Der 10. September 2017 war ein historischer Tag in der Fußballgeschichte. Denn als erste weibliche Schiedsrichterin leitete eine Frau ein Spiel zwischen Hertha und dem SV Werder Bremen. Sowohl in Deutschland als auch in anderen europäischen Ländern war es das erste Mal, dass eine Frau in der ersten Liga der Männer pfiff. Ihr Name: Bibiana Steinhaus. Sie ist Polizeibeamtin in Niedersachsen und die erste Frau, die im deutschen Profifußball Spiele im Männerbereich pfeift.
Steinhaus wurde 1979 in Bad Lauterberg im Harz geboren. Sie war eine Jugend-Fußballspielerin des SV Bad Lauterberg und trat 1995 in die Fußstapfen ihres Vaters, der auch Schiedsrichter war. In der Saison 2007/08 pfiff sie als erste Frau in der zweithöchsten Männerspielklasse. Danach leitete sie über 80 Spiele in der zweiten Bundesliga und war auch als Schiedsrichter-Assistentin in der ersten Bundesliga tätig. Sie machte Karriere und leitete endlich als erste Frau nicht nur das Finale der Weltmeisterschaft der Frauen 2011, sondern auch das des olympischen Fußballturniers der Frauen 2012 in London.
Frauen haben im Männerfußball nichts zu suchen
Fußball ist eine der beliebtesten Sportarten der Welt, trotzdem gibt es kaum Platz für Frauen im Fußball. Im Jahr 1991 fand FIFA Frauen-Weltmeisterschaft zum ersten Mal statt und seit den Spielen von Atlanta 1996 wurde Frauenfußball zur olympischen Disziplin gewählt. Leider gibt es im Männerfußball noch immer kaum weibliche Schiedsrichter*innen. Und wenn, dann findet man(n) sie nur in den unteren Spielklassen oder sie fungieren als Schiedsrichter-Assistent*innen in der ersten Klasse.
Steinhaus ist eine kompetente und talentierte Schiedsrichterin. Sie hat bisher schon sechs Mal den Preis für die DFB – Schiedsrichterin des Jahres erhalten. Um überhaupt in der ersten Bundesliga zu pfeifen, musste sie gegen viele Vorurteile ankämpfen. Im vergangenen Jahr wurde ihr der Aufstieg in die oberste deutsche Spielklasse verwehrt, obwohl sie die Anforderungen dafür erfüllte. Im Jahr 2015 wurde sie von einem Profifußballspieler auf dem Fußballfeld beleidigt, Frauen hätten im Männerfußball nichts zu suchen. Der Spieler wurde bestraft. Dennoch macht dieser Vorfall deutlich, was für ein Frauenbild im männerdominierten Fußball häufig existiert.
Die gläserne Decke des Fußballs aufbrechen
Es ist 2017. Trotzdem gibt es immer noch eine geschlechtsbezogene „gläserne Decke“ in verschiedenen Berufsfeldern. Ein Titel wie ‚erste Frau‘ zeigt Anerkennung, aber es ist schade, dass der Titel eher auf ihr Geschlecht aufmerksam macht. Viel mehr würde ich mir wünschen, dass die Karrieren von Frauen genauso Beachtung finden würden, wie die der Männer, ohne explizit auf das Geschlecht hinzuweisen. Eine bunte Gesellschaft sollte sich auch in den verschiedenen Berufsfeldern widerspiegeln. Egal ob beim Sport, bei der Feuerwehr oder im Kindergarten.
Minyoung Song
Schreibe einen Kommentar