeutschland zeigen, dass solche Hochwasser immer häufiger zu erwarten sind.
Europa befindet sich momentan in einer der neun hochwasserreichsten Phasen der letzten 500 Jahre, wobei sich diese Phase grundlegend von vorherigen unterscheidet. Dies weist laut dem Wissens-Magazin sciencexx eine Studie der TU Wien nach, die die vermehrten Hochwasser mit dem menschengemachten Klimawandel erklärt.
Wir müssen uns wohl auf noch mehr Hochwasser und Überschwemmungen einstellen. Eine Zukunft mit mehr überschwemmten Kellern ist auf jeden Fall beängstigend. Aber vielleicht ist es eine kleine Erleichterung zu wissen, dass Expert*innen wie Anja Kempf bestens vorbereitet sind, um verloren geglaubte Schätze zu retten.
Pia Reiter
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